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Alexander der Große

Titel: Alexander der Große Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Will
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Opposition und ließ jeden und alles bespitzeln.
    In seiner Unsicherheit verteidigte Alexander überall den ersten Rang, den ihm niemand streitig machte. Selbst im Trinker-Agon
     der Offiziere konnte der König nicht nachstehen. Auch bei den Staatsbanketten wollte Alexander der erste sein. Spätestens,
     als das Heer Indien erreichte, wurde Wetttrinken Ansporn und Belohnung gleichzeitig. Alexander eiferte nun einem neuen Gott
     nach, der sich der Götterwelt Indiens leichter assimilieren ließ, Dionysos, dem Gott der Vegetation, der Fruchtbarkeit und
     des Weines. 50 Jenseits des Hindukusch wandelte der König auf den Spuren des Gottes und motivierte damit sein Heer zu neuen Leistungen.
     Festlichkeiten mit musischen, sportlichen und Trinkwettkämpfen wurden in einer bis dahin nicht gekannten Häufigkeit veranstaltet.
     In der Stadt Nysa, die von Dionysos gegründet worden sein soll und zum Beweis den Namen der Amme des Gottes trug, wurden zehntägige
     Gelage mit orgiastischen Gesängen und Tänzen abgehalten; Wettspiele am Indus, in Taxila, am Hydaspes und im Gebiet der Maller
     folgten. 51 Ein Fragment der Überlieferung erlaubt einen ausschnittweisen Einblick:

    |57| Alexander veranstaltete [...] wegen der Liebe der Inder zum Alkohol einen Wettbewerb im Trinken ungemischten Weines. Als Preis
     für den Sieger waren ein Talent, für den Zweiten 30 Minen und für den Dritten 10 Minen ausgesetzt. Von denen, die mitgezecht
     hatten, starben aufgrund eines Kälteeinbruchs (während sie im Rausch lagen) 35 sofort, sechs andere etwas später in ihren
     Zelten. Derjenige, der das meiste zu trinken vermocht hatte und Sieger wurde, trank vier Choen [etwa 13 Liter] und nahm als
     Preis ein Talent entgegen. Er lebte noch vier Tage; sein Name war Promachos. 52
    Jede Gelegenheit zu einem Fest wurde ausgenutzt. Die Selbstverbrennung des indischen Weisen Kalanos, der sich Alexander angeschlossen
     hatte, endete in einem mehrtägigen Trinkgelage. Die Bestattung des makedonischen Offiziers Koinos wurde ebenso zu einer Trinkveranstaltung
     wie die pompöse Trauerfeier für Hephaistion, Alexanders letztem Vertrauten. 53 Zum großartigsten Fest gestaltete sich das unverhoffte Wiedersehen zwischen Alexander und seinem Admiral Nearchos nach der
     Rückkehr aus Indien. Nearchos hatte mit seiner Flotte den gefahrvollen Seeweg vom Indus zum Euphrat gesucht und traf nun Alexander,
     der mit einem Teil des Heeres die Gedrosische Wüste durchzogen hatte, in Karmanien. Darüber freue er sich mehr als über die
     Eroberung ganz Asiens, soll Alexander gerufen haben. 54 Aus den grandiosen Wiedersehensfeiern mit Opfern und Festspielen machte die Vulgata dann die großartige Inszenierung eines
     bacchantischen Zuges durch Karmanien, angeführt von Alexander als Neos Dionysos:

    Und nun beschloss [Alexander] im Wetteifer mit Vater Liber [Dionysos, Bacchus], diesen nicht nur in dem Ruhm nachzuahmen,
     den er von seinem Zug durch jene Stämme davongetragen, sondern auch seinen Nimbus, ob dieser nun darin bestand, dass jener
     erstmalig einen Triumphzug unternommen oder dass er ein festliches Bacchantenspiel veranstaltet hat. Damit aber hob er sich
     über menschliche Maße hinaus. Den König selbst und seine nächste Umgebung trug ein Gefährt, das über und über beladen war
     mit goldenen Mischkrügen |58| und ungeheuren Bechern aus gleichem Metall. Auf diese Weise zog das Heer sieben Tage lang in bacchantischem Zuge daher – eine
     leichte Beute für die Besiegten, wenn sie nur gegen den trunken schwärmenden Zug einigen Mut aufgebracht hätten: fürwahr,
     tausend Leute, wenn sie nur Männer und nüchtern gewesen wären, hätten die von dem siebentägigen Rausch Taumelnden auf ihrem
     eigenen Triumphzug fangen können! 55

    Das Bild vom exzessiven Trinker verbreiteten Alexanders Feinde. Es eignete sich dazu, den griechisch-makedonischen König ein
     Stück weit in die Richtung eines barbarischen Despoten zu rücken, zu dem er nach ihrer Meinung als Nachfolger des Dareios
     wurde. Teilweise erklärte es auch die megalomanen Züge des späten Alexander und diskreditierte die Wünsche nach göttlichen
     Ehren, da sie einer Trunkenheitslaune zugeschrieben wurden. Offensichtlich fanden diese Vorwürfe aber Bestätigung in den Ephemeriden;
     den Stoff, aus dem die Gegner ihre Angriffe nahmen, lieferte die königliche Kanzlei. Sicherlich spielt das bewusste Missverstehen
     makedonischer Bankettgebräuche eine nicht unwesentliche Rolle, das Bild des

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