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Alexander der Große

Titel: Alexander der Große Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Will
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Menschen Alexander aber, der sich durch seine
     Erfolge in göttliche Sphären entrückt sah und die Kluft zu den einstigen Gefährten durch Trinken zu schließen suchte, beruht
     nicht allein auf der Verleumdung durch Narren und Feinde.

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    |59| „Und wo war ich denn damals?“ – Alexander und die Amazonen
    Bei seinem einzigen Besuch in Athen, damals noch ein junger Mann, lernte Alexander sie von Angesicht zu Angesicht kennen.
     Er sah sie auf den Metopen des Parthenon, auf Wandgemälden des Theseion und der Stoa Poikile. 56 Selbst den Schild der Athena Parthenos zierten sie. Seit den Perserkriegen waren die Amazonen zum Symbol einer von den Athenern
     abgewehrten Gefahr geworden. Wie Theseus zur Zeit der Könige ihren Angriff zurückgeschlagen hatte, so hatte das demokratische
     Athen 490 und 480 der Invasion der Barbaren getrotzt. Die Amazonenkämpfe zählten zur Schullektüre, und so ist es nicht verwunderlich,
     wenn Alexander, der sich als neuer Herakles gerierte, sie kennenlernen wollte, als er in die Gegenden kam, in denen die griechischen
     Historiker sie beheimatet wähnten.
    Im Sommer des Jahres 330 hatte Alexander die Südküste des Kaspischen Meeres erreicht. Dareios war tot, von einem Satrapen
     namens Bessos ermordet. So hieß jetzt Alexanders nächstes Programm Verfolgung des Königsmörders. Der Weg führte ihn in den
     Ostiran; die Jahre, die folgen, sind die drei schwierigsten in Alexanders Biographie überhaupt, für den König selbst, aber
     auch für seine Historiker. Die Chronologie ist dunkel, Kallisthenes war als Quelle versiegt, niemand von denen, die Jahre
     später über die Ereignisse schrieben, war mit den geographischen Verhältnissen vertraut, in den Provinzen am Nordrand des
     Perserreiches entbrannten die Kämpfe an vielen und wechselnden Orten, die Makedonen stießen nun auf einen Feind, den sie so
     noch nicht kannten. Er suchte nicht die offene Feldschlacht, sondern |60| kämpfte nach Guerillataktik und zersplitterte so die gegnerischen Kräfte. Es ist, bevor dann der Feldzug nach Indien eine
     neue Etappe einleitet, eine Zeit der Niederlagen, von inneren Widerständen begleitet, aber auch von Wundergeschichten.
    Zweifelsfrei entstand die Legende von der Begegnung mit der Makedonenkönigin Thalestris in der Umgebung des Königs, denn schon
     die frühesten Alexanderhistoriker erzählen sie. Onesikritos berichtet von ihr sowie ein sonst wenig bekannter Biograph namens
     Polykleitos. Von ihnen kam die Geschichte zu Kleitarch, und durch diesen wurde sie fester Bestandteil der Alexanderliteratur. 57 Sie gefiel den Lesern, aber längst nicht allen Teilnehmern des Zuges. Aristobul, Ptolemaios und Chares erklärten sie umgehend
     für eine Erfindung, taten damit ihrer Beliebtheit aber keinen Abbruch. Die Berichte variierten leicht; namentlich über den
     Ort bzw. den Weg, auf dem die Amazonenkönigin mit ihrem Gefolge zu Alexander herabkam, konnten sich die Autoren nicht ganz
     einigen. Bei Kleitarch trifft sie ihn nach einem langen Abstieg aus ihrem Reich am Süd- bzw. Ostrand des Schwarzen Meeres
     in Hyrkanien am Kaspischen Meer, bei Plutarch am Jaxartes, einem Fluss weit im Nordosten des Alexanderreiches an der Grenze
     zu den Skythen. Der Dissens hängt damit zusammen, dass Alexander und seine Truppen beim Vormarsch tief in den Osten ungeachtet
     der Bematisten in solche geographische Verwirrung gerieten, dass es an ein Wunder grenzt, dass sie (zumindest die meisten)
     wieder zurückfanden. Der Indus wurde für den Unterlauf des Nil gehalten, der Hindukusch für den Kaukasus, der Jaxartes, der
     in den Aralsee fließt, für den Tanais (Don), der ins Schwarze Meer mündet. Maeotis-See und Kaspisches Meer galten als ein
     Gewässer. 58 So gesehen verringerte sich der Abstand zwischen Hyrkanien und dem Jaxartes, und aus den beiden Amazonenbegegnungen wird
     wieder nur eine.
    Das Angebot einer Königin
    Für die Königin selbst war der Weg zu Alexander ohnehin gleichgültig, wichtig war ihr nur das Ziel. Ihre Ankunft irritierte
     die Makedonen |61| nicht wenig, noch mehr aber der Wunsch, den sie äußerte. Sie wollte Alexander weder huldigen noch ehren, sie wollte eine Tochter
     vom mächtigsten König der Ökumene. Kleitarch hat das Treffen ursprünglich als Phantasiestück zum Lobe Alexanders inszeniert,
     in der Fassung des Curtius allerdings verhält sich die Amazonenkönigin nicht so beeindruckt wie in der Urversion:

    Thalestris wollte Alexander sehen, verließ die

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