Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
marschieren, mit dem Heer, und die Perser bekämpfen. Der Vertrag, wenn alles gutgegangen wäre, hätte die Dinge sehr viel einfacher für ihn gemacht. Und– Philipp ist erst fünfundvierzig, er ist stark und gesund, er ist König und wird es noch lange sein. Indem du ihn schwächst, was du getan hast, schwächst du Makedonien, und wenn Alexander Ammons Willen erfüllen soll, braucht er ein starkes Makedonien.«
    Olympias nickt; noch immer spielt das eisige Lächeln um ihre Mundwinkel. » Philipps Macht kümmert mich nicht, da er mich nicht an ihr teilhaben läßt. Und mein Sohn wird tatsächlich einmal ein starkes Makedonien brauchen– Makedonien und Hellas zusammen. Philipps Pläne, der Vertrag mit Hermias, all das hätte vielleicht zum Krieg gegen Artaxerxes geführt, ehe Hellas geeint ist. Es wäre Schwäche gewesen und zu schlimmerer Schwäche geworden. Deshalb…«
    Aristandros steht reglos da; nur die Lider flattern. » Du schwächst also den Vater, um später den Sohn zu stärken? In der Hoffnung, daß er dann seine Macht mit dir teilt? Du… bist wahnsinnig, Olympias.«
    » Hüte deine Zunge, Priester! Du sprichst mit der Königin!«
    Aristandros lächelt schwach. » Ich würde auch dem König sagen, er sei wahnsinnig, wenn ich es für sinnvoll hielte. Meine Zunge hüte ich, wenn ich es will. Oder die Götter. Außerdem wäre ich an deiner Stelle nicht so sicher, was die späteren Verläufe angeht.«
    Olympias deutet mit dem Zeigefinger auf ihn. » Denk nach, Aristandros. Philipp ist ein großer König und Krieger. Wenn es zum Krieg mit Persien kommt, kann er siegen oder verlieren. Wenn er siegt, beendet er Persiens Herrschaft; vielleicht nicht nur an der Küste Asiens, vielleicht sogar in Ägypten. Die Götter wollen aber, daß Alexander dies tut, nicht Philipp. Und wenn Philipp verliert, ist Makedonien so geschwächt, daß Alexander es gar nicht erst versuchen kann. Deshalb darf Philipp den Krieg nicht führen.«
    » Und du bist so sicher, daß dein Einfluß auf Alexander, auf Alexander den König, größer sein wird als dein Einfluß auf Philipp? Bedenke, er war bei Aristoteles, und als er zurückkam, um in Philipps Abwesenheit das Land zu lenken, hat er nicht viel um deinen Rat gegeben. Er ist nicht dein Werkzeug, Olympias.«
    » Er wird es sein.« Ihre Stimme ist ruhig, gelassen, vollkommen sicher.
    Aristandros hebt die Schultern. » Wie du meinst. Auch Königinnen dürfen träumen. Nur– laß mich aus dem Spiel. Meine Pflichten gelten dem König, den Göttern, dem Volk. Und wenn ich du wäre, würde ich dafür sorgen, daß Alexander nie etwas von deinen Plänen und… Briefen erfährt.«
    Olympias lacht leise. » Philipp ist stark und gesund. Er wird noch lange König sein. Du sagst es. Alexander wird lange warten müssen, wie? Und was, wenn er nicht so lange warten muß? Wenn er die Macht früher erhält– aus meinen Händen?«
    Aristandros starrt sie an, stumm, mit halboffenem Mund.
    Olympias nickt. » Und vergiß nicht, du bist mein Mitwisser.«
    Aristandros spuckt aus. » Der Vertrag? Deine Pläne für die… Machtübergabe? Ich weiß nichts!«
    Olympias lächelt. » Du weißt es. Ich werde sagen, du hättest es von Anfang an gewußt. Wem wird man glauben, Priester?«
    Der dunkelhäutige Sklave kehrt in den Palast zurück. Er sucht Archelaos, aber der Hausmeister ist nirgends zu finden. Antipatros ebensowenig; beide scheinen außerhalb von Pella unterwegs zu sein. Der Sklave nähert sich zögernd, dann entschlossen dem Hauptmann der Palastwache. Pausanias wehrt ihn zunächst ab, lauscht dann doch, unterbricht ihn nach wenigen Worten, nimmt ihn mit in einen der vorderen Türme, neben dem Tor; dort sind Wachstuben, und dort ist Pausanias’ Schreibstube. Sie steigen höher, auf die oberste Plattform. Pausanias lehnt sich an die Mauerkante, winkt den Sklaven zu sich. Dann packt er ihn und stößt ihn vom Turm.
    Alexander wechselt ein paar Worte mit Kleitos, nachdem die Boten und Aufklärer berichtet haben und neue losgeschickt worden sind. Die Marschsäule kriecht unter der Vormittagssonne nach Süden; es ist heiß, der Sommer versengt die Felder rechts der Straße. Links, reglos in der Windstille, blendet das Meer; der Verband der Lastschiffe, fast immer auf gleicher Höhe mit den Truppen, ist eine dunkle Erleichterung, eine Sammlung von Ruhepunkten für die Augen– noch. Philipps Bote hat das Marschziel genannt; Chaironeia liegt im Binnenland.
    Alexander wendet Bukephalos und reitet zurück,

Weitere Kostenlose Bücher