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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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kräftigeren Säulen, weißroten Flächen und erhabenen Bildnissen der alten Herrscher Makedoniens war zum Greifen nah, aber so weit entfernt und unzugänglich wie der Mond. Die Kette der Krieger begann an der langen flachen Unterkunft der Palastwachen und endete auf der anderen Seite neben der Gasse, die nach Südwesten führte, aus der Stadt in die Berge.
    » Aber ich muß! Es ist wichtig, vielleicht lebenswichtig!«
    Die Sperrkette öffnete sich, um jemanden durchzulassen: Philippos der Heiler kam aus dem Palast. Aristoteles rief seinen Namen.
    Der Arzt war müde und niedergeschlagen, wie alle. » Ist es nicht ein furchtbarer Tag?« Er breitete die Arme aus und ließ sie nicht sinken, sondern fallen. » Gute und schlimme Dinge so nah beieinander. Einer stirbt, einer wird geboren.«
    » Wer?«
    Philippos rieb sich die Augen. » Kleopatra hat Philipp eine Tochter geboren. Ein paar Tage zu früh, und ohne Begeisterung. Sie wird Europe heißen. Mutter und Tochter sind gesund. Was auch immer das heute zählt.«
    » Wir müssen unbedingt mit Antipatros reden. Oder Alexander.«
    Philippos schob die Unterlippe vor; Demaratos blickte den Philosophen erstaunt an. » Wieso wir? Ich. Oder hast du auch ein Anliegen?«
    » Anliegen haben heute Tausende. Ich habe eine wichtige Nachricht.« Aristoteles sprach leise. » Die vielleicht zur Aufklärung der Hintergründe beitragen kann.«
    Demaratos pfiff durch die schadhaften Zähne. » Ich auch. So ein Zufall.«
    Philippos grinste. » Die Herren Makedoniens beraten, und die hellenischen Gäste wissen alles, was die Fürsten wissen müßten, um ihr Amt auszuüben? Aber… na ja, es ist gleich. Sie sind nicht hier.«
    » Wo sind sie denn?«
    Philippos zuckte mit den Schultern. » Ich nehme an, in der Burg. Aber ob wir da reinkommen? Wir wollen es versuchen.«
    Die Festung, auf dem Hügel im Herzen von Aigai, war noch gründlicher abgesperrt als der Palast. Die klobigen dunklen Mauern schienen tot, aber auf den Wehrgängen hörte man Schritte und Klirren. Das schwere Tor war geschlossen, bis auf den mannshohen Durchlaß für Menschen; davor und dahinter standen Schwerbewaffnete mit angelegten Lanzen.
    » Eine dringende Nachricht für Antipatros«, sagte Philippos, als sie vor den Posten standen.
    Der Unterführer verzog nicht einmal das Gesicht. » Was immer du bringst, kann nicht dringend genug sein, um jetzt zu stören.«
    » Wer hat den Befehl am Tor?«
    » Geh weg.«
    » Legst du Wert auf deinen Kopf, Hoplit?«
    Der Mann grinste. » Ich würde ihn verlieren, wenn ich euch durchließe.«
    » Demaratos aus Korinth, Gastfreund Philipps; er hat Alexander aus Illyrien heimgeholt und weiß etwas über den Mörder. Aristoteles aus Stageira, Freund von Philipp, Antipatros und Parmenion, Lehrer Alexanders– er weiß etwas. Ich bin Philippos der Heiler, hetairos des Prinzen. Noch einmal: Wer hat den Befehl hier?«
    Der Krieger zögerte; dann drehte er sich halb um und murmelte etwas. Einer der Männer jenseits des Tores verschwand außer Sicht und kehrte nach ein paar Atemzügen zurück.
    » Warten. Sie suchen Kleitos. Er wird entscheiden.«
    Sie warteten schweigend. Es dauerte sehr lange, bis Kleitos der Schwarze erschien. Das Gesicht unter dem schlichten Kesselhelm war angespannt und düster; es hellte sich nicht auf, als er die Wartenden ansah.
    » Sehr wichtig?« sagte er, ohne jede Begrüßung.
    » Wahrscheinlich lebenswichtig– für Alexander.« Aristoteles’ Stimme war flach und scharf.
    » Wie gestern abend«, sagte Demaratos.
    Kleitos seufzte. » Kommt.« Er trat beiseite.
    Philippos berührte Aristoteles an der Schulter. » Viel Glück für euch. Er weiß, wo er mich findet, wenn er mich braucht.«
    Kleitos führte die beiden Hellenen über den gepflasterten Innenhof. Überall standen und saßen Kämpfer in Gruppen, unterhielten sich leise oder starrten einfach in die Luft. Sechzehn Mann der Leibwache, in vergoldeten Rüstungen, aber mit echten Waffen, hüteten Philipps Leichnam, der auf einem Gerüst lag. Zu seinen Füßen, wie ein hingeworfenes Bündel auf den Steinen, lag verkrümmt, in eine schäbige Decke gehüllt, die Leiche des Mörders Pausanias.
    Sie stiegen eine breite Treppe mit eingesunkenen, abgewetzten Stufen hinauf. Überall sperrten Posten die Gänge, die Absätze, die Durchlässe und die Fenster. Kleitos ging schnell, mit harten Schritten. Vor einer schwarzen, uralten Holztür mit Bronzebeschlägen blieb er stehen; auch hier Posten, sechs Mann mit schweren

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