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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Zusammen mit Heromenes. Was… wie ist deine Rolle hierbei? Deine Tränen schienen echt.«
    Antipatros stieß lang angehaltene Luft aus. Alexander lächelte ein wenig traurig, wie es schien.
    » Wir sind schon weiter«, sagte er leise. » Mißtraust du mir wirklich, Aristoteles?«
    » Kein Wunder.« Antipatros nahm den Helm ab, hielt ihn einen Moment in den Händen und schleuderte ihn dann gegen die Wand. Es klirrte; der bronzene Kesselhelm sprang zurück, blieb vor Medios’ Füßen liegen. Der alte Mann rührte sich nicht.
    » Kein Wunder. Es ist alles derart verwickelt und böse.« Antipatros’ Stimme bebte; mit beiden Händen fuhr er sich über den kahlen Schädel. » Attalos. Die Perser. Demosthenes. Die Lynkesten. Pausanias. Amyntas. Olympias. Und die Jungs– Perdikkas und die anderen. Wer soll sich da durchfinden?«
    Alexander unterbrach; ohne Schärfe, aber entschieden. » Wir wollen einige Dinge klären. Holt die anderen wieder rein und macht weiter. Ich… werde Aristoteles und Demaratos etwas zeigen.«
    Er ging zu einer Nische, neben dem Wandbehang, und berührte einen Löwenkopf des steinernen Schmucksockels. Dann stemmte er sich gegen das Mauerwerk. Es öffnete sich, quietschend, wie eine Drehtür. Alexander nahm eine Fackel aus der Eisenfaust an der Wand und winkte den beiden Hellenen.
    Aristoteles und Demaratos erhoben sich, langsam. Der Korinther blickte Antipatros und Medios an. » Wer befiehlt?« Seine Stimme war kaum zu hören.
    Antipatros grinste schräg und deutete auf Alexanders Rücken; Medios nickte. Alexander, der eigentlich nichts gehört haben konnte, sagte: » Ich.« Seine Stimme klang dumpf aus dem Gang.
    Aristoteles seufzte und folgte dem Korinther. Sie gingen einige Schritte ins Dunkel, halb erhellt von der flackernden Fackel. Der enge Gang, vermutlich eingemauert zwischen den Wänden zweier nebeneinanderliegender Räume, endete an einer steilen, schmalen Wendeltreppe, die aufwärts und abwärts ging.
    Alexander stieg voraus, in die Tiefe. Die Steine waren feucht und glitschig, die Luft schien aus einem vergangenen Jahrhundert übrig geblieben.
    Als sie nach Aristoteles’ Schätzung unterhalb des Burghofs sein mußten, endete die Treppe. Vor ihnen, in einem etwas breiteren Gang, glommen in ein paar Nischen und auf Mauervorsprüngen abgestellte Öllämpchen. Etwas wie der Widerhall eines dumpfen Geheuls wurde schriller und brach plötzlich ab.
    Alexander öffnete eine eisenbeschlagene Tür. Fünf Männer waren in dem feuchten, schwarzen, nur von einigen Fackeln erleuchteten Raum. Der Boden schien Grundfels zu sein, die Wände waren pockige Quader, die Decke gewölbtes Gemäuer.
    In einer Ecke, den Rücken zum Raum, stand Attalos. Das Gesicht des schmächtigen, blonden Makedonen war blaßgrün; er stemmte sich mit beiden Armen gegen die Wand und würgte. Um seine Füße hatte sich eine Lache von Erbrochenem gebildet. Nicht weit von ihm, die Hände an Eisenringe gefesselt, die in die Wand eingelassen waren, hing Arrhabaios. Seine Augen waren weit aufgerissen, die Lippen zerbissen, die Kleidung zerfetzt. Neben ihm stand Leonnatos, die Arme verschränkt. Sein Gesicht war blaß und grimmig.
    Perdikkas bückte sich eben nach einem Wassereimer, füllte eine Kelle und leerte sie über dem Gesicht von Heromenes. Der Lynkeste lag auf einem Tisch; er war nackt. Die Hände waren, wie die seines Bruders, an Wandringe gebunden, die Füße an die mächtigen Tischbeine, die Beine gespreizt. Perdikkas wandte sich um und blickte den Eintretenden entgegen. Auch sein Gesicht war wie das von Leonnatos zur Maske geworden, in der außer Abscheu, Überwindung und Entschlossenheit nichts zu lesen stand.
    Heromenes regte sich und stöhnte. Er hob den Kopf, sah Alexander und die beiden Hellenen, fletschte die Zähne, ließ den Kopf wieder sinken.
    » Hast du keinen anderen Folterer?« Demaratos’ Stimme war belegt.
    » Wem soll er denn trauen?« Perdikkas hob die Schultern, betrachtete seine Hände, schloß und öffnete und schloß die Fäuste.
    » Die Grundlagen der Staatskunst.« Aristoteles preßte die Lippen zu einem Strich. » Was habt ihr drei euch bloß gedacht?«
    Perdikkas’ Maske verrutschte; einen Augenblick lang war er der Schüler, den der große Lehrer bei einem dummen Fehler ertappt hat. » Nichts«, murmelte er. » Wir sind… wir haben einfach mitgemacht. Es war so… überzeugend, so richtig. Und– ah.« Er schüttelte den Kopf.
    Leonnatos ließ etwas hören, was in anderer Umgebung

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