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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Waffen.
    » Ich verlasse mich auf die Dringlichkeit eurer Anliegen«, sagte er. » Es ist nicht die Zeit für Förmlichkeiten.«
    Demaratos war blaß; er nickte nur. Aristoteles lächelte mühsam.
    Kleitos schlug mit der Faust gegen die Tür. Sie wurde sofort geöffnet; drinnen standen weitere vier Hopliten, allesamt wohl von Kleitos oder einem noch Höheren ausgewählt, zuverlässig und bedingungslos treu. Sie hüteten nicht etwa einen Beratungsraum, sondern eine Zwischenkammer vor einer neueren, helleren Tür, in deren glatter Oberfläche die Fackeln sich spiegelten.
    » Aufmachen.«
    Kleitos bedeutete den beiden Hellenen zu warten; er trat durch die Tür, die einer der Wächter sofort hinter ihm schloß. Die Blicke der Männer waren beinahe greifbar feindselig.
    Die Tür ging auf, Kleitos winkte. » Eintreten– und viel Glück!« Er ließ sie an sich vorbeigehen, dann verschwand er wieder auf dem Gang.
    Alexander lehnte an einem der Fenster zum Innenhof; er trug immer noch das weiße Gewand, besudelt vom Blut des Vaters. Darüber hatte er einen mit Bronzeplättchen besetzten Lederpanzer gestreift. Im Gurt steckten Schwert und Dolch; eine Lanze lag auf dem Fenstersims. Das Gesicht war bleich, angespannt, zeigte aber keine Regung, als er Demaratos und Aristoteles sah.
    An einem langen Tisch aus dunklem Holz, auf dem Wein- und Wasserkrüge, Becher und eine Obstschale standen, zwischen Papyrosrollen, Täfelchen aus Wachs und Ton sowie Schreibzeug, saßen der Hausmeister Archelaos, Antigonos der Einäugige, Drakon, der Stabsoffizier Demetrios und der Älteste der Fürsten, Medios aus Edessa. Antipatros, mit Helm und Rüstung, hockte auf der Tischkante. Neben ihm stand Hephaistion; er hielt eine Rolle in der Hand. Auf einem Schemel, den Rücken an einem Wandbehang mit goldenen Löwen und blutiger Sonne, saß Alexandros von Epeiros.
    » Die edlen Hellenen!« Drakon stand auf, mit einem halben Lächeln, und rückte zwei Scherenstühle zurecht.
    Antipatros glitt von der Tischkante, kratzte sich den Bart und kam ihnen ein paar Schritte entgegen. Er wechselte einen stummen Blick mit Demaratos; dann wandte er sich an Aristoteles.
    » Bist du sicher, Freund, daß du schweigen wirst?«
    Aristoteles hob nur die Brauen.
    Antipatros deutete auf Demetrios und Hephaistion. » Ihr beide– raus.« Sein Blick streifte den König von Epeiros. » Alexandros, du ebenfalls.«
    Sie starrten ihn an, verblüfft, zornig, empört. Alexander stieß sich vom Sims ab und machte ein paar Schritte in den Raum hinein.
    » Was soll das? Warum sollen sie gehen?«
    Antipatros zuckte mit den Schultern. » Es ist notwendig. Du wirst gleich verstehen, Alexander.«
    Der Sohn des toten Königs nickte den drei Männern zu; sie gingen hinaus, langsam und widerwillig. Alexander wartete, bis sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.
    » Und jetzt eine gute Erklärung, Antipatros.« Seine Stimme war wie ein Peitschenhieb.
    Antipatros musterte den Philosophen. » Weißt du es?«
    Aristoteles ließ sich auf einen der Stühle fallen. » Was? Die Bedeutung des Korinthers?«
    Demaratos kicherte plötzlich. » Ich hätte wissen müssen, daß dem Scharfsinn des Aristoteles nichts entgeht.«
    » Wovon redet ihr eigentlich?« Alexander kam zum Kopfende des Tisches und stemmte die Fäuste auf die Platte.
    » Sie reden davon, daß deines Vaters Gastfreund Demaratos seit vielen Jahren Philipps wichtigster Beschaffer von Nachrichten und Aufklärer von Finsternissen ist.«
    Alexander kniff die Augen zusammen, betrachtete den Korinther; langsam entspannte sich sein Gesicht. Dann begann er lautlos zu lachen. Er beugte sich vor und legte die Hand auf Demaratos’ Schulter.
    » Wohlgetan, Freund meines Vaters. Nun, da ich es weiß, scheint es mir so offensichtlich, daß ich mich frage, wieso ich es nicht längst…« Er blickte zu den älteren Makedonen hinüber. » Wer weiß es?«
    Antipatros und Medios zuckten wie auf Verabredung mit den Schultern. Archelaos stieß Drakon an.
    » Wir.« Der Heiler machte eine Kreisbewegung, die den Beratungsraum umfassen sollte. » Außer uns? Hm. Kleitos?«
    » Aufforderung zum Raten?« Alexander ging zurück zum Fenster. » Parmenion– natürlich. Wer sonst?«
    » Keiner. Niemand.« Demaratos rümpfte die Nase. » Ich wäre ein schlechter Aufklärer, andernfalls. Vielleicht gibt es den einen oder anderen, der mich irgendwie mit Makedonien in Verbindung bringt. Aber sicher nicht als Kopf, allenfalls als Zuträger.«
    Aristoteles

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