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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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und sagte mit einem leichten Glucksen: » Ich schätze, er wird sich von einem Perser aufrecht und von einer Ägypterin liegend verabschieden wollen.– Ich habe ihm noch etwas zu sagen, Demaratos.«
    Der Korinther knurrte leise, erhob sich und ging ins Haus. Adherbal berührte Dymas mit der Spitze des linken Zeigefingers.
    » Bin ich wie ein Vater zu dir gewesen, Junge? Antworte ehrlich.«
    Dymas blinzelte. » Ich weiß nicht, wie karchedonische Väter sind, Herr; hellenische stelle ich mir anders vor.«
    Adherbal lachte leise. » Näher, wärmer, so etwa? Du hast recht, und wir wollen keine weitere Verwandtschaft erfinden, nicht wahr? Eine derartige Erfindung am Tag reicht. Ich mache aus den viereinhalb Minen zehn, freier Hellene. Sie werden zu vier Hundertsteln verzinst, vom Bankhaus des Ratsherren Mago. Unter dem Stichwort › Dymas schmäht Adherbal‹. Du hast gute Arbeit geleistet; du wirst weiter gute Arbeit leisten, Junge. Wo immer du dich aufhältst, werden hin und wieder Freunde von mir sein, die dich beobachten; manchmal werden sie sich zu erkennen geben und dich fragen, ob du Dinge gehört hast, die für Adherbals Geschäfte und Karchedons Belange bedeutsam sein könnten. Haben wir uns verstanden?«
    Am nächsten Tag brachen Dymas und Demaratos auf, wieder mit Geleit. Dymas blickte nicht zurück; er hockte auf dem geliehenen Pferd, eine Hand am Tragriemen des Ledersacks, in dem eine Decke steckte, der Doppelaulos, die Lyra und der Beutel mit Münzen, den ihm der Perser wortlos in die Hand gedrückt hatte.
    Demaratos’ Schiff lag im großen, rechteckigen Handelshafen von Karchedon. Wie betäubt, immer noch ungläubig, sah Dymas zu, wie die Leinen losgemacht wurden und die Ruderer den großen Frachter durch die Ausfahrt brachten, durch den Kanal, in die weite Bucht. Er starrte mit schmerzenden Augen auf die unendliche hohe Seemauer, weiße Quader mit roten Verfugungen, die die Stadt schützte, und auf die großen Kriegsruderer in der Bucht. Irgendwann trat Demaratos neben ihn und sagte halblaut: » Das Geld kannst du auch aus der Ferne abheben. Was hat dir das Schlitzohr geboten, für gute Berichte?«

4 .
    Mysterien von Samothrake
    Rauschrauch hauchen, Rauschkraut kauen, den widerlichen heißen Trank schlürfen, im Kreis in einer Höhle hocken, liegen, ächzen, stoßen und gestoßen werden, die Seele fliegen lassen, sich an Bäumen reiben oder die Zeder spalten und den Säugling hineinklemmen, Schweineblut und Kinderblut und Frauenblut. Der Ring, die Schlange, die den eigenen Schwanz beißt, dunkle Höhle weiche Formen lichter Tag und harter Stein, darum machte der Demiurg die Welt kugelförmig; es gibt etwas, das ist unterschiedslos vollendet; es geht der Entstehung der Welt voraus– wie still, wie leer! Selbständig und unverändert, im Kreise wandelnd ungehindert. Es tötet sich selbst und vermählt sich selbst und befruchtet sich selbst und gebiert und verschlingt, umschließend umschlossen. Wehe Insel muß entstehen muß verweilen darf nicht sinken will nicht sein will untergehen Meer Meer Meer. Er-und-sie Es ungetrennt– Atum er nahm seinen Phallos in die Faust um damit Lust zu erregen, ein Geschwisterpaar ist erzeugt, Shu und Tefnet, ausgespien ausgespuckt. Ah nein, das Herz der Hauch, nicht hat er mich empfangen in der Faust nicht ausgespien aus dem Mund, er atmet mich aus seiner Nase. Er fand in der Erde eine Unterlage, erhitzte sich und wurde schwanger, teilt und teilte sich, gebar nicht. Meer und Erde, Licht und Dunkel, Mutter Mutter, ich ich ich. Same Harn und Speichel, Kot und Atem, Wort und Wind: gebären. Der Himmel bewölkt sich, die Sterne regnen, die Berge wandern, die Kühe des Erdgottes zittern wenn sie ihn sehen wie er erscheint als ein Gott der von seinen Vätern lebt und von seinen Müttern ißt. Er ist es, der Menschen ißt und von Göttern lebt. Er hat den Göttern die Herzen genommen, er hat die rote Krone gegessen und hat die grüne verschluckt. Er ißt von den Lungen der Weisen, er lebt von den Herzen und von ihrem Zauber. Und er bebrütete die Wasser, da entstand eine Gestalt, das ist: die Nahrung. Aus Nahrung geboren sind die Geschöpfe, durch Nahrung haben sie ihr Leben, in diese gehen sie ein am Schluß. Durch Nahrung wachsen sie, Wesen durch sich, sich durch Wesen, so breitet der Gott sich, aus ihm entwickelt sich Nahrung, aus Nahrung Atem, Geist und Wahrheit, Welt und Ewigkeit. Alles was er schuf. Das beschloß er zu verschlingen. Er wird zum Verschlinger des Weltalls,

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