Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
kannte:
     
    Echo of a night,
    Your lips so soft, your arms so tight,
    In that warm and tender light,
    Nothing to fear and nothing to fight.
     
    Beim Abendessen erzählte ich den beiden von den neuesten Entwicklungen, soweit sie Tim betrafen.
    »Und du bist sicher, dass er auch wirklich bei seiner Tante auf Korfu ist?«, fragte Sarah misstrauisch. »Hast du das überprüft?«
    »Mädels, jetzt lasst aber mal die Kirche im Dorf! Wenn die Mutter sagt, das Kind ist bei ihrer Schwester, dann wird das ja wohl stimmen. Warum sollte sie mich anlügen?« Während ich sprach, kam mir ein Gedanke: »Die Eltern leben übrigens seit einiger Zeit getrennt. Bei so was gibt es oft Streit und Tränen. Vielleicht will die Mutter nicht, dass Tim das alles mitbekommt?«
    »Und warum fragst du den Vater nicht einfach?«
    »Das werde ich eventuell sogar tun.« Ich schmierte Leberwurst auf mein Brot und legte eine Essiggurke in Scheiben darauf. Auch ich hatte meine Zweifel an Muriel Jörgensens Geschichte.
    Louise schob mir einen aus einem Schulheft gerissenen Papierfetzen über den Tisch. »Hier sind seine Nummer und die Adresse. Er wohnt jetzt in einer Mietwohnung in Neuenheim drüben. Mit einer neuen Frau.«
    »Sie ist jünger als die andere«, ergänzte Sarah.
    »Und hübscher auch.«
    »Bevor ihr demnächst im Streifenwagen heimgebracht werdet«, seufzte ich, »verspreche ich hiermit: Ich werde morgen Tims Vater anrufen. Und damit ihr endlich Ruhe gebt, werde ich außerdem Frau Vangelis überprüfen lassen, ob Tim wirklich auf Korfu bei seiner Tante ist. Ihr habt nicht zufällig auch die Adresse der Tante?«
    »Die finden wir raus«, meinte Sarah überzeugt. »Das ist easy. Wir wollten nachher sowieso noch mal kurz ins Internet.«
    »Ihr habt schön gesungen vorhin.«
    Sie lächelten geschmeichelt, sagten aber nichts.

9
    Dieses Mal hatten meine Töchter keinen Erfolg gehabt bei ihren Internetrecherchen, gestanden sie mir enttäuscht beim Frühstück. Korfu war wesentlich größer, als wir alle drei gedacht hatten, und wir kannten ja bisher nur den Vornamen von Tims Tante. Vermutlich hatte sie bei der Heirat den Namen ihres Mannes angenommen.
    Wie versprochen, wählte ich im Büro als Erstes die Nummer, die Louise mir aufgeschrieben hatte.
    »Ja?«, fragte eine klanglose Frauenstimme, als ich schon fast wieder auflegen wollte.
    »Ich würde gern Herrn Jörgensen sprechen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    Die Nummer schien immerhin richtig zu sein.
    »Sagen Sie ihm, es geht um seinen Sohn.«
    »Einen Moment bitte.«
    Sekunden später meldete sich eine dröhnende und sehr unwirsche Männerstimme: »Was ist mit dem Jungen? Und wer sind Sie überhaupt?«
    »Ich spreche mit Herrn Jörgensen? Dem Vater von Tim Jörgensen?«
    »Worauf Sie einen lassen können.«
    Ich erklärte dem unsympathischen Kerl, worum es ging. Sein norddeutscher Tonfall erinnerte mich an Balke.
    »Und der Junge ist verschwunden, sagen Sie? Bei mir ist er nicht, falls Sie das gehofft haben sollten.«
    »Seine Mutter sagt, Tim sei bei ihrer Schwester auf Korfu, und ich wollte nur Ihre Meinung dazu hören.«
    »Wenn Muriel das sagt, dann wird das schon stimmen.«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich das so offen sage: Es scheint Ihnen ziemlich gleichgültig zu sein, wie es Ihrem Sohn geht.«
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein«, versetzte er mit einer Spur Heiterkeit in der Stimme. Dann wurde er wieder ernst: »Kann mir gut vorstellen, dass sie den Jungen zu Marien in die Sonne geschickt hat. Muriel ist ein bisschen durch den Wind, seit … nun ja. Wahrscheinlich hat sie gedacht, so kriegt er das ganze Geheule und Gezanke nicht mit. Dass der Alte mit im Haus wohnt, macht es ja auch nicht einfacher für sie. Kennen Sie ihn schon, den Alten?«
    »Ihre Frau hat mich nicht in ihr Haus gelassen.«
    »Ist nicht ihr Haus. Das gehört immer noch dem Alten. Deshalb steckt sie ihn ja auch nicht in ein Heim. Oder in die Klapse, wo er hingehört. Hat Angst, er enterbt sie oder belegt sie mit einem Fluch oder was auch immer.«
    »Können Sie mir Namen und Anschrift der Tante auf Korfu nennen?«
    »Name ja, Adresse nein. Mitsotakis heißt sie oder Mitsokatis oder so ähnlich. Aber was ist denn eigentlich los? Darf man jetzt nicht mal mehr sein Kind zur Verwandtschaft schicken, ohne dass einem die Bullerei auf den Leib rückt?«
    Ich verkniff mir die Antwort, die mir auf der Zunge lag, und wünschte ihm einen guten Tag. Dann drückte ich die Direktwahltaste zu Vangelis. Sie

Weitere Kostenlose Bücher