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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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beobachtet, irgendeine Kleinigkeit, die ihm so unwichtig vorkam, dass er sie nicht erwähnt hat. Im Moment ist er der letzte Mensch, der Gundram Sander in Freiheit gesehen hat. Auf der anderen Seite ist er der Einzige, der das Ehepaar entlastet. Und – um ehrlich zu sein – die Aussage dieses geheimnisvollen Herrn kam schon zu einem auffallend günstigen Zeitpunkt für Ihre Klienten.«
    »Und nun denken Sie, wenn Sie ihn nur mit dem nötigen Nachdruck in die Zange nehmen, dann fällt ihm alles wieder ein?« Das fiese Lächeln im Gesicht des Detektivs wurde immer breiter.
    »Von ›in die Zange nehmen‹ ist nicht die Rede. Wir haben subtilere Methoden.«
    »Ich weiß. Ich war selber mal bei Ihrem Verein.«
    »Sie waren bei der Kripo?« Warum, zum Teufel, wusste ich das nicht?
    »In Nürnberg. Und jetzt sagen Sie bloß, das ist neu für Sie. Herr Gerlach, Sie enttäuschen mich!«
    »Ich habe bisher keinen Grund gesehen, Ihren Lebenslauf zu überprüfen. Weshalb sind Sie heute nicht mehr dabei?«
    Pretorius machte eine große Geste über die teure Einrichtung seines Büros. »Erstens verdiene ich hier besser. Zweitens hat es mir nicht besonders gut gefallen beim Staat. Ständig diese Vorschriften, das tötet auf die Dauer jede Kreativität. Und drittens – aber das werden Sie bestimmt sehr schnell herausfinden, wenn Sie erst wieder an Ihrem Schreibtisch sitzen.«
    Er stellte seine Tasse ab. Sein Blick wirkte plötzlich, als hätte er das Visier heruntergeklappt. Wir kamen zur Sache.
    Ich beugte mich vor und sah ihm in die Augen. »Hat Ihr Zeuge einen bestimmten Grund dafür, dass er partout nicht mit mir reden will?«
    »Erstens hat er bekanntlich versucht, mit Ihnen zu reden. Und zweitens: ja.«
    »Er hat es versucht? Das heißt, er hat gar keine Aussage gemacht?«
    Pretorius senkte irritiert den Blick und schwieg zu diesem Punkt.
    »Und außerdem hat er etwas gegen die Polizei?«
    »Eher umgekehrt.«
    »Und Sie sind unter keinen Umständen bereit, seine Identität preiszugeben?«
    »Entschuldigen Sie, aber was hätte ich davon? Ärger mit meinem Zeugen, Stress mit meinen Auftraggebern, die übrigens außerordentlich großzügig sind, was das Finanzielle betrifft. Dazu der Imageschaden. Jede Menge Kunden, die sich plötzlich Gedanken über meine Verschwiegenheit machen würden …«
    »Und wenn ich Sie zwingen würde?«, fragte ich leise. »Sie wissen, ich kann Sie in Beugehaft nehmen. Ein Anruf bei der Staatsanwaltschaft …«
    Jetzt war auch die letzte Spur von Heiterkeit aus Pretorius’ Gesicht verschwunden. Einige Sekunden spielte er am Henkel seiner leeren Tasse.
    »Herr Kriminalrat Gerlach«, begann er dann ebenso leise. »Es ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass ich immer für Sie zu sprechen bin.«
    »Zweimal bisher, um genau zu sein.«
    »Dass ich mir jede Menge Zeit für Sie nehme.«
    »Es liegt in Ihrem eigenen Interesse, dass wir ein gutes Verhältnis pflegen.«
    »Sie treffen den Nagel auf den Kopf. Es wäre mir sehr unangenehm, wenn wir beide uns nicht vertragen würden.« Pretorius sah auf, in mein Gesicht, und als er fortfuhr, war seine Stimme eiskalt. »Und natürlich ist mir klar, dass Sie mich zwingen können, wenn Sie nur wollen. Aber ich kann Ihnen versichern, in diesem Fall würden meine Auftraggeber einen derartigen Krieg gegen Sie anzetteln, dass Sie es schon am nächsten Tag bitter bereuen würden.«
    Auch ich konnte meine Stimme kalt klingen lassen: »Ich frage mich sowieso, warum die Sanders auf einmal so merkwürdig still sind und die Geschichte nicht zu ihren Gunsten ausschlachten.«
    »Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung.« Um die Mundwinkel des Detektivs spielte nun ein messerscharfes Lächeln. »Die beiden wissen bisher nichts davon, dass mein Zeuge seine Aussage schon vor Wochen bei Ihnen zu Protokoll geben wollte. Ich habe diese Information bisher zurückgehalten, weil mir unser gutes Verhältnis so sehr am Herzen liegt, lieber Herr Gerlach.«
    »Mir kommen die Tränen.«
    »Gute Freundschaften muss man pflegen.«
    Ich versuchte es ein letztes Mal im Guten: »Wenigstens ein kurzes Telefonat? Ich werde das Gespräch nicht zurückverfolgen lassen.«
    »Ich werde es mir überlegen.«
    »Mir wäre am liebsten, jetzt gleich.«
    Der Detektiv stöhnte auf. »Die Leute, die von Ihnen vernommen werden, haben mein Mitgefühl!«
    Widerstrebend erhob er sich, ging zu seinem Schreibtisch, drückte eine der unzähligen Tasten an seinem Hightech-Telefon. Wieder bewunderte ich den

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