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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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den Indos; Alexander teilte seine Kämpfer, ließ die eine Hälfte unter Krateros am Fluß zurück, marschierte mit der anderen flußaufwärts, setzte in der Nacht über den gewaltigen Strom und griff am Morgen Poros an; der Inder konnte nicht auf Verstärkung warten, er konnte nicht abziehen, ohne von Alexander und Krateros in die Zange genommen zu werden, er mußte sich zur Schlacht stellen, wohl wissend, daß Krateros’ Männer nicht mehr am Überschreiten des Flusses zu hindern waren, weil alle Inder zur Verteidigung gegen Alexanders Angriff benötigt wurden – und gleichzeitig von unendlicher Sinnlosigkeit, denn es gab nichts zu gewinnen und nichts, außer dem Leben, zu verlieren. Der Vormarsch nach Osten, abgebrochen in Regen und Morast und Dschungel, der große Sieg des klugen Koinos über den drei Tage zürnenden König. Die geplünderten Städte, die hingemetzelten Männer und versklavten Frauen und Kinder. Der wahnsinnige Angriff auf die Stadt der Maller, als selbst die Hetairen nicht mehr kämpfen mochten und der wutschäumende König allein die Mauer erstieg und in die Stadt hinabsprang, tapfer, verwegen und verrückt. Nearchos’ Ankunft mit neuen Verstärkungen, und die Übernahme der geheimen Dienste durch Nearchos und Ptolemaios. Der Bau der großen Flotte, die den Indos hinabfuhr. Alexander und Hephaistion, die an der Mündung des Stroms hinaussegelten auf den Okeanos und sich in einem großen, verpichten Faß, in dessen Seite eine mit Schweinsblase durchsichtig verschlossene Öffnung war, auf den Boden des Meeres begaben. Die Teilung des Heeres – ein Teil blieb als Besatzung zurück, ein Teil zog unter Krateros weiter nördlich über die Bergpässe nach Persien, ein Teil segelte mit Nearchos und Onesikritos die Küste entlang nach Westen, der größte Teil marschierte unter Alexander durch die tödliche Wüste Gedrosiens, und von diesem Teil überlebte nur etwa jeder dritte. Noch jetzt, im Haus des Aristoteles, fragte Peukestas sich, ob dieser Zug eine weitere Herausforderung des Halbgotts Alexander an die Götter gewesen war, oder eine Bestrafung der Männer, die es gewagt hatten, ihn herauszufordern durch Trotz; oder ein Versuch des Königs, der ja ebenfalls Durst und Hitze leiden mußte, sich selbst zu strafen. Galt sein Sehnen nicht mehr der Weite, sondern der Weite jenseits aller Grenzen, dem Tod? Oder war es, wie ein Babylonier gesagt hatte, der zwanghafte Versuch, mit Hephaistion zusammen, als Gilgamesh und Enkidu, einen großen Kreis um die Welt zu beschreiben, der in Babylon begann und endete, um irgendwo die Steinbäume, die Götterwirtin und die Dornen des ewigen Lebens zu finden? Er dachte an die sengende Hitze, die Sandflächen und Steinsteppen, die kargen dürren Dornbüsche, Tage und Nächte ohne Wasser und Nahrung und Brennstoff, als sie Tragtiere und Reittiere töteten, um deren Blut zu trinken und das Fleisch roh zu verschlingen, ehe es verdarb; an die Wasserstellen – nicht Gilgameshs Brunnen –, in denen sich Kadaver türmten: Männer, die sich ausgedörrt ins Wasser stürzten und tranken, bis sie von Krämpfen geschüttelt starben.
    Die Heimkehr nach Persien, das Strafgericht für säumige Satrapen, die dem Zug hätten Nahrung und Wasser liefern sollen – aber war es vielleicht nur Alexanders Zorn, eine Ablenkung von der Katastrophe, die er gewollt und verschuldet hatte und für die er nun Schuldige brauchte, damit die Überlebenden des Heers ihm weiter folgten?
    Die Hochzeit von Susa, wo Alexander sich mit Dareios’ Tochter Stateira und dazu Parysatis, der jüngsten Tochter des Artaxerxes Ochos, vermählte; Hephaistion erhielt Stateiras Schwester Drypetis; Krateros eine Nichte des Dareios; Perdikkas und Ptolemaios und Eumenes und Nearchos und Seleukos und Leonnatos (Peukestas sah im Geiste das Bild: die Männer und ihre Frauen in langer Reihe nebeneinander, beginnend mit Alexander, dann Hephaistion, dann Krateros, dann Perdikkas, und so fort) und an die hundert andere Offiziere und Hetairen wurden mit Töchtern des persischen Hochadels vermählt, ebenso mehrere tausend Männer des Heeres mit den Perserinnen, mit denen sie seit langem zusammenlebten und Kinder hatten. Die Kinder der heimgeschickten alten Krieger – Mischlinge, in Makedonien zweifellos unwillkommen – nahm der König als die seinen an, um sie für den Dienst am Reich erziehen zu lassen – das Mischlingsheer der Zukunft?
    Ein langer, wirrer, wilder Traum; und mitten darin – oder fast noch am Anfang?

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