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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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die ich in Babylon gewinnbringend verkaufen kann.«
    »Du würdest also entweder ein teures Reitkamel durch eine Packlast schänden, oder mich beleidigen, indem du mir ein Packtier zum Reiten anbietest?«
    »Ich bin zerknirscht; es war gedankenlos. Dennoch ist dein Angebot eine schlechte Vermengung von zwei Teilen Hohn, einem Teil Schamlosigkeit, einem Teil Plünderei und zehn Teilen stinkenden Geizes. Zweihundert Drachmen! Zweihundert Sandkörner!«
    Dymas setzte sich wieder; sie tranken weiteren Wein und feilschten eine weitere Stunde lang. Schließlich schrie der Karawanenmann ihn an:
    »Meine Enkel, o meine zahnlosen Vorfahren! Wie soll ich sie gebührend ernähren und bestatten? Du plünderst mich aus, du stiehlst mir das Weiße aus den Augen, du rollst mir die Zehennägel auf! Vierhundertfünfundzwanzig – oder verlier dich auf dem Meer!«
    Dymas seufzte und nickte. Daß er immer noch zuviel bezahlt hatte, wußte er nicht erst, als der Araber lächelte und sagte:
    »Es ist ein Genuß, mit feinfühligen Männern Geschäfte zu machen. Wo wohnst du?«
    Sie verabredeten, daß am Abend vor dem Aufbruch ein Bote Dymas benachrichtigen würde; dann deutete der Händler auf einen der Marktstände.
    »Da drüben, die anderen Musiker, die mitreisen. Sie zahlen sechshundert – für zwei.«
    Dymas nickte ihm hastig zu, sprang auf und drängte sich durchs Gewimmel. Die Zwergin reichte eben dem Luwier einen großen Fisch, den sie gekauft hatte.
    »Dymas! Hast du geworfen Windmünze?« Nhiyar strahlte breit, und die Zwergin Ay streichelte Dymas’ rechte Hand.
    »Aus Versehen – ich hatte Brot geworfen, um Fische zu füttern, und die Münze hat mich dabei verlassen. Wie kommt ihr hierher?«
    »Später. Wo wohn?«
    »In einer Schänke, an der Karawanenstraße. Und ihr?« Nhiyar hielt den Fisch hoch. »Schänken jetzt alle voll. Lager südlich von Stadt. Mitkommen, mitessen?«
    Dymas begleitete sie. Vor der Stadt, wo all jene Händler lagerten, die keinen Platz mehr gefunden hatten, stand das geflickte Zelt, neben einem kleinen sauberen Wasserlauf. Nhiyar verschwand und kehrte mit Holz und Laub zurück. Während er Feuer machte, nahm Ay den Fisch aus, und Dymas erzählte von seinen Reisen. Plötzlich schrie die Zwergin leise; in den zitternden Fingern hielt sie den Geisterstein, den Dymas weit im Norden, vor Lesbos, über Bord geworfen hatte. Und das zerschlitzte Gedärm des Fischs.

    Von Damaskos nach Tadmor. Tags blendende Sonne und blinder Sand, nachts heiße Feuer des Lagers und eisige Feuer im Himmel. Was Ay und Nhiyar durch die Wüste trieb, hatte Dymas noch immer nicht erfahren. Sie hatten ihm Orte genannte, Plätze, an denen sie in den vergangenen Jahren gewesen waren, um Musik zu machen und zu überleben. Mehr konnte er nicht aus ihnen herausholen. Später versuchte er, ein gewöhnliches Gespräch für Aristoteles aufzuzeichnen. Es ging etwa so –
    Dymas: Aber warum habt ihr Hellas verlassen, ausgerechnet jetzt?
    Nhiyar: Mondwind, Mondwind.
    Ay: Huii. Ho.
    Dymas: Mondwind? Was bedeutet Mondwind?
    Ay: Grün. Grüner Mondwind. Götterfurz.
    Nhiyar: Sternberste, heißt immer Gott berste, tot.
    Dymas: Also, ein Stern ist geborsten, das heißt für euch, ein Gott ist gestorben?
    Nhiyar: Barragukh. Brrrm.
    Dymas: Und wenn ein Gott stirbt, müßt ihr Hellas verlassen und in die Wüste reisen?
    Ay: Hnnn.
    Nhiyar: Umwegig denken. Tote Götter sehen.
    Dymas: Wo? In der Wüste?
    Ay: Wüst, wüst, o wüst.
    Nhiyar: Taubs Gegurre, Fischens Geplatsch. Nhiyars Fußgang, ha. Ay berste.
    Dymas: Was ist mit Ay?
    Nhiyar: Berste, schrumpel. Nix mehr da. Fein. (Er lacht.)
    Dymas: Ay – heißt das, du willst sterben?
    Ay: (Nickt, lacht, klatscht in die Hände.)
    Dymas: Stirbst du gern? Freust du dich?
    Ay: Jedemal, immerlich.
    Nhiyar: Immer berste, immer wiederkomm. Nhiyar nur einmal, aber langes Gelbes, langes ... uh, lang Sein, dann berste.
    Dymas: Ihr macht mich wahnsinnig. Ein Stern birst, ein Gott stirbt, Mondwind weht euch übers Meer, Ay stirbt oft und gern, kommt immer wieder, Nhiyar stirbt nur einmal, nach langem Leben?
    Ay: Hnnn.
    Nhiyar: Berste Ay, berste Ay, wo bei Götter Mondwind. Nhiyar später, Schlangenpalasten.
    Dymas: Der liegt in Indien, wenn ich mich an deine Geschichten erinnere. Wollt ihr nach Indien?
    Nhiyar: Nhiyar allein, später. Ay Götterberste, Tempel. Brennung. O Pyramidezeit. Du jetzt Kithara!
    Ay: Hnnn.

    Das uralte Tadmor – immer wieder neu erbaut aus den Steinen des kargen, kahlen Bergrückens

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