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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Willst du Feuer sein in der Sonne, Blut in der Wüste, ein Schrei auf dem Gipfel?«
    Alle Müdigkeit war aufgehoben, es gab weder die Zeit noch ihre Folgen. Dymas sah nur den König, spürte unbändige Energie, roch Salz und Weite, ahnte unvorstellbare Musik.
    Dann schob sich etwas in seine baumelnde Hand, hielt sie fest. Er blickte nach unten und sah Tekhnef, die neben ihm kniete. Das Feuer erlosch; Alexanders Hände auf seinen Schultern waren Menschenhände, und Dymas begann sich zu fürchten.
    »Nein, Herr. Ich will zu Tekhnefs Aulos die Kithara spielen, in Hafenschänken Wein trinken und die Geschichten hören, die Frauen und Männer erzählen. Die immer neuen Geschichten, die sie jeden Tag erzählen über die täglichen Dinge, Arbeit, Liebe und Sterben.«
    Alexander lächelte. Er nahm die Hände von Dymas’ Schultern. »Komm, ich will dir etwas zeigen. – Keine Sorge, Tekhnef; er kommt zurück.«
    Widerstrebend, wie es schien, ließ Tekhnef die Hand fahren. Mit Schritten, die immer noch frei waren von Schwere und Müdigkeit, folgte Dymas dem König zum hinteren Ende des Zelts, durch einen kleinen Ausgang, in die Nacht, in ein anderes, geringeres Zelt. Zwei Königsknaben schliefen dort, auf dem Boden zusammengerollt; ein Öllämpchen flackerte am Fußende von Alexanders Lager, das aus einfachen Decken und Fellen bestand. Auf einer schlichten Holztruhe lagen Waffen und Teile einer Rüstung.
    Alexander nahm den gelbrot glimmenden Schild und hielt ihn hoch; die Kanten zeigten Rost. Er war kreisrund, etwa eine Armlänge im Durchmesser.
    »Die anderen Waffen aus Troja waren falsch«, sagte der König. »Wie du wahrscheinlich weißt. Dies hier ist echt. Es ist vielleicht nicht der Schild des Achilles, aber er stammt aus der gleichen Zeit.« Die Stimme blieb leise, änderte weder Tonfall noch Nachdruck, die Knaben schliefen ruhig weiter; dennoch griff etwas nach Dymas. »Mein Schildträger wird in der Schlacht bei mir sein, mit den üblichen Dingen. Willst du diesen Schild für mich tragen, Dymas – einen achaischen Schild aus den Tagen von Ilions Untergang?«
    Wie betäubt sank Dymas auf die Knie, streckte die rechte Hand aus und berührte den rostigen Rand. »Laß mich in der Schlacht neben dir gehen, Herr«, sagte er heiser. »Mit diesem Schild; bis ans Ende des Wegs.«
    Er blickte auf; Alexander starrte irgendwo hin, ins Dunkel des Zelts, in die lichte Ferne.
    Dann lachte er kurz und gepreßt; seine Augen kamen zurück, streiften Dymas, richteten sich auf den Schild, den er zu den übrigen Waffen legte.
    »Steh auf, Kitharist. Nur Spielzeug. Der Schild ist ebenso unecht wie das andere. Geh zu deiner schwarzen Frau.« Etwas wie Spott oder Verachtung klang hinter den Worten.
    Dymas stand auf, mühsam; er stolperte zurück ins große Zelt. Spielzeug. Er ging bergauf, gegen den Sturm, brauchte ein dunkles Jahr wirbelnder Gedanken, bis er wieder bei Tekhnef war.
    Sie schaute ihm entgegen, aus den Falten einer Decke. Seine lag neben ihr, auf der Kline. Die Augen waren schwarz und schmerzten.
    »Ich habe es bis hierhin gespürt«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Du zitterst. Komm.«
    Dymas kroch zu ihr, in ihre Arme, suchte Zuflucht wie ein gehetztes Tier. Nach langem, knisterndem Schweigen murmelte er:
    »Die zehntausend Wesen ... Es muß eisig sein in dieser Höhe, und einsam ... Wer sich ihm nähert, verfällt ihm. Wer ihn sehen will, muß ihm fern bleiben. Ich hab ihn geliebt, gefürchtet, bewundert, bedauert, alles in ein paar Augenblicken.«
    »Und jetzt?«
    Er ächzte leise. »Nur Entsetzen.«

2. DIE ENTHAUPTUNG
    Im Morgengrauen ging ein leiser Nieselregen nieder. Ptolemaios, Sohn des Lagos, Gefährte des Königs, wickelte sich in einen grauen Umhang und ging zu dem zischenden Postenfeuer. Einer der Männer reichte ihm einen Becher mit Kräutersud, ein wenig Wein und Honig.
    »Scheißzeug; macht die Wege tief.« Der Älteste der Posten hockte auf den Fersen neben dem Feuer; er wies mit dem Kinn ins nasse Grau.
    Ptolemaios grunzte, rieb sich mit der Linken die Augen und schlürfte von dem Gebräu. »Schschsch. Heiß. Was für Wege?« Er grinste. Irgendwo wieherte ein Pferd, ein zweites antwortete, weiter weg. Der graue Nieseldunst wurde heller, aber nicht durchsichtiger.
    »Dann eben Schlamm.« Der älteste Hoplit spuckte aus. »Hat Philipp schon immer gesagt – besser Schlamm als gar kein Dreck.«
    Ptolemaios lachte. Aus der Gürteltasche holte er eine Handvoll Getreidekörner; langsam und gründlich kaute

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