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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Fußkämpfer, die immer wieder in Schlammlöcher sackenden Karren, die Reitertrupps, die galoppierenden Melder. Es war ein vertrautes Bild, geordnete Bewegung, unübersichtlich nur für solche, die es nicht kannten. Und obwohl es vertraut war, war es doch jeden Tag neu. Und es bewegte etwas in der Brust; etwas, das er nicht befragen wollte. Am Abend, vor dem Fest in Alexanders Zelt, hatte er versucht, einen immer wieder abgebrochenen Brief an den Meister des Fragens zu schreiben, seinen alten Lehrer Aristoteles; er war wieder nicht zum Ende gekommen. Vielleicht sollte er einfach den Versuch aufgeben, dem fernen Philosophen zu erklären, daß Ptolemaios, Sohn des Lagos, dankbar war für vieles und nun beschlossen hatte, gewisse Dinge nicht mehr zu befragen, nicht Philosoph zu sein, sondern Fürstensohn, Königsfreund und Männerführer. Er seufzte.
    Als er zu seinem Zelt zurückkehrte, hatte der Knabe, der ihm als Bursche diente, die wichtigsten Dinge bereits verpackt; auch der unfertige Brief war eingerollt, das Schreibzeug verstaut. Ptolemaios gab ein paar Anweisungen; zwei Männer der Stabswache halfen dem Knaben und einem Sklaven beim Abbrechen des Zelts.
    Die Musiker waren nirgends zu sehen.
    Ptolemaios beschrieb dem Knaben den Weg und den Treffpunkt; dann ließ er ihn, den Sklaven und die Packpferde zurück und ritt zu der Schar der Hetairenreiter, die er anzuführen hatte. Ihnen brauchte er keine Befehle zu erteilen; sie wußten Bescheid und kannten bereits die genaue Uferstelle, die sie übernehmen sollten. Ptolemaios gab das Zeichen zum Aufbruch, folgte ihnen aber nicht, sondern ritt kreuz und quer durch das aufgeweichte Gelände, um zu ordnen oder zu helfen, wo es nötig war.
    Bestimmte Truppenteile bewegten sich schneller als andere; aus den Verzerrungen der gewöhnlichen Ordnung versuchte er die genauen Pläne des Königs zu erraten. Irgendwann lachte er laut; das war, als er seine Kenntnisse der Anordnung des feindlichen Lagers und seine Mutmaßungen über Alexanders Absichten im Geist nebeneinanderhielt. Ein schräg nach links vorstoßender Keil, der das Heer der Satrapen aufreißen würde ...
    Am Nachmittag kam es beinahe zu einer Katastrophe. Der König, der seine Anweisungen gegeben und sich dann wie Ptolemaios und andere bei vielen verschiedenen Einheiten unterwegs aufgehalten hatte, erreichte das flache, versumpf te Gelände am Westufer des Granikos fast gleichzeitig mit der Phalanxabteilung des Krateros. Ptolemaios sah Alexander mit dem riesigen Bären reden und hörte das brüllende Gelächter von Krateros weit übers Feld. Dann brach es jäh ab, als Alexander etwas bemerkte und sein Pferd herumriß. Ptolemaios ritt näher, ebenso andere Offiziere. Er sah Kleitos den Schwarzen, Parmenion, Perdikkas, und vom Fluß her näherte sich Demaratos.
    Der Granikos floß hier fast genau nach Norden; flußauf und flußab war das Gelände höher und steinig. Der kleine See in der Ebene, kaum drei Stadien diesseits des Flusses, mochte einmal das ganze Flachland bedeckt haben; die von Büschen bestandenen Ufer und die grünen Flächen ringsum waren der geeignete Lagerplatz. Das jenseitige Ufer des Granikos war höher, eine nicht ganz mannshohe Bank aus Lehm und losem Gestein. Dort war das Heer der Satrapen aufgestellt; die Nachmittagssonne glitzerte auf Tausenden von Lanzenspitzen, Helmen und Rüstungen. Die Perser, Söldner und Hilfstruppen würden keinen Fuß ins Wasser setzen; Alexanders Kämpfer würden durch den Fluß waten müssen, der etwa dreißig Schritte breit war und nicht sehr tief, aber auch nicht seicht. Die Anordnungen des Königs waren klar gewesen – welche Truppenteile zu welchem Zeitpunkt welche Uferstelle besetzen sollten: Angriff unmittelbar nach der Ankunft.
    Und jemand, vermutlich Parmenion – denn kein anderer hätte es gewagt –, hatte den größten Teil der Reiterei absitzen lassen; hinter einer Kette thessalischer Reiter und Söldnereinheiten begannen die Fußkämpfer der Phalanxabteilungen mit dem Lagern. Die ersten verschlammten Karren des Trosses trafen eben ein. Die Hypaspisten, Makedoniens beste Fußkämpfer unter dem Befehl von Parmenions Sohn Nikanor, bildeten einen zweiten Schirm hinter den Söldnern, aber ihre Waffenträger und die Karren mit Ersatzspeeren und allem anderen waren weit hinter ihnen geblieben, am Seeufer.
    Alexander raste. Bis Ptolemaios nah genug war, um etwas zu hören, hatte das Geschrei geendet. Er würde Kallisthenes fragen, der mit buchstäblich

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