Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
angeworben oder ausgehoben hatte; andere mochten Zuflucht suchen in Festungen, sich örtlichen Strategen unterstellen und auf neue Befehle des Großkönigs warten. Aber bis Dareios selbst aus den Tiefen Asiens ein neues Heer heranführte, würde es keinen großen geordneten Widerstand mehr geben, nur Belagerungen und Scharmützel.
    Denn sie hatten das Westheer des unermeßlichen Reichs enthauptet. Memnon, dem die Perser aber mißtrauten, war entkommen, ebenso der Satrap des nördlichen Phrygien, Arsites. Alle anderen Führer, die das westliche Asien einigen und ein neues Heer hätten aufstellen können, lagen hier, in tapferem Kampf gefallen. Ptolemaios dachte an die 56 Hetairen, 137 sonstigen Reiter und 211 Fußkämpfer, Makedonen und Verbündete, die nicht mehr lebten; die meisten von ihnen gefallen bei den Hügeln, gegen die hellenischen Söldner, deren Angebot, sich zu ergeben, Alexander abgelehnt hatte. Zu viele, viel zu viele, aber andererseits: der Preis. Kallisthenes würde zweifellos die Anzahl der toten Feinde verdoppeln, die der eigenen Gefallenen dritteln, Alexander die Auseinandersetzung mit Parmenion und die Schlacht an einem Tag gewinnen lassen; sei’s drum. Er würde in gewisser Weise recht haben, ohne es – als Nichtkämpfer – zu wissen. In seinen schönen Berichten, weniger Aufzeichnung denn Instrument der Beeinflussung, wäre es inzwischen der nächste Tag, da die Schlacht ja nachmittags stattgefunden haben würde. Der Tag nach der Schlacht, mit hochtrabenden Reden und der feierlichen Bestattung der Gefallenen beider Seiten. Es war der nächste Tag für Ptolemaios, und für viele andere, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnten – als hätten sie in wenigen Stunden mehrere Tage zurückgelegt, ohne auszuruhen; vielleicht ein halbes Leben.
    Zwischen toten Pferden fanden Emes und seine Leute einen Mann von Nikanors Hypaspisten; er war bei Bewußtsein, heulte dumpf, als sie ihn bewegen wollten, und er war entsetzlich verstümmelt. Ptolemaios pfiff wieder und winkte Philippos herbei, der nicht weit entfernt neben einem anderen Verletzten gekniet hatte. Die Hand des Arztes, der wie so viele andere in Mieza Schüler des Aristoteles gewesen und an anderes gedacht hatte, krampfte sich um den Griff des langen Messers; die Knöchel traten weiß hervor.
    Er legte die andere Hand auf die Stirn des Wimmernden. »Sieht nett aus, Mann«, sagte er. »Ich glaub aber, ich kann dir helfen. Wird einen Moment weh tun. Also, halt mal kurz die Luft an, Augen zu, und denk dran: nicht lachen.« Der Verwundete entspannte sich; Philippos stieß ihm die lange glitzernde Klinge ins Herz.
    »Zweihundertzwölf«, murmelte Ptolemaios.

    In der Nähe der Grabhügel, im Schein von Fackeln und Feuern, sichteten die Leute von Harpalos die besseren Teile der Beute (abzüglich der 300 Schmuckrüstungen, sämtlich vergoldet, die nach Athen geschickt werden sollten), während die Waffenschmiede und ihre Helfer die Vorräte an schlichten Rüstungen, Schwertern, Lanzen und sonstiger Ausrüstung prüften: was noch verwendbar war, was eingeschmolzen werden konnte, was nicht einmal dazu taugte. Bis auf diese beiden Trupps, dazu die Gefangenen und ihre Bewacher sowie die Verwundeten und ihre Pfleger, hielten sich alle anderen wieder auf dem Westufer auf, im Lager.
    Ptolemaios torkelte vor Müdigkeit; aber bevor er in seinem Zelt zusammenbrechen durfte, gab es noch etwas zu tun. Er tat es ungern, aber er wußte, wie knapp die Vorräte an Münzen und münzbarem Metall waren, wie dringend sie die Beute brauchten; und daß man trotz der Aussagen von Gefangenen das Feldherrenlager der Perser noch nicht gefunden hatte. Dort mußte der Kriegsschatz sein – wenn es nicht den Geflohenen gelungen war, alles mitzunehmen. Aber darum würden er und Philotas sich am nächsten Tag kümmern.
    Er zog den dunklen Umhang enger, verdeckte sein Gesicht mit der schlaffen Kapuze und näherte sich dem Feuer, an dem die Leute saßen, die Emes ausgesucht hatte. Niemand sah ihn kommen. Die Kämpfer hockten auf den Fersen, auf Decken, auf dem Boden, tranken Wein und Wasser, aßen Brot und kaltes Bratfleisch, getrocknete Früchte, einer knabberte an einer Zwiebel, die er irgendwo auf dem Schlachtfeld – vielleicht im Beutel eines Gefallenen – gefunden haben mußte.
    Emes, ein riesiger Rücken und lange flackernde Schatten, hielt einem der Kameraden etwas hin. »Pack mal an; ich ziehe.«
    Der andere faßte zu; Emes zerrte und zerrte und grunzte

Weitere Kostenlose Bücher