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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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gerade den Engberts raus und schaltest mich durch? Nee, ist nicht mehr hier, und die Nachtwache ist der Meinung, die Polizeiarbeit behindern zu müssen … Okay, danke.« Marlon wartete einige Sekunden und lächelte dem Jungen zu, während er auf das Rauschen in der Hörmuschel lauschte. Der Kehlkopf des Kerls hüpfte beim Schlucken auf und ab wie ein Jo-Jo. Er sah aus, als wolle er eine Entscheidung fällen, wusste aber nicht, welche und ob er sich das überhaupt zutrauen sollte.
    »Was studieren Sie?«, fragte Marlon scharf. »Lehramt?«
    Der Britpopper schüttelte angespannt den Kopf. »Medizin.«
    »Oh, gut. Die bezahlen sicher anständig hier, oder?«
    »Es ist okay.« Dabei zog er das »okay« in die Länge und ließ es wie eine Frage klingen.
    »Soll doch auch so bleiben, richtig?«
    Statt zu antworten starrte der Student Marlon aus wässrigen Glupschaugen an.
    »Ah«, simulierte Marlon am Telefon erfreutes Erstaunen. »Herr Engberts. Kraft, Kripo. Tut mir leid, Sie so spät zu stören. Ich bin erst jetzt dazu gekommen … Ja doch, es ist sehr wichtig für die Ermittlungen, wir hatten das besprochen … Mmh. Gut. Okay. Dann machen wir das so, und wir beide telefonieren morgen, falls noch was offen ist. Gut. Entschuldigung nochmals, aber so ist das manchmal, immer im Dienst. Wiedersehen.« Marlon klappte das Handy zu und fragte: »Wo finde ich Herrn Roth?«
    »Äh, hat der Prof denn gesagt, dass es okay ist?«
    Noch einmal dieses okaaaaaay, und ich blase dir den Schädel weg.
    Marlon hielt ihm das Handy hin. »Wollen Sie selbst noch mal anrufen, falls er überhaupt Ihren Namen kennt? Er wird sich bestimmt über ein weiteres Telefonat freuen.«
    »Ja«, sagte der Student zögerlich, »äh, nee, besser nicht, glaube ich, oder?«
    »Ganz wie Sie meinen«, antwortete Marlon und stopfte das Handy in die Tasche der Jeansjacke zu dem Feuerzeug und den Zigaretten. »Und jetzt geben Sie mir bitte die Zimmernummer. Ich habe nicht viel Zeit und bin in zehn Minuten zurück.«
    »Okaaaaaay.«
    Sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe …
    Der Student tippte mit zwei Fingern etwas in einen kleinen PC . Marlon nutzte den Augenblick, um auf dem Wegweiser durch die Klinik Engberts Büro zu suchen. Als er es lokalisiert hatte, sagte der Student: »Zimmer 202 auf Station zwei. Hier rauf und dann links.« Er deutete auf eine beeindruckende Eichenholztreppe, die sich in einem Halbrund nach oben schnörkelte. Erstes Geschoss. Links Roth, und rechts von der Treppe musste sich Engberts Büro befinden.
    Der Student nahm einen Telefonhörer in die Hand. »Ich rufe auf der Station an, dass Sie kommen.«
    »Unnötig«, antwortete Marlon und winkte im Weggehen ab. »Die sehen mich sowieso in dreißig Sekunden.«
    »Äh, okaaaaaay …«, murmelte er und legte wieder auf.
    … und wenn ich wieder runterkomme, lege ich dich um.
    »Alles klar, danke«, rief Marlon und hastete die Treppe hinauf. Die Schritte hallten laut durch das Gewölbe, und Marlon gab sich alle Mühe, nicht zu stolpern. Zuerst also Roth.
    Zimmer Nummer 
202
auf Station zwei. Es muss ganz vorne sein. Orientier dich. Und pass auf.
    Der Schwesternraum befand sich meist irgendwo in der Mitte einer Station. Weit genug entfernt. Hoffentlich würde ihn die Bereitschaft nicht bemerken. Marlon hielt den Atem an, öffnete leise die Glastür und schloss sie ebenso behutsam.
    Vor ihm erstreckte sich ein mit PVC belegter Flur mit großen Eichentüren links und rechts. Etwa in der Mitte befand sich ein gläserner Kubus wie ein Wintergarten an der Wand, aus dem hellblaues Licht flackerte. Der Stationsraum. Fernsehen. Gut so. Marlon ließ seinen Blick über die Türen schweifen. Auf der zweiten von links war die Zahl 202 in Messing angebracht. Roths Zimmer. Marlon schlich vor die Tür. Als er die Hand um den Griff legte, atmete er tief durch, öffnete die Tür einen Spalt und schlüpfte hinein.
    Roth lag ausgestreckt auf der Bettdecke. Er trug einen hellblauen Pyjama, dessen Oberteil bis oben hin zugeknöpft war, und starrte aus dem Fenster. Dann drehte er den Kopf zu Marlon und setzte sich steif wie eine Marionette und ohne jede Gesichtsregung aufrecht hin.
    »Herr Kraft. Sie besuchen mich. Wie schön. Fast hätte ich schon geschlafen.«
    Marlon huschte zu dem Bett und setzte sich auf die Kante. »Ich habe nicht viel Zeit. Und es muss unser Geheimnis bleiben, dass ich hier war«, flüsterte er mit rauher Stimme.
    Roth nickte. »Geheimnisse kann ich gut bewahren.«
    »Ich bin

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