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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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dieser Engberts schien sie für eine stinknormale und zudem blutjunge Ermittlerin zu halten, bei der er mit seinen Methoden Eindruck schinden würde, und hielt den schweigsamen Mario wohl für einen tumben Gorilla und schmückendes Beiwerk. Da hatte Engberts sich getäuscht. Und deswegen kam Alex ohne Umschweife auf das Thema. Allen Provokationen, indirekten Fragen und zwischen den Zeilen formulierten Unterstellungen würde er ohnehin ausweichen.
    »Mein Name ist Alexandra von Stietencron.«
    »Sagt mir nichts.«
    »Ich bin Kriminalpsychologin.«
    Engberts verkniff sich eine Reaktion.
    »Zusammen mit meinem Kollegen, Kommissar Kowarsch, bin ich mit Ermittlungen im Fall der Serienmorde befasst. Sie haben sicherlich davon gehört.«
    »Am Rande.« Engberts zuckte mit den Schultern.
    »Der Täter bezeichnet sich selbst als Purpurdrache«, ergriff Mario das Wort, »und wie wir wissen, nannte sich so auch Jürgen Roth, einer Ihrer Patienten.«
    Engberts blieb stumm wie ein Fisch und unbeweglich wie eine der Säulen vor seinem Haus. Seine Frau rutschte auf dem Sofa in eine entspannte Haltung, griff sich eine Zeitschrift und blätterte darin.
    »Dazu haben wir verschiedene Fragen«, fuhr Alex fort. »Zudem scheint C- 12 bei den Taten eine Rolle zu spielen. Sie haben es mitentwickelt, getestet und es auch eingesetzt.«
    Engberts schob die Hände in die Hosentaschen und hob das Kinn. »Hören Sie, Frau …«
    »Von Stietencron.«
    »Wie auch immer. Ich bin nicht verpflichtet, Ihnen in meinem Haus zwischen Tür und Angel Rede und Antwort zu stehen. Ich schätze es ebenfalls nicht, von Ihnen damit mitten in der Nacht überfallen zu werden, und ich werde mich gleich morgen bei Ihrem Dienststellenleiter beschweren. Ich weiß nicht, was Sie sich von Ihrem Besuch versprochen haben, und wenn Sie bei der Polizei tatsächlich als Psychologin arbeiten, wundere ich mich noch mehr über Ihr Verhalten. Wenn Sie sich damit profilieren wollen: bitte. Aber nicht auf meine Kosten.«
    Alex schluckte. Natürlich hatte sie mit einer solchen Reaktion gerechnet. Dennoch …
    »Ich darf Sie jetzt zur Tür begleiten.« Engberts formulierte den Satz als Feststellung und nicht wie eine höfliche Floskel.
    »Tut mir leid. Aber das dürfen Sie noch nicht.« Alex schüttelte den Kopf.
    Engberts blickte überrascht auf.
    »Herr Engberts, jetzt mal Schluss mit dem Herumgeeiere«, grätschte Mario in das Gespräch und ließ in der Anrede geflissentlich Engberts Doktortitel unter den Tisch fallen. »Wir unterhalten uns entweder vernünftig, oder wir führen das Gespräch auf der Wache fort. Ich bin gerne bereit, mir jetzt sofort eine Anordnung dazu ausstellen zu lassen.« Mario zog demonstrativ sein Handy hervor. »Abgesehen davon, dass Sie Ermittlungen in Mordfällen behindern, besteht gegen Sie ein Tatverdacht auf Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung sowie einiges mehr, und das können Sie nur ausräumen, wenn Sie sich dazu äußern. Tun Sie das nicht, werde ich Sie mitnehmen müssen. Sie können selbstverständlich vorher Ihren Anwalt anrufen.«
    Ein väterliches Lächeln huschte über Engberts Gesicht. »Wollen Sie mich beeindrucken?«
    »Nein«, antwortete Alex kalt. »Nur informieren.«
    »Haben Sie etwa auch Handschellen und eine Waffe in Ihrem Täschchen, Kind?«
    »Möchten Sie mal reinschauen?«
    Sylvie Engberts warf die Zeitung klatschend auf den Glastisch. »Bitte, Reinulf«, blaffte sie, »würdest du das Gespräch mit diesen Personen jetzt beenden?«
    »Du hast ja recht, Liebes.« Engberts verschränkte die Arme wieder vor der Brust. »Auf Wiedersehen, Frau von Stietencron und Herr Kowarsch.«
    »Haben Sie mich nicht verstanden?«, fragte Mario und wedelte mit seinem Telefon.
    »Doch, habe ich«, antwortete Engberts und setzte wieder das überhebliche Lächeln auf, das Alex ihm am liebsten mit den Absätzen aus dem Gesicht geprügelt hätte. Dann ging er auf sie zu und fasste sie am Arm. »Wenn Sie der Auffassung sind, dass Sie mich zu einer lächerlichen Vernehmung zitieren müssen, werden Sie das so oder so tun. Ihre grüne Minna dürfen Sie gerne draußen anrufen, kein Problem. Dann sehen wir weiter. Aber verlassen Sie dazu jetzt bitte mein Grundstück.«
    »Finger weg, Freundchen.« Mario wischte Engberts Hand wie eine lästige Mücke von Alex’ Arm.
    »Wie haben Sie mich genannt?« Engberts legte den Kopf schief und seine Rechte wie einen Trichter ans Ohr.
    »Achten Sie genau auf meine Worte, Engberts, ich wiederhole mich nicht

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