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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Moderation an sich und öffnete schwungvoll die Krankenakte. Ein dünnes Fax fiel heraus. Engberts griff sofort mit beiden Händen danach, bekam es zu fassen und ließ es wieder in der Kladde verschwinden, wo der Faxkopf von den weiteren Papieren nur zur Hälfte bedeckt wurde. Marlon hatte ein Wappen darauf erkannt.
    »Also vorab kurz zu Ihrer Information«, begann Engberts. »Herr Roth hat große Fortschritte gemacht. Das hat zum einen mit einer neuen Therapie und der entsprechenden Medikation zu tun, die bei ihm gut anschlägt. Zudem arbeitet er vorbildlich mit. Seine Diagnose ist nach wie vor eine paranoide Form der Schizophrenie, aber wir bekommen das in den Griff, und er fühlt sich hier sehr wohl.«
    Weil ihr ihn zombifiziert habt.
    Engberts sprach in einem Tonfall, in dem er genauso gut hätte erklären können, dass Roths Bremsbeläge in Ordnung seien, aber noch ein Ölwechsel gemacht werden müsse. Mit einer einfühlsamen Psychologin wie Viviane hatte Engberts nicht viel gemeinsam.
    »Wollen Sie Herrn Kraft sagen, wie es Ihnen geht, Herr Roth?«
    Roth nickte. »Mir geht es sehr gut. Ich fühle mich sehr wohl hier. Ich freue mich, dass Sie mich besuchen.« Er sprach schnell und ohne Betonungen. Roth blickte Marlon an. In seinem Gesicht war keinerlei Regung zu erkennen.
    »Schön.« Engberts versuchte ein Lächeln. »Das Luisenstift ist eine offene Reha-Einrichtung. Unsere Patienten können sich frei bewegen, und wenn sie wollen, auch mal in die Stadt gehen. Natürlich in Begleitung.«
    Marlon verschluckte sich an seinem Kaffee und musste husten, wobei der gerade inhalierte Zigarettenqualm wie Schmirgelpapier über seine Atemwege kratzte.
    »Sie …« Er röchelte heiser und räusperte sich. »Sie meinen, Ihre Patienten können auch hier raus?«
    »Natürlich«, sagte Engberts, als sei es das Normalste von der Welt. »Wie gesagt, natürlich unter Aufsicht. Außerdem ist es unumgänglich. Der Bewegungsdrang … Es ist die unangenehmste Nebenwirkung, die unsere Medikamente heute noch mit sich bringen. Aber fragen Sie Herrn Roth ruhig selbst, dazu sind Sie doch hier?«
    Marlon spülte mit einem weiteren Schluck Kaffee nach. Wenn Roth die Möglichkeit hatte, sich frei zu bewegen, dann hätte er auch die Möglichkeit, irgendwo an einen Internetzugang zu gelangen – oder noch viel mehr … Aber einen Mord – nein, das war dieser traurigen Figur nicht zuzutrauen. Dazu wirkte er viel zu harmlos – heute wie damals in dem Kindergarten, als er …
    »
Sorgen Sie für Ruhe … Machen Sie das wieder runter!« Konnte er ausrasten? Konnte er. Und wie … Rot. Roth. Alles purpurroth …
    Marlon biss sich auf die Lippe. »Ja«, sagte er, »deswegen bin ich hier. Und zunächst möchte ich mich kurz persönlich entschuldigen, Herr Roth – auch wenn es etwas komisch klingt. Aber ich fühle mich in gewisser Weise mitverantwortlich für das, was geschehen ist. Nun …« Marlon strich über die Narbe an seiner Schläfe. »Ich habe meine Quittung bekommen. Und nicht nur diese eine …«
    »Wie meinen Sie das?«, warf Engberts interessiert ein.
    »Seit dem Vorfall, na ja, ich habe so etwas wie ein Trauma erlitten. Posttraumatische Belastungsstörung …«
    »Sie sind in Behandlung?«
    »Nur noch gelegentlich. Ich habe eine sehr gute Ärztin gefunden, die mir mit einem neuen Medikament weitergeholfen hat – im Rahmen einer Studie. C- 12 . Vielleicht kennen …«
    »Ich habe es mit entwickelt.« Engberts verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Augen schienen mit einem Mal über jeden Millimeter in Marlons Gesicht zu wandern und nach etwas zu suchen.
    »Oh.« Marlon wandte den Blick ab.
    »Entschuldigung angenommen, Herr Kraft.
Null Problemo.
« Roth knirschte mit den Füßen im Kies. »Aber es war ein Unfall. Und es war dumm von mir, das überhaupt zu tun. Ich möchte mich auch entschuldigen,
mia culpa.
«
    »Ihr Spanisch ist nicht schlecht.« Marlon lächelte. Das Eis schien gebrochen. Bei Engberts allerdings schien es frisch gefroren zu sein. Er scannte Marlon nach wie vor.
    »Ich bin froh, dass Sie das sagen, Herr Roth«, fuhr Marlon fort. »Und ich finde es beachtlich, dass Sie frei darüber sprechen können …« Beides war noch nicht mal gelogen.
    »C- 12 , jaja …«, meldete sich Engberts zu Wort und blätterte in seinen Akten, wobei das Fax wieder etwas herausrutschte. Marlon war geübt darin, auf dem Kopf zu lesen, und hatte es oft genug trainiert, wenn auf den Schreibtischen in Rathäusern,

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