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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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spiele toter Mann.«
    »Noch mehr neue Freunde?«
    »Rugg und Renard«, sagte er. »Erledigen komische Aufträge. Waren mal Schwarzhemden.«
    Sie kniff den Mund zusammen. »Politische?«
    »Auf ihre charmante, ganz eigene Art und Weise.«
    Sie wurde noch blasser und ließ sich in den Sessel fallen. Von Rugg und Renard zu hören nahm sie mehr mit als Earls Abwesenheit, mehr noch als der Anblick von Toms Hand. Sie war hart im Nehmen, aber etwas quälte sie. Tom wusste nicht, was es war. Er sah sie an, aber sie schüttelte nur den Kopf. Also nahm er das rostige Messer, ging ins Badezimmer und wusch den Dreck und das Blut ab. Wieder im Zimmer, sagte er: »Wirf mir mal das Buch rüber.«
    Sie warf ihm den Tristram Shandy zu, dessen Rücken er vorsichtig mit dem Messer aufschlitzte.
    »Was machst du da?«
    »Achtzehn Stunden Schlaf, Harry. Ich bin ein neuer Mensch.« Er riss den Einband ab. Nichts zu finden. Er fuhr mit dem Finger über den Rücken, ertastete eine Erhebung und kratzte am Leder. Hier war etwas befestigt. Er bekam es mit dem Fingernagel zu fassen, ein winziges Filmquadrat – eine Mikrofotografie.
    »Ist das ein Mikrofilm?« Sie kam näher. »Das ist ein Mikrofilm, Tom. Was um alles in der Welt …«
    »Bin mir nicht sicher. Hat mit Earl zu tun.«
    »Wir bringen ihn zu den Inter-Services. «
    »Earl gehört zum COI«, sagte er. »Er gehört den Amerikanern.«
    Sie protestierte. Er gehörte ihrem Ehemann, er war in London gefunden worden. Sie waren Verbündete. Die Vereinigten Staaten wollten zwar nicht in den Krieg eintreten, sie hingegen wusste, was ihre Pflicht war. Das wusste Tom auch. »Meine Loyalität«, sagte er, »ändert sich nicht mit dem Wetter.«
    Ihre Worte waren von schneidender Kälte. »Wenn du damit sagen willst, dass man mir nicht trauen kann – dann, Thomas, lass dir versichern, dass man mir Dinge von Wert durchaus anvertrauen kann.«
    Er entgegnete einige harsche Worte, die sie so nicht stehen lassen wollte; sie stritten sich wie ein altes Ehepaar. Der Gedanke ließ ihn lächeln. Ihre Miene entspannte sich, sie strich sich das Haar hinter die Ohren. »Wir scheinen vom Thema abgekommen zu sein«, sagte sie.
    Sie einigten sich auf einen Kompromiss. Zunächst sollte die Mikrofotografie vergrößert werden. Vielleicht kam überhaupt nichts dabei raus, vielleicht war es reine Zeitverschwendung. Oder es war der Schlüssel zu Earl, der Schlüssel zu Sondegger und dem Zwanziger-Komitee. Es könnte den Schlüssel für einen geheimen Angriff auf die Staaten sein oder das Schachmatt im Spiel bedeuten, das er mit dem Hunnen spielte – bei dem er blind agierte, während ihm die Zeit davonlief.
     

27
 
4. Dezember 1941, Abend
    Das Flowerpot, ein kleines und altes Theater, hatte geschlossen; Bombenschäden. Die Treppe war abgesperrt, eine Statue war zerschmettert und lag mit dem Gesicht voran im Schutt. An der Wand hing eine verstaubte Plakette. Highcastle rieb sie mit dem Ärmel sauber und las: WIR, DIE WIR LEBEN, UM ZU GEFALLEN, MÜSSEN GEFALLEN, UM ZU LEBEN.
    Der Name des Autors war verdeckt. Rupert würde ihn kennen, aber Rupert war tot – und Sondegger lief frei herum. Highcastle hatte versagt.
    Er war auf dem Weg zur Metropolitan Police am Flowerpot stehen geblieben. Er hatte seine Männer die Straßen nach dem Deutschen durchkämmen lassen, hatte sie alle in Aufruhr versetzt. Keine Spur, der sie nicht nachgegangen wären, aber keinen Deut weitergekommen – denn es gab keine Spuren. Die einzigen, die Sondegger auf seinem Weg zurückgelassen hatte, waren die Leichen in Hennessey Gate – und sein Wissen um Earl Wall.
    Highcastle brauchte Hilfe. Die Spezialabteilung, die Home Guard – zum Teufel, er würde sogar den Housewives Service und die Pfadfinder nehmen. Er würde jeden um Hilfe anbetteln. Er hatte nicht genügend Zeit und nicht genügend Männer …
    Trotzdem fand er Zeit, hier stehen zu bleiben. Vergangenes Jahr waren sie zu einer Abendvorstellung gekommen, er und Davies-Frank und Mrs. Davies-Frank. Es war der Auftakt zu ihrer Freundschaft und zeigte, wie weit das Vertrauen und die Sympathie zwischen ihnen gingen. Nun, das war vorbei. Highcastle wischte sich den Staub vom Ärmel und wandte sich ab. Tot war tot, jetzt hatte er um Rupert getrauert und um seine Männer, die in Hennessey Gate ermordet worden waren. Ihm blieb keine Zeit für Schuldgefühle. Ihm blieb keine Zeit für irgendetwas, außer Abendammer und den Deutschen zu finden und dafür zu sorgen, dass sie gehängt

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