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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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Nichts Besonderes. Es reicht, wenn man es lesen kann.«
    Der Fotograf sagte ihr, die Abzüge würden etwas dauern, und gab ihr die Instrumente und zwei saubere Blechschüsseln. Er spitzte seine fleischigen Lippen und verschwand im Hinterzimmer. Die Tür krachte nicht unbedingt hinter ihm ins Schloss.
    Harriet setzte sich neben Tom. Sie schlitzten die Bindung auf und nahmen das Buch auseinander. Inspizierten jeden Faden der Bindung, jeden Staubfleck, jeden Punkt, der dreidimensional erschien …
    »Wir sollten es sofort melden.« Harriet sah von dem Papier in ihrer Schüssel auf. »Auch wenn es nur eine Finte ist.«
    »Es ist keine Finte.«
    »Dann sollten wir …«
    »Es ist mitten in der Nacht, Harry. Es hat bis zum Morgen Zeit. Ich will sichergehen. Sondegger treibt ein hinterhältiges Spiel.«
    Er ging mit einer Hand einige lose Seiten durch. »Wenigstens ist es nicht kodiert. Ich hab einmal einen Gedichtcode gesehen.« ERLAUBNIS, F LUGPLATZ IN M ÁLEME ZU VERSTÄRKEN , WIRD AUSDRÜCKLICH VERWEIGERT . Q UELLE E ULT DARF UNTER KEINEN U MSTÄNDEN AUFGEDECKT WERDEN . »Mein Trupp – Lifton und Mann und Rosenblatt wurden geopfert, um einen Mann zu schützen, einen verdeckten Agenten. Das Hauptquartier wusste, dass der Angriff bevorstand, wusste den Zeitpunkt und den Ort, aber es hat verhindert, dass wir Unterstützung bekamen. Meine Jungs … sie sind gestorben für …«
    »Wofür, Tommy? Für Earl?«
    Ja. Tom rieb sich die Augen. Earl hatte ihn verraten. Er hatte ihm Harriet gestohlen. Er war EULT, der Agent auf Kreta, der auf Kosten seiner Jungs geschützt werden musste und – Nein.
    »Nein«, sagte er, was ihn selbst überraschte. »Earl hatte mit Kreta nichts zu tun.«
     
    Der Schreibmaschinenmechaniker hatte blondes Haar und einen Klumpfuß.
    Sondegger beobachtete ihn, bis er wusste, welche Rolle er spielte: eine Art Gundlach, den stolzen Krüppel, der weder bettelte noch sich beugte, eine Rolle, die mit viel Flair und einem hohen Maß an persönlicher Interpretationsfreiheit präsentiert wurde.
    Der Spätnachmittag ging in den frühen Abend über. Der Mechaniker kehrte nach Hause zurück, dann ging er aus. Auf der Eingangsstufe geriet er ins Stolpern. Sondegger streckte den Arm aus. »Soll ich dir die Hand reichen, Kumpel?«
    Der Mann zuckte zusammen. »Nein danke.«
    »Genau«, sagte Sondegger. »Du brauchst ja auch keine Hand, du brauchst einen Fuß.«
    Der Mann starrte ihn an, dann lachte er schnaubend. »Du unverschämter Dreckskerl.«
    Sie wechselten ein paar Worte, und der Mechaniker lud Sondegger auf ein Bier ein. Der Abend lohnte sich bereits, auch wenn Sondegger den Mann noch nicht über Kruh ausgehorcht hatte, den Abwehragenten, dessen Loyalität in Frage stand.
    »Einen Trinkspruch«, sagte Sondegger und hob sein Glas. Es gab in der Literatur eine lange Liste ehrwürdiger Krüppel: König Lykurg, der den Dionysoskult zerstören wollte und sich beim Abhacken eines Weinstocks das eigene Bein amputierte. »Auf die heiligen Könige.«
    Der Mechaniker trank, wurde aber vom Lärm in der Ecke der Kneipe abgelenkt – einem Dartturnier. Mit dem Kopf wies er auf die Scheibe. »Lust auf ein Spiel?«
    Nichts, was ihm lieber wäre, meinte Sondegger, und der Mechaniker bestellte eine weitere Runde, während sie warteten. Telephos, der lahme König der Mysier, wurde als Neugeborener auf dem Meer ausgesetzt, aber er überlebte. Krüppel waren ein zäher und stolzer Menschenschlag. Stolz war ein nützliches Werkzeug – Sondegger erzählte von seinem Abenteuer mit einer Zeitzünderbombe, das er während der Luftangriffe erlebt hatte. Er gab sich bescheiden und blasiert zugleich.
    Er, antwortete der Mechaniker, hätte da schon Aufregenderes erlebt als eine Zeitzünderbombe. Natürlich, natürlich, pflichtete Sondegger väterlich bei.
    »Doch, bei Gott, das hab ich!«
    »Klar. Und ich kann von Glück sagen, dass die Bombe nicht …«
    Der Drang zum großen Auftritt war überall gleich: »Ich war dabei, als drei Nazi-Spione vom Himmel geschwebt sind. Über mir haben sich die Fallschirme geöffnet – ich dachte schon, jetzt hat die Invasion begonnen. Hätte mich nicht gewundert, wenn sie sich als Nonnen verkleidet hätten, aber nichts
dergleichen …«
    »Sie trugen keinen Nonnenschleier?«
    »Ich will dir mal sagen, was passiert ist. Eine Einheit vom Geheimdienst war bereits da, wie ein Fuchs im Hühnerstall. Geheimdienst oder irgendwelche anderen, die was von ihrem Geschäft verstehen.«
    Sondegger versenkte sich

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