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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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Rohling eingeschätzt, aber Sie wissen, was Sie wollen. Trotzdem konnte ich nicht zulassen, dass Sie Tom Wall erledigen.«
    Rugg ließ einen weiteren Knöchel knacken. Klar, alle waren sie hinter Wall her.
    »Wenn er jetzt umgebracht würde, wäre es geradezu eine Katastrophe«, sagte der Rektor. »Er hat noch eine überaus wichtige Aufgabe zu erfüllen.«
    »Er hat auch ein Paket«, sagte Rugg.
    »Das hoffe ich sehr. Ich hab’s ihm ja gegeben.«
    »Sie sind Sonder?«
    »Nahezu. Nun gut, jetzt wissen Sie, wer ich bin.« Er stupste mit der Schuhspitze gegen die Leiche des Rotschopfs. »Und ich weiß, wer dieser Kerl ist.«
    »Wer er verdammt noch mal war«, sagte Renard.
    »Richtig. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, wer Sie beide sind.« Der Rektor reckte den Kopf. Schritte waren zu hören. Sie entfernten sich wieder, dann lächelte er. »Ah, Schwarzhemden? Ja, BUF.«
    »Stimmt – als es die noch gab.«
    »Ausgezeichnet. Sie wurden beauftragt, nach dem Paket in Tom Walls Besitz zu suchen?«
    Rugg legte die Hand an die Stirn, wo er von der Schaufel getroffen worden war. Chilton hatte gesagt, Sonder sei ein Feigling und Verräter, aber mit der Stimme und dieser Seelenruhe? Nie und nimmer, Scheiße noch mal. Sonder war ein knallharter Typ.
    »Ah, Diskretion«, sagte Sonder, als sie nicht antworteten.
    »Also, es geschah im Dienst des Führers, dass ich Tom das Paket gegeben habe.« Er steckte die Waffe in seine Jacketttasche und streckte ihnen die Hand entgegen. »Ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen.«
    Rugg schüttelte dem Rektor die Hand. Hätte sie ihm mühelos zerquetschen können, aber als er ihm in die Augen sah, entdeckte er nicht den leisesten Schimmer von Angst. Hart wie ein Fels, das war er, dieser Sonder. Nicht so ein verkleideter Faschist wie Chilton, sondern ein richtiger Mann.
    »Ist mir ein Vergnügen«, wiederholte Sonder. »Aber jetzt müssen wir Tom Wall finden.«
    » Wir? «, sagte Renard.
    Sonder redete weiter, aber er quasselte nicht wie Renard oder Chilton. Er sagte die Wahrheit, mit einer Stimme, die so weich und cremig war wie Sahne. Sah einem auch in die Augen, zuckte nicht zusammen und zappelte nicht herum. Aufrichtig und offen, und wieder sagte er, dass sie Tom Wall finden müssten.
    »Er ist längst fort«, sagte Renard.
    »Er sucht seinen Bruder. Wenn er ihn nicht findet, kommt er zum Shepherd Market zurück.«
    »Und was, wenn er ihn verdammt noch mal findet?«, fragte Renard.
    »Dann macht er das Gleiche.« Sonder trat über den Toten.
    »Wollen Sie sich mir anschließen? Es gibt viel zu tun.«
     

31
 
5. Dezember 1941, Nachmittag
    »Wir haben Winter«, sagte Tom. Er hatte keine Zeit für solche Mätzchen. Die japanische Flotte war vor fast drei Wochen ausgelaufen.
    »Der Frühling steht fast vor der Tür, Tommy.« Audrey betrachtete die Schuhe im Schaufenster – dunkelrote Sandalen mit plissiertem Leder um die offenen Zehen –, ein Anblick, der sie mehr zu beruhigen schien als alles, was er bislang versucht hatte. »Es ist nie zu früh.«
    »Sie sagten, Sie wüssten, wo ich Earl finden könnte.«
    »Erst die Schuhe«, antwortete sie.
    Nach dem Überfall im Park waren sie – Audrey in Strümpfen – zum St. Mark’s Square und zur Princess Road geeilt und anschließend dem Kanal in Richtung Camden Town gefolgt. Alle zehn Schritte hatte sie sich halb umgedreht, hatte sich umblicken wollen und es dann doch nicht gewagt. Jetzt tat sie es wieder und riss sich vom Schaufenster los.
    »Es ist keiner da.« Tom hoffte, dass es auch stimmte. »Wir haben sie im Park abgehängt.«
    »Dann haben wir ja Zeit zum Einkaufen.« Sie zog ihn in den Laden. »Ich hab eiskalte Zehen.«
    Drinnen packte er sich das nächstliegende Paar Schuhe.
    »Hier.«
    Sie zog die Nase kraus. »Abscheulich.«
    »Was ist mit Earl, Audrey?«
    »Er würde mir Recht geben. Sie sind abscheulich.«
    »Herrje, ich hab keine Zeit für solche Spielchen. Wenn Sie etwas wissen, dann raus mit der Sprache.«
    Eine klapperdürre Frau fragte, ob sie behilflich sein könne, während sie missbilligend den Blick zu Audreys zerrissenen Strümpfen schweifen ließ. Mit strahlender Miene bat Audrey um ein Paar der flachen Riemchensandalen in Größe sechsunddreißig.
    »Hyde Road, Tommy«, sagte sie, als die Verkäuferin im rückwärtigen Raum verschwand. »Der Kanal streift kurz die Hyde Road – irgendwo in Hoxton oder Islington.«
    »Es gibt eine Hyde Road?«
    »Natürlich. Hab ich doch gerade gesagt.«
    Nicht die Hyde Street,

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