Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
Vom Netzwerk:
ist. Es bedrückt mich …« Sondegger hob den Rumkrug und schenkte sich den Becher voll.
    »… dass ich gehängt werde, wenn ich den Treffpunkt mit Abendammer nicht preisgebe – und dass ich erschossen werde, wenn ich es tue.«
    »Liefern Sie ihnen den Funker«, sagte Tom. »Wenn Sie sich als nützlich erweisen, wird man Sie hier lassen.«
    »Ich bin besorgt wegen …« Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. »… eines Überraschungsangriffs auf die Vereinigten Staaten.«
    Und dann lauter, getragen von ehrlicher Rechtschaffenheit: »Ich sorge mich darum, dass wir nicht mehr übers Geschäft reden können, wenn ich die Kontaktinformationen mit Abendammer verrate.«
    Er drehte den Krug um. Rum ergoss sich über den Schreibtisch, durchtränkte die Papierstapel, spritzte auf Sondeggers Arm und Brustkorb – es roch nach Melasse und Moschus –, und dann entzündete er Toms Feuerzeug, das plötzlich in seiner Hand auftauchte. Er hielt die Flamme an den Rand des Papiers, von wo sich das Feuer wie eine Welle ausbreitete.
    Erschrocken sprang Tom zurück. »Scheißkerl!«
    Davies-Frank schrie auf und stürzte zur Tür.
    »Sie können gegen mich nichts unternehmen, Mr. Wall, solange die Informationen nicht bestätigt sind.« Sondegger blieb völlig ruhig, während sich das Papier runzelte, verkohlte und auf dem Tisch lodernde Flammen emporschlugen. »Bis morgen Abend um Viertel nach zehn.«
    Im Flur brüllte Davies-Frank: » Feuer, die Eimer, die Eimer. «
    Sondegger erhob sich, die Kette rasselte. Das Feuer fraß sich durch seine Zeichnungen, blies Asche in die brennende Luft. Sein linker Ärmel stand in Flammen. »Der Treff«, sagte er ruhig. »In der All Souls Church – die mit dem beschädigten Kirchturm. Viertel nach zehn, morgen Abend.«
    Ein schwarzer Fleck erschien auf seinem Ärmel, nachdem sich das Feuer durch den Stoff gefressen hatte. Dünner, bitter riechender Rauch stieg auf, während der Brandfleck immer größer wurde. Er musste Schmerzen haben, aber seine Stimme war nur ein Wispern, ein Kuss. »Klarzeichen ist ein vertikales weißes Klebeband in der Null der Drei-Null-Neun, der Hausnummer des Polytechnischen Instituts. Bestätigung außerhalb der Kirche, Erkennungszeichen ein weißer Schirm, zweiter Treffpunkt ist die Ruine der Queen’s Hall.«
    »›Klarzeichen‹? Einen Moment …«
    »Und wenn Sie zu Earl wollen, Thomas, empfehle ich Ihnen, es mit dem Rapids zu versuchen.«
    »Ich … was?«
    »Das Zuhause Ihres Bruders, wenn er nicht zu Hause ist.«
    Sondeggers Gesicht glühte vom reflektierten orangefarbenen Licht. »Das Rapids.«
    Schreie ertönten, Eimer schepperten, Sand flog durch den Raum. Tom bekam keine Luft mehr. Er sah nichts mehr. Der Rauch erstickte ihn, ihm wurde schwindlig. Sondegger wusste, dass er nicht Earl war. Sondegger nannte ihn Thomas.
    Unmöglich. Sollte er Davies-Frank und Highcastle darüber in Kenntnis setzen? Wussten sie es bereits? Nein – wenn er es ihnen erzählte, würde er nie wieder mit Sondegger reden können. Sein einziger Weg zu Earl wäre ihm versperrt. Sondegger wusste, dass er Tom war, er wusste, dass er nach Earl suchte. Das Rapids? Das war nicht Earls Club. Der Inhalt des Kabinetts im Flur? Ein Überraschungsangriff auf die Vereinigten Staaten? Klar. Sondegger trieb seine Spielchen, deren Regeln Tom nicht kannte. Tom war zu erschöpft, um sich zu wehren, wusste aber auch, dass er untergehen würde, wenn er sich nicht mehr wehrte. Dann würde er eben untergehen. Aber nicht, bevor er Earl in die Hände bekam. Das Rapids.
    Tom rannte nach draußen, während Highcastle hereinstürzte. Asche wirbelte in der Luft, hing in der Tür und im Flur. Der Wachmann rief nach einem Sanitäter, während der Gefangene Gedichte rezitierte.
    Fünf Schritte weiter im Flur legte Tom die Hand gegen die schmale Tapetentür – die zur Besenkammer oder dem Dachboden führte, zu dem, was Sondegger als »Kabinett« bezeichnet hatte. Verschlossen. Er klopfte dagegen, und die Tür schwang auf.
    »Ich hab … Rauch?« Ein kleiner Mann stand vor ihm mit schwarzem, streng an die Stirn geklatschtem Haar. Er hatte die Hemdsärmel hochgekrempelt und blinzelte, als hätte er geschlafen. »Ist …«
    »Ein Feuer«, sagte Tom und zwängte sich hinein. Es war ein kleiner Raum mit abgeschrägter Decke, einem kleinen Schreibtisch, einem kleinen Fenster. Über dem Schreibtisch hing ein schwarzes Kabel von der Decke, das in schweren schwarzen Kopfhörern endete. Ein Stenoblock lag aufgeschlagen auf

Weitere Kostenlose Bücher