Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
Vom Netzwerk:
buchstabierte es. »Behauptet, er sei von der Home Guard, aber zu diesem Punkt gibt es einige Unklarheiten.«
    Seltsam. Soweit Chilton wusste, war Tom Wall nur aus einem einzigen Grund interessant: wegen seiner Verwandtschaft zu Earl. Sollten die beiden wieder zueinanderfinden, könnte man Tom dazu benutzen, seinem Bruder Informationen zu entlocken und damit auch den amerikanischen und britischen Geheimdiensten. Aber wer konnte noch ein Interesse an ihm haben?
    Er gab dem Anrufer seine Anweisungen durch und ließ sich dann von Jesper in seinen Club fahren. Er stellte einige diskrete Fragen. Wer war Rupert Davies-Frank? Die Männer, denen er traute, wussten es nicht. Jene, denen er nicht traute, wollten es nicht sagen.
    Nach weiteren Erkundigungen fand er heraus, dass Davies-Frank an den richtigen Schulen erzogen worden war, den richtigen Clubs angehörte, die richtigen Veranstaltungen besuchte. Davies-Frank gehörte nicht zur SOE. Schien nicht beim MI6 zu sein. Davies-Frank war eine Chiffre. Und er schien mit Thomas Wall zu tun zu haben. Das waren ausgezeichnete Neuigkeiten. Die Ereignisse überschlugen sich geradezu. Chilton hatte sich Rugg und Renard schon viel zu lange aufgebürdet und ihnen auf seinem Anwesen Unterschlupf gewährt. Jetzt würden sie in London seine Augen und seine Ohren sein – und seine Hände.
     
    Als Tom aufwachte, war seine Hand wieder verbunden. Er war allein im Zimmer. Zwei Stunden und sechs Becher Wasser später ging die Tür auf. Tom hob den Kopf, hoffte Davies-Frank zu sehen, aber es war ein Constable der Polizei mit einem Klemmbrett voller Fragen.
    »Klingt ganz nach Rugg und Renard«, sagte der Constable, nachdem Tom seine Geschichte erzählt hatte. »Rugg ist der Gorilla, Renard das Frettchen. Zwei polizeibekannte Gauner – und Buffer.«
    »›Buffer‹?«
    »Faschisten. Mosleys Männer, von der BUF.«
    Die British Union of Fascists. »Wenn Sie sie kennen«, sagte Tom, »dann schnappen Sie sie doch.«
    Der Constable nickte ernst. »Augenzeuge ist Sergeant Thomas Wall. Aufenthaltsort Rowansea Royal Hospital. Die Wahrscheinlichkeit, sie vor Gericht zu stellen, ist verschwindend gering. Wenn es Rugg und Renard waren, werden sie es uns nicht gerade leicht machen, sie zu finden.«
    »Sie schicken den Herzog von Windsor ins Exil, aber zwei polizeibekannte Gauner können Sie nicht in die Pfanne hauen?«
    »Wir würden sie ›in die Pfanne hauen‹, wie Sie sich ausdrücken, wenn sie nicht abgetaucht wären.« Der Constable klopfte auf sein Klemmbrett. »Und wenn es der Mühe wert wäre, sie aufzuscheuchen.«
    »Was ist ihre Masche?«
    »Verdingen sich als Auftragsschläger, schüchtern andere ein. Ein Verwundeter allein in der Dunkelheit ist für sie leichtes Spiel. Sie haben Ihnen wie viel abgeknöpft?«
    »Sie hatten es nicht auf mein Geld abgesehen. Ich muss Mr. Davies-Frank sprechen, er ist Mitarbeiter der Home Guard. Abteilung Brandbekämpfung. Es ist dringend.«
    Der Constable tippte sich mit dem Stift gegen die Zähne.
    »Ich hab mit einem Arzt geredet. Die haben einen komischen Wortschatz. ›Exaltiertheit‹ und ›hochgradige Sensibilität‹ und ›Zwangsvorstellungen‹.«
    »Klar. Und ich hab mich gegen die Wand geworfen, weil ich wissen wollte, wie es sich anhört, wenn die Rippen brechen.«
    »Meines Wissens sind sie nur geprellt, Sir.«
    Tom machte sich noch nicht mal die Mühe zu seufzen. Weitere Fragen, weitere Antworten. Der Constable ging, und Tom starrte an die Decke. Rugg und Renard waren Schwarzhemden, und sie wussten von Davies-Frank. Für wen arbeiteten sie? Vielleicht war Earl Abendammer. Beide wurden gesucht, beide hatten mit Sondegger zu tun, beide waren Verräter. Er musste Davies-Frank warnen, ihm sagen, dass er aufgeflogen war. Schwankend erhob er sich und trat in den Gang.
    Mrs. Harper griff ihn sich am Ellbogen, bevor er auch nur fünf Schritte weit gekommen war.
    »Ich brauch ein Telefon«, sagte er ihr.
    »Ich hab Ihrem Mr. Davies-Frank eine Nachricht hinterlassen«, sagte sie. »Machen Sie sich seinetwegen keine Sorgen.«
    »Vergessen Sie Davies-Frank. Ich möchte mit meinem Schneider reden, wegen einiger neuer Anzüge.«
    Als sie ihn schließlich ans Telefon ließ, sprach er mit der Vermittlung. Die Frau sagte ihm, eine Änderungsschneiderei namens »Hyde Street Misfits« sei nirgends aufgeführt. Er fragte nach einem »Hyde Street Tailor«. Nichts. Fragte nach anderen Bekleidungsgeschäften oder Schneidern oder Herrenausstattern in der Hyde

Weitere Kostenlose Bücher