Alias XX
Verknüpfung von Sondegger zu Earl herstellen. Nach drei Abzweigungen und fünfzehn Kilometern kam die alte weiße Kirche. Er bog links ab. Die Straße kam ihm entfernt bekannt vor. Er hielt nach markanten Landschaftsmerkmalen Ausschau, als ein Wagen mit gellender Hupe vorüberraste. Er schreckte auf, sein Herz pochte, dann bemerkte er, dass er nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit fuhr. Er atmete durch, konzentrierte sich und trat aufs Gaspedal. Er war müde, er war ausgelaugt. Die Straße vor ihm verschwamm.
19
Mai 1941
Sie kamen noch immer. Fahl stand die mediterrane Sonne hinter dem Rauchdunst. Die Krauts hatten sich westlich des Flugplatzes im Flussbett des Tav gesammelt. Gegen ihre Luftüberlegenheit ließ sich nichts ausrichten; die Flak-Batterien hatten sie in Schutt und Asche gebombt. Deutsche Fallschirmjäger, die eingekesselt wurden, forderten mit weiß-gelben Sichtzeichen Bomberunterstützung und Maschinengewehrfeuer, medizinische Versorgung, Granatwerfermunition und Verstärkung an. Den Krauts gehörte der Himmel. Und wenn sie Máleme nehmen sollten, würde ihnen auch die Insel gehören. Es hing alles von der Höhe 107 ab. Die Kommunikation war vollständig zusammengebrochen. Jeder Schritt wurde von oben beobachtet, jeder Ausbruchsversuch wurde zurückgeschlagen. Die Hälfte der Verteidiger wurde in die Gräben gezwungen, sie hatten kaum noch Munition und so gut wie keine Hoffnung. Wenigstens Toms Trupp war zwischen den Bäumen noch mobil … Früher Abend. Tillotson rang einen Jungen mit irrem Blick in einer Aussie-Uniform zu Boden. Der Junge sagte, die D-Kompanie sei dezimiert, und die Deutschen würden erneut Höhe 107 angreifen – ein Sturmangriff des Fliegerkorps auf der gegenüberliegenden Flanke. Tom half dem Jungen auf die Beine und fragte, wer die Flanke verteidige.
»Das, was vom Zweiundzwanzigsten noch übrig ist«, sagte der Junge. »McCurcheons Kompanie, schätze ich, und …«
Der Junge verschwand hinter einem umgestürzten Eselskarren, und Tom bekam ihn nie wieder zu Gesicht. Sie setzten sich wieder in Bewegung, hielten sich in der Deckung der Bäume, bis sie von den über der Höhe liegenden Rauchschwaden eingehüllt wurden. Neben einem Felsen stießen sie auf eine Versorgungshütte. Sie hatten keine Granatwerfer, keine Handgranaten. Sie füllten Konservendosen mit Beton und Nägeln und zündeten sie mit Gelatinedynamit. Blind und taub ging Tom seiner Arbeit nach. Es fehlte jegliche Koordination, jegliche Strategie. Versprengte Überreste des Zweiundzwanzigsten – einzelne Männer, Gruppen, ein intakter Zug vielleicht – warfen die Deutschen blutig zurück. Metallisches Kreischen erfüllte die Luft, in Hitzewellen stieg Rauch auf. Tom war heiser und wie betäubt. Wenn er ausspuckte, war der Schleim rötlich. Seine Schmeisser hatte er längst weggeworfen; er hatte ein Gewehr und eine Hand voll Patronen. Die Fallschirmjäger hatten sich in Splittergräben verschanzt und signalisierten den Flugzeugen. Auch Toms Trupp lag in einem Graben. Jemand lachte. Zwei der Jungs sangen eine obszöne Fassung von »With Plenty of Money and You«.
Weitere Deutsche kamen – sie griffen an. Die erste Reihe wurde von Staffo und Rosenblatt niedergemäht, die beiden saßen hinter einem schweren, auf einer rückstoßfreien Lafette montierten Maschinengewehr der Fallschirmjäger. Die zweite Reihe kam. Das Maschinengewehr explodierte in Staffos Armen; Toms Trupp feuerte blind und geriet in Panik und brachte den Vormarsch zum Stehen. Die dritte Reihe der Deutschen brach in den Graben ein. Tom hörte sich Befehle brüllen, er spürte, wie er einem Mann das Bajonett übers Gesicht zog. Er erhielt einen Schlag in den Magen – rollte sich ab und stach einem Fallschirmjäger in die Kniekehle. Er hörte einen Schrei, Pistolenschüsse und das Krachen von Gewehrkolben. Die Jungs machten sich vor Angst fast in die Hosen, sie kämpften wie Tiere in blutgetränkter Erde. Der Wahnsinn hielt noch eine ganze Minute lang an, nachdem der letzte Deutsche tot war. Dann ließ es nach. Staffo und Tillotson waren tot. Zwei Briten und ein Aussie, die er nicht kannte, waren tot. Corelli und Blondie brauchten Tragen. Einer der Krauts sog durch eine Brustverletzung Luft ein und ertrank von innen heraus. Tom sammelte die Überreste seines Trupps, um sich der C-Kompanie anzuschließen. Die Deutschen hatten einen Fuß auf der Höhe 107 und sich tief eingegraben. Der Lieutenant der C-Kompanie schickte per Meldegänger
Weitere Kostenlose Bücher