Alibi in High Heels (German Edition)
»Haftbefehl?«
Wir waren draußen vor dem Zelt angekommen, die Polizeibusse und zahlreichen Streifenwagen umstanden den Platz, und hölzerne Polizeiabsperrungen hielten die vielen Presseleute und Touristen zurück. Heute war die Mona Lisa einmal ausnahmsweise nicht die größte Attraktion des Louvre.
»Glauben Sie wirklich, er würde einen Haftbefehl gegen mich bekommen?«, fragte ich.
Als Felix sich zu mir drehte, um mich anzusehen, hatte er die Augenbrauen besorgt zusammengezogen. »Maddie, sie wurde mit einem Ihrer Modelle getötet. Und Sie müssen zugeben, dass der Absatz im Hals … das ist keine sehr gängige Waffe, um jemanden zu töten.«
Ich schluckte. Ja, das wusste ich. Aber ich wusste auch, dass ich es nicht gewesen war. Was bedeutete, dass der, der Gisella getötet hatte, versucht hatte, es so aussehen zu lassen, als sei ich die Täterin – ein beunruhigender Gedanke. Leider waren meine Heldentaten ja dank des L. A. Informer allgemein bekannt. Praktisch jeder hätte die Geschichte kennen können.
»Das war übrigens genial«, sagte ich, während Felix mich durch die Menschenmenge schob und ein Taxi heranwinkte. »Wie Sie sich für Lord Ackerman ausgegeben haben. Da hat Moreau aber geguckt.«
Felix warf mir einen seltsamen Blick über die Schulter zu. Am Straßenrand hielt ein schwarz-weißes Taxi. »Ich habe nichts vorgegeben.«
»Hm? Wie meinen Sie das?« Ich kletterte auf den Vinylsitz.
»Ich bin Lord Ackerman.«
Ich prustete. »Nein, sind Sie nicht. Sie sind Felix.«
Er sagte nichts, aber in seinen Augen war nicht dieses verräterische Funkeln, wie sonst, wenn er mich aufzog.
»Oh mein Gott, ehrlich? Lord Ackerman?«
Felix nickte langsam.
Wahrscheinlich stand mein Mund weit offen, als ich mich zu ihm umdrehte. »Sie machen Witze. Wie jetzt, haben Sie sich den Titel im Internet gekauft, oder was?«
Felix lächelte ironisch. »Schlimmer. Ich habe ihn geerbt. Mein Vater ist ein entfernter Cousin der Queen.«
»Der Queen ? Moment, wollen Sie mir etwa sagen, dass Sie der Königsfamilie angehören?«
»Oh, keine Sorge, es müssten ungefähr hundert Menschen sterben, bevor ich auch nur in die Nähe des Thrones käme.«
»Momentchen mal.« Ich hielt eine Hand hoch. »Dann ist die halbe Million Dollar teure Diamanthalskette, die Gisella tragen sollte, eine Leihgabe von Ihnen ?«
Felix nickte langsam und beobachtete aufmerksam meine Reaktion: eine Mischung aus purem Schock und komplettem Unglauben.
Ich muss zugeben, dass ich nicht viel über Felix’ Hintergrund gewusst hatte. Ich wusste, dass seine Mutter aus Schottland kam und dass er angeblich von ihr seine »Sparsamkeit« geerbt hatte. So nannte er es zumindest, obwohl ich ihn mehr als einmal darüber aufgeklärt hatte, dass es nicht sparsam sei, einem Kellner Fünfcentstücke als Trinkgeld zu geben, sondern schlicht knickerig. Von seinem Vater wusste ich nur, dass er Engländer war und Felix irgendwann von ihm sehr viel Geld geerbt hatte. Und offenbar auch einen Titel. Ich hatte Felix immer einen knickrigen Reichen genannt, aber nie hätte ich gedacht, dass er zum Adel gehörte.
Ein adeliger Klatschreporter. Was wurde nur aus dieser Welt?
Bevor ich dem Lord weitere Fragen stellen konnte, klingelte mein Handy in den Tiefen meiner Schultertasche. Ich fischte es heraus und klappte es auf, um zu sehen, wer anrief. Ramirez.
Ich schloss die Augen zu einer Minimeditation, bevor ich auf ANNEHMEN drückte.
»Hallo?«, fragte ich zögernd.
»Hallo, meine Hübsche.«
Als ich seine Stimme hörte, fühlte ich mich gleich besser. Auf einmal wünschte ich von ganzem Herzen, uns würde nicht ein ganzer Ozean trennen.
»Hör zu, ich weiß, was du sagen willst, aber es ist nicht meine Schuld«, sagte ich schnell. »Ich habe sie nur gefunden. Ich weiß, es ist ein unglaublicher Zufall, dass sie auf dieselbe Weise getötet wurde, mit dem Absatz im Hals und so – na ja, zumindest findet Moreau, dass es unglaublich ist –, aber mehr ist da nicht! Ich schwöre es! Ich habe damit nichts zu tun. Ich bin doch nur nach Paris wegen der Fashion Week gekommen und vielleicht, um ein bisschen was vom Eiffelturm zu sehen, und dann passierte dieser Unfall, und ich habe diesen blöden Gips bekommen, und jetzt nehmen sie eine Probe von meiner DNA , obwohl sie noch nicht mal einen Haftbefehl haben, und sagen, dass ich kein Alibi habe!«
Am anderen Ende war es still. Dann hörte ich Ramirez langsam und bedächtig sagen: »Maddie, was ist da drüben los?«
»Das
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