Alibi in High Heels (German Edition)
gewesen war. Schmale Hüften, lange Beine und ein kleines, herzförmiges Muttermal am Haaransatz direkt über ihrer linken Wange. Wahrscheinlich war Donata, wie so viele andere Agentinnen auch, früher selbst einmal Model gewesen – eine Vermutung, die noch bestärkt wurde, als sie mich jetzt hereinbat und mit einer Anmut das Zimmer durchquerte, um die ich sie gerade im Moment bitter beneidete. Ungelenk hinkte ich durch die Tür, legte die Krücken zur Seite und plumpste in einen Sessel am Fenster.
»Ihre Handtasche klingelt«, sagte sie mit dem singenden Tonfall der Italienerin.
Ich winkte ab. »Die Mailbox ist eingeschaltet.«
»Ich verstehe. Sie sind also eine der Designerinnen, die für Le Croix arbeiten, si ?«
Ich nickte. »Ja, Maddie Springer. Ich statte die Show mit Schuhen aus.«
Sie nickte. »Die schwarzen Stiletto-Pumps.«
Ich zuckte zusammen. »Ja. Und ich möchte Ihnen mein tief empfundenes Beileid aussprechen. Es tut mir leid, was Gisella zugestoßen ist.«
Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. »Es tut Ihnen leid?«
»Ja. Ich meine, nein, nicht in dem Sinne, dass ich mich entschuldige. Ich meine, es tut mir leid, dass es passiert ist, nicht dass ich es getan habe. Denn das habe ich nicht. Ich hatte nichts damit zu tun. Das ist ein reiner Zufall.«
»Ich verstehe.« Doch ich sah, dass sie ihren Stuhl ein Stückchen von mir abrückte. Offensichtlich war sie nicht ganz überzeugt.
Willkommen im Club .
»Und was kann ich für Sie tun, Signorina Springer?«
Sagen Sie mir, wer das Diebesgut für Ihre Klientin vertickt hat.
Doch eine etwas subtilere Herangehensweise wäre vermutlich erfolgversprechender. »Ich würde gerne mehr über Gisellas gesellschaftliches Leben erfahren. Was können Sie mir darüber sagen?«
Donata blickte aus dem Fenster. »Gisella liebte Gesellschaften. Partys.«
»Wie die, die Sie hier im Hotel gegeben haben?«
Donata nickte. »Sì.« Sie rang die Hände im Schoß, ging aber nicht weiter ins Detail. Mir schien, als habe sie gelernt, sich nicht in die Karten gucken zu lassen.
»Wissen Sie, ob Gisella mit jemandem zusammen war?«
»Gisella hatte viele Männerbekanntschaften.«
»Jemand Besonderes darunter?«
Fast unmerklich zuckte sie mit den Schultern.
»Was ist mit Ryan? Sagt der Name Ihnen etwas?«, fragte ich und dachte dabei an den letzten Dateieintrag in Gisellas Kamera.
Donata zögerte. »Sie hat mal einen Ryan erwähnt. Ich glaube, sie sind zusammen ausgegangen.«
»Hat sie zufällig Ryans Nachnamen erwähnt?«
Sie saugte die Wangen ein. »Jones? Jeffries? Eins von beiden. Er war Engländer.«
In eben diesem Moment meldete sich wieder das Telefon in meiner Handtasche. Ich ignorierte es.
»Wissen Sie, ob Gisella Ryan hier in Paris getroffen hat?«
Donata musterte meine Kate Spade. »Wollen Sie nicht ans Telefon gehen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nö.«
Daraufhin zog sie eine Braue hoch, sagte aber nichts.
»Also, war Ryan hier in Paris?«
Sie zuckte die Achseln. »Nicht, dass ich wüsste. Gisella und ich, wir standen uns nicht so nahe, dass sie mich darüber informiert hätte, wo sich ihre Liebhaber gerade aufhielten.«
»Aber Sie haben oft miteinander geredet. Mehrmals am Tag?«
Sie nickte. » Si . Aber dabei ging es um ihre Arbeit.«
Hmmm … Die Arbeit als Model oder die als Diebin? »Wann haben Sie denn Gisella das letzte Mal gesehen?«
Donatas Lippen zuckten. Sie blickte hinunter auf ihre Hände, als eine Gefühlsregung über ihr Gesicht huschte, ob Schuld oder echte Trauer, hätte ich beim besten Willen nicht sagen können.
»Am Abend, bevor sie starb. Ich besuchte sie in ihrem Zimmer, um sie über den Zeitplan für die Anproben am nächsten Tag zu informieren. Aber ich blieb nicht lange. Sie sagte, sie würde jemanden erwarten.«
Ich fragte mich, ob dieser jemand Ryan Jones Schrägstrich Jeffries war.
»Hatte Gisella Ryan mit zu Ihrer Party gebracht?«
Wieder zuckte Donata mit den schlanken Schultern. »Das ist mir nicht aufgefallen. Ich war mit meinen Gastgeberpflichten beschäftigt. Aber es würde mich nicht überraschen. Gisella war fast immer in Begleitung eines Mannes. Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, ich habe noch ein Treffen mit einem Klienten.« Sie erhob sich und ging zur Tür, womit die Unterhaltung unmissverständlich beendet war. Ich nahm meine Krücken und folgte ihr. Bis ich bei ihr war, hatte sie schon die Tür geöffnet und wartete auf mich. Ich blieb stehen.
»Haben Sie irgendeine Idee, wer
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