Alibi in High Heels (German Edition)
auflegen.« Ohne auf Felix’ Antwort zu warten, drückte ich BEENDEN und schleuderte das Telefon aufs Bett.
Der Anruf hatte mich aufgewühlt, auch wenn ich es nur ungern zugab. Was ich gesagt hatte, stimmte – ich wusste, dass ich Ramirez etwas bedeutete, dass er sich Sorgen um mich machte. Und die meiste Zeit, wenn er mich nicht gerade in den Wahnsinn trieb, gefiel mir das auch. Wer mochte es nicht, wenn sich jemand um ihn sorgte?
Aber Felix hatte recht. Ramirez vertraute mir nicht. Er hatte mir nie vertraut. Vom ersten Tag an, als wir uns kennengelernt hatten, war ich immer die niedliche, leicht schusselige Blondine gewesen, die seinen Schutz brauchte. Und sosehr ich mich auch seitdem bemüht hatte, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, er sah mich immer noch so. Gut, ich hatte das unheimliche Talent, mit meinen High Heels in immer neue Fettnäpfchen zu treten, und ich gebe zu, ich zog Ärger an wie ein Magnet – dass er kein uneingeschränktes Vertrauen in meine Fähigkeiten hatte, war daher verständlich.
Aber ein wenig Vertrauen dann und wann hätte mir schon gut getan.
Doch als ich so mein Telefon anstarrte, das dort stumm auf der Blümchendecke lag, wurde mir klar, dass auch ich ihm nicht vertraute. Ramirez hatte von mir verlangt, Vertrauen in das Justizwesen zu setzen, in Moreau, darauf zu vertrauen, dass er selbst mich vor dem Gefängnis bewahrte. Und was hatte ich getan? Ich war auf eigene Faust nach London durchgebrannt und hatte Felix geküsst – ausgerechnet Felix.
Kein Wunder, dass er nicht anrief.
Wie aufs Stichwort klingelte mein Handy.
Ich riss es an mich und drückte ANNEHMEN , ohne einen Blick auf das Display zu werfen.
Das Herz schlug mir bis zum Hals. »Jack?«, fragte ich.
»Er hat immer noch nicht angerufen, hm?« Es war Dana.
Ich schluckte meine Enttäuschung hinunter. »Nein.«
»Tut mir leid, Süße. Aber gib ihm noch ein wenig Zeit. Ich bin sicher, er meldet sich.«
Wenn ich doch nur auch so sicher gewesen wäre.
»Ich wollte dir nur sagen, dass ich mit der Anprobe fertig und auf dem Weg ins Hotel bin. Gib mir zehn Minuten zum Packen, und dann kann es losgehen.«
Ich nickte dem Telefon zu. »Okay, wir treffen uns in zwanzig Minuten in der Lobby.«
Ich legte auf, ließ mich zurück auf das Bett fallen und starrte das stumme Telefon in meinen Händen an. Ich schloss die Augen und versuchte, es mit Willenskraft zum Klingeln zu bringen. Komm schon, Jack. Bitte, bitte, bitte …
Ich öffnete die Augen wieder. Nichts. Immer noch stumm.
Ich holte tief Luft und scrollte durch die Einträge in meinem Adressbuch, bis Ramirez’ Nummer auf dem Display erschien und starrte sie so angestrengt an, bis sie vor meinen Augen verschwamm.
Mein Finger schwebte über der Ruftaste.
Dann drückte ich sie und lauschte mit angehaltenem Atem auf das Freizeichen. Einmal, zweimal, dann sprang die Mailbox an. Mein Herz sank ins Bodenlose. Er rief nicht an, und er ging nicht ans Telefon.
»Hey, ich bin es. Ich wollte dir nur sagen, dass ich nach Mailand fliege«, teilte ich seiner Mailbox mit. »Und … und es tut mir immer noch leid.«
Ich legte auf, klappte das Handy zu und starrte das dunkle LCD -Display an.
Dana hatte recht. Er brauchte noch ein bisschen Zeit. Er würde mich zurückrufen. Irgendwann.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
13
Die, die mich gut kennen, wissen, dass ich ein kleiner Promi-Junkie bin. Ich verpasse keine Verleihung der Emmys, der Oscars oder der Screen Actors Guild Awards . Als Roberto Benigni den Oskar für Das Leben ist schön bekam – das ist mein absoluter Lieblingsmoment einer Preisverleihung. Wie es sich für einen Italiener gehört, sprang er auf und ab, küsste alle, die er zu fassen bekam, und raste die Gänge hoch und runter, begeistert wie ein kleines Kind an Weihnachten. Man konnte nicht anders als mit ihm zu lachen und zu weinen und spürte, wie auch das eigene Herz ein bisschen schneller schlug.
Mailand war eine Stadt voller Benignis. Nach der Landung waren Dana und ich in der Flughalle von lauten, ungestümen Italienern umgeben, die sich umarmten, lachten und wild mit den Armen gestikulierten, als machten sie Aerobic-Übungen. Und sie küssten sich. Küssen war offenbar ein Nationalsport in Italien. Wo wir gingen und standen, küssten sich Männer gegenseitig auf beide Wangen, küssten sich Frauen gegenseitig auf beide Wangen und wurden Kinder überall von allen geküsst. In Italien küssten sich alle.
Als es uns schließlich gelungen war, vor dem
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