Alibi in High Heels (German Edition)
Diesen Berichten zufolge hatte der Diebstahl vor ungefähr sechs Wochen stattgefunden. Eine 30-karätige Kette aus Diamanten und Saphiren war aus einem der Ausstellungsräume entwendet worden. Normalerweise wurde die Kette im Tresorraum aufbewahrt, doch da sie am Tag zuvor für ein Fotoshooting benötigt worden war, hatte sie vorübergehend in der weniger sicheren Vitrine aus Sicherheitsglas im Hauptausstellungsraum gelegen. Gisella wurde nirgendwo erwähnt, doch in dem Artikel stand, dass der Wert der Kette auf 220 000 Euro, also ungefähr 300 000 amerikanische Dollar, geschätzt wurde. Ich stieß einen leisen Pfiff aus. Ich hatte den falschen Beruf. Ob es wohl zu spät war, auf Goldschmiedin umzusatteln?
Ich druckte alles aus, was ich gefunden hatte, und machte mich auf in mein Zimmer, um zu packen. Vorher sah ich noch nach Mom und Mrs Rosenblatt, doch die waren ausgeflogen. Ich legte die Ausdrucke auf Moms Bett, zusammen mit der Nachricht: Hat Gisella wieder zugeschlagen ? Dann ging ich nach nebenan, um noch schnell für eine Übernachtung zu packen, bevor ich Dana abholte. (Ich hatte meine Lektion gelernt. Noch einmal wollte ich keinen gewendeten Slip tragen.)
Gerade als ich meinen Föhn in die Tasche warf (Lektion Nummer zwei: Reise nie ohne deine eigenen Geräte, wenn es ins Ausland geht), klingelte mein Handy und auf dem Display erschien eine mir unbekannte Nummer.
»Hallo?«, fragte ich, auf einmal atemlos.
»Maddie, hier ist Felix.«
»Oh.« Ich spürte, wie mein Körper vor Enttäuschung in sich zusammensackte.
»Da klingt ja sehr begeistert.«
»Tut mir leid, ich hatte … jemand anderen erwartet.«
»Er hat wohl immer noch nicht angerufen, was?«
Ich warf dem Telefon einen bösen Blick zu. »Woher weißt du überhaupt, mit wem ich gerechnet habe?«
Er seufzte. »Maddie, ich habe den Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen. Und glaub mir, wenn ich dein Freund wäre und zufällig diese Szene mitangesehen hätte, würde ich dich vermutlich auch nicht anrufen.«
»Oh, danke. Jetzt fühle ich mich gleich viel besser.«
»Wo bist du?«
»In meinem Zimmer. Ich packe. Um nach Mailand zu Gisellas Agentin zu fliegen. Auch wenn es dich nichts angeht.« Den letzten Satz konnte ich mir nicht verkneifen.
»Bist du immer noch sauer wegen gestern?«
»Wie kommst du denn darauf?«
Wieder hörte ich ein Seufzen. »Eigentlich rufe ich genau deswegen an. Ich wollte mich entschuldigen.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. Felix entschuldigte sich? Kaum zu glauben.
»Ich höre«, sagte ich.
»Ich bin gestern zu weit gegangen. Es war nicht meine Absicht, dich und … ihn auseinanderzubringen.«
Wow . Er hörte sich tatsächlich an, als meinte er es ernst. »Danke«, sagte ich, so perplex, dass ich keine schlagfertigere Antwort parat hatte.
»Aber ich hoffe, du verzeihst mir, wenn ich dir sage, dass du etwas Besseres verdient hast.«
Und natürlich musste er sofort alles wieder ruinieren.
»Wie bitte?«
»Er ist eher so der Typ Neandertaler, oder, Schätzchen? Der glaubt, das kleine schwache Frauchen beschützen zu müssen.«
Ich stemmte eine Hand in die Hüfte. »Ich bedeute ihm eben etwas. Das finde ich ganz in Ordnung.«
»Ja. So sehr, dass du dich heimlich wegschleichen musst, weil er dich sonst nicht weglässt. Was bist du, seine Freundin oder sein Mündel?«
»Zufälligerweise macht er sich Sorgen um mich«, sagte ich, jetzt mit lauterer Stimme. Vielleicht wäre ich weniger abweisend gewesen, wenn ich nicht insgeheim Felix zugestimmt hätte. »Das tun nämlich Menschen, die sich lieben. Sie beschützen einander.«
»Aber vertraut er dir? Gehört das nicht auch zur Liebe dazu?«
Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, stellte dann aber fest, dass ich nicht wusste was. Verdammt, warum musste Felix gerade jetzt anfangen, vernünftige Dinge zu sagen?
»Mein Liebesleben hat nichts mit dir zu tun«, schoss ich zurück.
Daraufhin schwieg er einen Moment, um dann leise, fast traurig zu entgegnen: »Ja. Ja, ich glaube, das stimmt wohl.«
»Und zu deiner Information: Ramirez ist genau mein Typ. Zufälligerweise gefällt mir seine Neandertalerart, verstanden?«
»Wenn du es sagst.«
»Ja, das sage ich!«, brüllte ich ins Telefon.
Er schwieg. Ich hörte nur meinen eigenen zornigen Atem.
»Bist du fertig mit deiner Entschuldigung?«, schrie ich.
Ich glaubte Felix am anderen Ende leise lachen zu hören. »Ja, damit wäre ich mit meiner Entschuldigung wohl am Ende, denke ich.«
»Gut. Ich muss jetzt
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