Alibi in High Heels (German Edition)
Sache in der morgigen Ausgabe möglichst reißerisch aufzumachen. Typisch Klatschreporter.
Warum wurde ich dann jetzt wieder rot? Ich versuchte mich zu konzentrieren. Die laute Musik, der überfüllte Raum, Felix’ Geständnis – auf einmal wurde mir das Atmen schwer. Ich wurde wirklich klaustrophobisch.
Ich atmete tief ein und aus und kämpfte gegen eine Hitzewallung an, während ich sah, wie Tantchen Charlene an Felix’ Seite auftauchte. Er drehte sich um, lächelte sie an, und auf seinen Wangen zeichneten sich süße Grübchen ab.
Ich schüttelte den Kopf. Süß ? Wie kam ich denn darauf?
Charlene beugte sich näher zu ihm hin und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er machte ein nachdenkliches Gesicht und blickte in meine Richtung.
Rasch sah ich zu Boden. Ich wollte nicht, dass er mich dabei erwischte, wie ich ihn anstarrte. Nach einem weiteren Schluck Wasser spähte ich unter meinen Wimpern hervor zu ihm, doch er war fort. An seinem Platz stand nun Charlene und starrte mich mit ihren hellblauen Augen an.
Mir brach der Schweiß aus. Ich schloss kurz die Augen, und als ich sie wieder öffnete, begann der Raum sich zu drehen, die Models tanzten vor meinen Augen und Jean Lucs verschwommene Gestalt sah ich gleich dreifach. Ich versuchte möglichst tief und ruhig zu atmen.
Und Charlene fixierte mich immer noch. Mit wachsamem Blick. Einen gelassenen Ausdruck auf dem blassen Gesicht. In starrer, angespannter Haltung. Charlene. Charlene …
Und dann machte es in meinem Kopf fast hörbar Klick, als das letzte Puzzleteilchen seinen Platz gefunden hatte. Charlie. Charlie war kein Mann, Charlie war eine Frau.
Meine Krücken entglitten mir, und ich geriet ins Schwanken.
»Vorsicht, Maddie.«
Ich blinzelte heftig, und vor meinen Augen verschwamm alles, als würde ich durch ein Stück Wachspapier sehen. Ich sah Charlenes Gesicht über mir schweben.
»Sie?«, fragte ich. Es hörte sich an, als käme meine Stimme von sehr weit her. »Sie und Gisella … in dieser Nacht … die Halskette … «
»Sie sehen erhitzt aus, Maddie«, sagte sie mit dieser aufreizenden britischen Höflichkeit.
Noch plötzlicher als nach einem Wodka Martini auf leeren Magen begann ich doppelt zu sehen. Ich blinzelte und betrachtete die Wasserflasche, die ich immer noch in der Hand hielt.
Das Wasser.
Ich ließ die Flasche fallen, und der Inhalt spritzte auf meine Zehen. Schweiß trat mir auf die Stirn. Was war in dem Wasser?
Felix. Felix hatte mir die Flasche gegeben … Er und Charlene … das konnte nicht sein.
Der Raum begann erneut sich zu drehen, als ich den Kopf hastig hin und her bewegte und den Backstage-Bereich nach Felix absuchte. Was hatte er mir angetan?
»Langsam, langsam, Maddie«, sagte Charlene, die mich mit ausdruckslosen blauen Augen ansah und ihre manikürten Krallen in meinen Arm grub, um mich zu stützen. »Machen Sie sich keine Sorgen, meine Liebe.«
Ich sah, wie sich langsam ein böses Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Die Wände kamen immer näher.
»Ich werde mich sehr nett um Sie kümmern.«
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber auf einmal war ich zu schwach, um die Lippen zu bewegen. Alles, was ich herausbrachte, war ein jämmerlicher erstickter Laut.
Dann wurde alles schwarz.
19
Ich hatte in meinem Leben bisher schon das zweifelhafte Vergnügen, einen übergezogen zu bekommen, angeschossen, bewusstlos geschlagen und, last but not least, beinahe erwürgt zu werden. (Was soll ich sagen? Ich habe eben wirklich ein mieses Karma.) Aber mit Drogen betäubt zu werden, das war für mich neu.
Und als ich jetzt unter Schmerzen nach und nach die Augen öffnete, entschied ich, dass es keine Erfahrung war, die ich irgendwann einmal wiederholen wollte. Mein Mund fühlte sich an, als hätte ich Wattebällchen gegessen, meine Lider waren fast zu schwer, um sie zu heben. Und mein Kopf hämmerte lauter als ein Heavy-Metal-Drummer. Ich stöhnte. Schlechte Idee. Der Laut vibrierte in meinem Schädel, und stechender Schmerz schoss durch mein Hirn.
»Maddie?«
Ich erstarrte, als die vertraute Stimme meinen Namen sagte. Ich holte Luft und öffnete mit großer Anstrengung die Augen. Sie bewegten sich, als wäre ich unter Wasser. Ich musste erst ein paar Mal blinzeln, bis ich die Person, die gesprochen hatte, deutlich sehen konnte.
»Mom?«, krächzte ich.
»Oh, Gott sei Dank, Maddie, du lebst.«
Blinzelnd versuchte ich mich zu orientieren, während der Drummer in meinem Kopf den Rhythmus beschleunigte. Ich
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