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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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Was ihnen nur recht war. Sie mussten sich schnell was einfallen lassen, wie sie an dem Grizzly vorbei in die Freiheit gelangen konnten, bevor Marsha, so hieß Walkers Freundin, auf der Bildfläche erschien. Ron dachte angestrengt nach und sah gedankenverloren aus dem Fenster. Draußen hielt mit quietschenden Reifen ein zerbeulter Uralt-Cadillac.
    »Ach, du Scheiße. Zu spät.« Ruths Augen weiteten sich. Das war ganz sicher Marsha. Unter ihrem rechten Arm klemmte Ruths Handtasche. Plötzlich holte Ron sein Handy heraus und wählte eine Nummer.
    »Schnell. Einen Wagen. 27 West Fifth Street. Meine Frau kriegt ihr Kind. Beeilen Sie sich! Sie muss ins Krankenhaus .«
    »Was tust du da ?«
    Bevor Ron darauf antworten konnte, sah Ruth, wie der Grizzly eilig den Laden verließ. Sie sahen ihn draußen kurz mit Marsha reden. Dann sprang er in sein Taxi und fuhr davon.
    »Was ... ? «, fragte Ruth noch einmal.
    »Seine Nummer stand auf der Beifahrertür«, sagte Ron mit Siegerlächeln. »Und 'ne Fifth Street gibt's in jedem Kaff. Hoffen wir nur, das sie weit genug weg ist .«
    »Du bist der Größte«, sagte Ruth nicht ohne den Stolz, dass der Größte an ihrer Seite war.
    Marsha rauschte in den Laden und pampte sofort den Wirt an: »Haste Walker gesehen ?«
    Der Wirt verneinte kopfschüttelnd. »Und was hat der blöde Kartoffelsack da gerade von Freunden gequatscht, die auf mich warten ?«
    Wieder antwortete der Wirt stumm, indem er mit dem Kopf auf Ruth und Ron wies, zwei bunte Hunde in einem schwarzen Land. Schnell ließ Ruth Marshas Handtasche hinter ihrem Rücken verschwinden. Marsha walzte auf sie zu.
    »Kennen wir uns ?«
    »Aber klar«, zwitscherte Ruth, »wir haben zusammen in Fairbanks studiert. Weißt du noch? Ich bin Claire .«
    Marsha sah Ruth an, als habe sie nicht alle. »Was quatscht du denn da für'n Scheiß ?«
    »Du bist doch Martha ?« , flötete Ruth unbeirrt weiter, »Martha Ann Rubinstein ... son?«
    Marsha hielt es nicht für nötig, weiter mit einer Irren zu diskutieren, winkte ab, verschwand aus ihrem Blickfeld und ließ sich auf die Nachbarbank fallen.
    »Sie hat meine Tasche«, flüsterte Ruth.
    »Martha Ann Rubinsteinson ?« , fragte Ron amüsiert.
    Ruth war erst, als sie den Namen fast ausgesprochen hatte, aufgefallen, dass Rubinstein ein jüdischer Name war und nicht recht in diese Gegend passte.
    »Wie kommen wir jetzt an meine Tasche ?« , insistierte sie. Ron war schon wieder abgelenkt. Ein älterer Typ mit weißem Bart hatte den Laden betreten.
    »Ist das Walker ?« , fragte er sich.
    Unsichtbar hinter Ruths Rücken wurde der Alte von Marsha begrüßt.
    »Hi, Pete.«
    »Nein, das ist nicht Walker .«
    Unbemerkt konnten sie das Gespräch zwischen Marsha und Pete verfolgen.
    »Komm grad von zu Haus. So zwei Typen sin' da aus Walkers Apartment raus.«
    »Bist du sicher, dass es nicht nur 'ne Schlampe war? Hab ihre Handtasche da gefunden .«
    »Ganz klar zwei. Könnte aber 'n Weib dabei gewesen sein. Ja, jetzt, wo du's sagst.« Pete hielt kurz inne und fuhr dann fort. »Hab zwei Jungs Bescheid gesagt, sie sollen aufpassen. Walker sollte seine Bude mal verrammeln, Herrgott .«
    Die Sache geriet allmählich aus den Fugen. Ruth trommelte  nachdenklich auf der Tischplatte herum. »Also gut«, sagte sie nach einer Weile, »es geht nicht anders. Pass auf. Wir stehen jetzt auf, zetteln einen Streit an und dann langst du mir eine .«
    »Ich soll...«
    »Natürlich nicht richtig. Das überleb ich ja nicht. Also los .«
    Ruth stand auf, Ron erhob sich ebenfalls, und völlig unvermittelt packte er Ruth am Kragen.
    »Soll das heißen, wir sind 500 Meilen umsonst durch die Gegend kutschiert für deine blöde Rubinsteinson ?«
    »Ach, leck mich doch !« , krakeelte Ruth, wobei sie ein Lachen unterdrücken musste. Ron wischte dicht an ihrem Gesicht vorbei, dass allein der Luftzug sie beinahe umgehauen hätte. Ruth ließ sich theatralisch in Marshas Schoß plumpsen.
    »He, ihr Idioten. Macht das unter euch aus«, beschwerte sie sich.
    »Sorry.« Ruth nutzte die Situation, die beiden Handtaschen auszutauschen, rappelte sich hoch und wetzte los. Ron brauchte noch eine Sekunde, um zu schnallen, worin der Plan eigentlich bestanden hatte, und folgte ihr dann. Die Sache ging so schnell über die Bühne, dass der alte Pete erst jetzt reagierte: »Hey. Das sind die beiden! Diebe!«
    Marsha und einige der anderen Gäste waren schneller, und im Handumdrehen sahen sich Ruth und Ron von einem schwarzen Lynchmob verfolgt.

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