Alice@Hollywood
Das war das Ende. Hier würden sie sich nie wieder blicken lassen können. Und die Sache wurde ernst. Die beiden flohen in eine Seitengasse, dorthin, wo Ron seinen Wagen geparkt hatte. Der hatte in der Zwischenzeit die Aufmerksamkeit zweier Ordnungshüter auf sich gezogen, weil er ziemlich feist im Halteverbot stand. Einer der Cops leuchtete gerade mit der Stablampe ins Wageninnere. Nicht willens, in die Hände des rasenden Rudels verprellter Schwarzer zu fallen, während sie dem Cop erklärten, warum sie den Wagen ausgerechnet hier abgestellt hatten, schlugen Ron und Ruth einen Haken, sprinteten durch Vorgärten und Hinterhöfe und wurden an der nächstgrößeren Straße fast von einem Taxi überfahren.
»Himmelarsch«, stöhnte Ron. » Das einzig Positive ist, dass sich die Schlaftablette vom Flughafen geirrt hat. Es gibt sehr wohl Leute, die nach 22 Uhr noch ein Taxi brauchen .«
Sie krochen in den Wagen.
»Wohin ?« , fragte der Fahrer knapp,
»Irgendwohin, wo man sich gepflegt einen Kräftigen genehmigen kann«, brachte Ruth unter Mühe hervor.
»Mmh«, machte der Fahrer. »Um die Zeit ist nicht mehr viel los. Der einzige Laden, der noch geöffnet hat, ist Fat's Diner .«
»Ich hab's mir anders überlegt«, sagte Ruth schnell. »Ein Bett ist auch okay .«
»Möglichst nicht in dieser Gegend«, fügte Ron hinzu.
»Hab ich mir schon gedacht«, murmelte der Fahrer und gab Gas. Ohne dass er es bemerkte, polterte ein Pflasterstein dicht hinter dem Wagen auf den Asphalt. Ruth sah durch die Rückscheibe mehrere Gestalten, die drohend mit diversen Schlaginstrumenten in der Luft herumfuchtelten. Sie wurden schnell kleiner und verschwanden dann ganz in der Nacht. Ruth warf einen Blick auf das Dienstkärtchen des Taxifahrers, das neben dem Taxameter klebte. Darauf war das Foto des Fahrers und sein Name: Walker Allison.
»Wow! Das ist bis jetzt das Highlight«, sage ich echt beeindruckt und füge mit einem Seitenblick auf Ron hinzu: »In mehr als einer Beziehung .«
Nina braucht mit offenem Mund noch ein paar Sekunden, um die einzige Frage zu stellen, die sich nicht mehr stellt.
»Und deine Reisetasche?«
»War die ganze Zeit in Walkers Kofferraum«, sagt Ruth.
Ich bin echt froh, dass Ruth die wohl schlimmste Nacht ihres Lebens heil überstanden hat. Aber auch, dass sich die Ron-Geschichte nicht wieder als so ein Bert-Desaster erweist. Sie hatte den Kerl in dem ganzen Durcheinander näher kennen gelernt als irgendjemanden zuvor in drei Wochen. Und war nicht einfach wieder nur auf eine ominöse Aura reingefallen.
Der Hammer, den sie kurz darauf bringt, trifft mich trotzdem unvorbereitet.
»Wir fliegen nach Las Vegas«, verkündet sie stolz und legt ihren Arm um Rons Schulter. »Heute Nachmittag !«
Er nickt geflissentlich, unter Schwierigkeiten lächelnd, denn er hat sich gerade den letzten Rest von Frühstück Nummer drei in den Mund gestopft.
»Las Vegas ?« , frage ich erstaunt. »Was wollt ihr denn in Las Vegas ?«
»Heiraten !«
11. Viva las Vegas
Nina sitzt neben mir auf dem Fensterplatz. Die filigranen Ohrhörer von Frontier Airlines, die Nina eingestöpselt hat, sehen aus wie zusammengeknotete Spaghetti mit jeweils einer schwarzen Olive am Ende.
»I got so much leieieif running through my veieieins ...«, singt sie leise mit.
Die kleine Maschine ist fast leer. Kein Wunder, wer fliegt auch schon kurz vor Mitternacht von Minneapolis nach Las Vegas. Aber das war der einzige Flug, den wir in der Kürze der Zeit überhaupt bekommen konnten. Zum Glück ist der Flughafen von Wisconsin aus noch einigermaßen zügig zu erreichen. Den kleinen Umweg müssen wir halt in Kauf nehmen. Schließlich heiratet Ruth ja nicht jede Woche einen Ron. Sie und ihr Lover sind bereits vorgeflogen, um die Hochzeit zu arrangieren. Ich bin hin und her gerissen. Einerseits freut es mich für Ruth, denn zugegeben, so verliebt wie heute Morgen habe ich sie noch nie gesehen, andererseits halte ich eine Hochzeit direkt nach einer heißen Liebesnacht mit einem wildfremden Mann irgendwie schon für bedenklich. Insbesondere, wenn man wieder nüchtern ist und von dem Plan trotzdem nicht abweicht. Möglicherweise arbeitet dieser Ami mit Halluzinogenen, die die Sinneswahrnehmung meiner Freundin verändert haben. Was hatte Ruth doch neulich noch so vehement konstatiert?
»Ein Mann mit Bart und Bauch kommt nicht in Frage. No go! So verzweifelt bin ich wirklich nicht !«
Entweder ist sie mittlerweile doch so verzweifelt, oder die
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