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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
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ist frei, und nachdem ich dreimal zurückge gangen bin, um mich zu vergewissern, dass ich mein Auto auch wirklich abgeschlossen habe, fängt es an zu regnen.
    Zu Hause angekommen, bin ich durchnässt bis auf die Knochen. Und meine Knöchel sind schon leicht blau ge froren. Ich finde es ungerecht, dass Frauen schneller frieren als Männer. Andererseits finde ich es auch ungerecht, dass Frauen Orgasmen vortäuschen, um schneller Harry Potter weiterlesen zu können. Derart weltbewegende Gedanken gehen mir durch den Kopf, als das warme Wasser meiner Dusche mich allmählich wieder auftaut. Außer dem brauche ich bald mal einen neuen Brausekopf. Der hier ist total verkalkt.
    Die Tagesthemen fangen an, als ich mich mit einem Glas Wein in die Sofaecke kuschle. Wickerts Krawatte sieht aus wie von Rudis Resterampe, und ich beschließe, gleich morgen eine Mail an die Zuschauer-Redaktion zu schrei ben. Schließlich zahle ich reichlich Rundfunkgebühren, da kann man ja mal ein bisschen was für die Garderobe der Nachrichtensprecher ausgeben.
    Das Fernsehbild fängt an zu flackern. Wickert will mir irgendwas von Schweinepest erzählen, als das Bild plötz lich ganz weg ist. Na prima. Gewitter. Mein Vater sagt
    immer, bei Gewitter müsse man den Fernsehstecker rausziehen, was ich jetzt auch tue. Macht für mich Sinn, falls der Blitz mal in die Antenne einschlägt. Meine Mutter sagt immer, bei Gewitter dürfe man nicht mit Messer und Ga bel essen, was ich bis heute nicht verstehe.
    Irgendwie ist es aber auch mal ganz schön, so ohne Glotze, finde ich. Ich mache mir einige Teelichter an und suche mir ein paar schöne CDs raus. Sachen, die ich schon lan ge nicht mehr gehört habe, aber die mir ein gutes Gefühl geben. Macht man ja viel zu selten. Der Regen prasselt an meine Scheibe, es blitzt, und der Donner grollt in der Fer ne, und ich sitze im Trocknen und schlürfe Lambrusco. Ziemlich gemütlich, wie ich finde. Eine Weile hänge ich so meinen Gedanken nach. Ich überlege, was Ruth jetzt wohl so macht. Wahrscheinlich sitzt sie unter ihrer selbst gebastelten Kupfer-Pyramide, um die negativen Schwin gungen der Blitze abzuwehren. Jenny liegt wahrscheinlich mit irgendeinem Typen im Bett, um die positiven Schwingungen seines Beckens auszunutzen. Und Alex ... Vielleicht verkauft er wieder irgendwelche Single-Koch bücher übers Internet.
    Faith Hill singt gerade »The secret of life«, und ich bekomme mal wieder eine Gänsehaut. Wäre schön zu wissen, was Alex gerade macht, denke ich. Wir haben uns immerhin schon ein paar sehr nette Mails geschrieben, und ich weiß, dass er Boxershorts hasst. Auch sonst scheint er ganz in Ordnung zu sein. Ich ziehe mein Lap top mit dem Tisch an die Couch heran und gehe ins Mail programm.
    Hallo Alex!
    Bei uns ist Gewitter, und es geht draußen ein ziemliches Unwetter ab. Aber ich hab's mir mit meiner Kuscheldecke gemütlich gemacht. Ich höre gerade Faith Hill »The secret of life ... is a good cup of coffee«, und ich finde, sie hat
    Recht. Es sind die einfachen Dinge, die wirklich zählen. Kerzenschein, ein Glas Wein und gute Musik. Im Moment fühle ich mich rundrum wohl. Und das, obwohl ich Single bin. Oder gerade deshalb. Weiß auch nicht. Jedenfalls musste ich eben an dich denken. Was machst du so? Floriert der eBay-Handel? Melde dich doch mal wieder. Alles Liebe, Alice
    Ein bisschen konfus, das Ganze, überlege ich, nachdem ich die Mail bereits abgeschickt habe. Was soll der von mir denken, wenn er abends um elf einen sechszeiligen Stim mungsbericht bekommt von einer Frau, die er nicht mal kennt. Ich beschließe, dem Gedanken nicht weiter nach zugehen. In dem Moment fand ich es okay zu schreiben, also ist es auch okay. Das ist sowieso das Beste, was man tun kann, wenn man sich nicht sein Leben lang über fal sche Entscheidungen ärgern will. Man muss sich einfach sagen: In dem Moment war es okay. Heute sehe ich es viel leicht anders, aber das ist auch gut so.
    Die Faith-Hill-CD ist zu Ende, und ich überlege, was ich jetzt hören will. Alison Krauss oder Sophie B. Hawkins. Da meldet sich mein Mailserver mit dem bekannten Plöng. Es ist Alex! Ich freue mich. Ich freue mich, dass er noch wach ist und eben meine Post gelesen hat. Jetzt in diesem Moment. Das ist das Schöne an E-Mails.

    In der Betreffzeile steht: the secret of life.
    Hi Alice!
    Ich habe mich riesig gefreut, als eben deine Mail gekommen ist. Ich war gerade im Internet, weil ich den Text von »California here I come« suchen wollte.

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