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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
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Wiederse hens mit mir zu verdanken.
    »Darauf stehen die übrigens auch«, zwinkert er mir zu. Die Blondine reagiert mit einem einladenden Lächeln, nimmt quietschvergnügt die Rose entgegen und zeigt sich nicht im Mindesten irritiert, dass Dorian offenbar in Begleitung einer dunkelhaarigen Single-Lady im pinken Shirt auf sie gewartet hat.
    Ich bin ernsthaft überrascht. Ich glaube, ich muss da mal ein paar meiner Ansichten über Äußerlichkeiten und daraus folgende Rückschlüsse auf die Psyche revidieren.
    Dieses Mädel hat in ihrem Leben sicher noch nie was von Sozialarbeit gehört. Wenn ich mir das so ansehe, ist Mister Ascona wahrscheinlich ein feinfühliger Schwerverdiener, der sich selbstlos in der Liebe zu seiner Angebeteten auf opfert.
    »Wir verschwinden«, sagt Dorian, »und viel Glück bei deiner Verabredung.«
    Mit diesen Worten hakt er sich bei der Punk-Royal- Blondine unter und geht einem unbeschwerten Nachmit tag entgegen. Er hat es also doch gemerkt. Deswegen habe ich ihn damals auch gemocht. Weil er so eine unglaubliche Antenne für Situationen besaß. Schade, dass er irgend wann meine abgebrochen hat. Sicherheitshalber gebe ich der Blondine im Stillen noch die Warnung mit, dass sie aufpassen soll, wenn Dorian seine Handschellen zückt. Aber das geht mich eigentlich auch nichts mehr an.
    Von mehreren Tischen fange ich die Blicke des Publi kums auf. Ich mache hier echt den Entertainer. Es sieht so aus, als erwarteten sie noch eine Einlage von mir. Mein Bedarf ist allerdings gedeckt. Nachdem Dorian zur Tür hinaus ist, habe ich die wohlige Gewissheit, dass nun nichts mehr passieren wird. So viel hat mein Schicksal auch nicht zu bieten, dass es diese Inszenierung noch toppen könn te. Ich habe sogar die Bedienung besser im Griff, die jetzt schon auf einen kleinen Wink von mir reagiert, um meine dritte Milchkaffee-Bestellung aufzunehmen.
    Andererseits habe ich an meinem Tisch auch so viel Zirkus veranstaltet, dass sie mich kaum noch ignorieren dürften. Der nächste Blick auf die Uhr sagt mir, dass Alex zehn Minuten drüber ist. Er gehört also nicht zu den Überpünktlichen, und das ist jetzt sogar mein Glück. Das Kribbeln in der Magengegend steigt wieder an. Es kann nicht mehr lange dauern. Es dauert noch so lange, bis ich den Boden der dritten Milchkaffee-Tasse sehen kann und das Kribbeln im Magen durch das Gegluckse von einem
    Liter aufgeschäumter Milch ersetzt wird. Zwanzig Minu ten Verspätung fällt bei weniger guten Bekannten schon in die Kategorie »unverschämt«. Aber Alex ist ja ein guter Bekannter, wenn auch einer ohne Gesicht.
    Habe ich mich vertan? Meinte er wirklich Cafe Viola? Wenn ich länger darüber nachdenke, kommt es mir immer unwahrscheinlicher vor, dass Alex mich in diesen Trantüten-Laden bestellt hat. Hieß es nicht Cafe Voilà? Das macht eigentlich mehr Sinn. Oh nein. Ich sitze die ganze Zeit im falschen Laden. Diesen Riesenmurks hätte ich mir sparen können. Ich springe auf und rufe hektisch: »Oh, Mist. Zahlen! Zahlen. Schnell.«
    Kleine Abschiedsvorstellung für mein Publikum. Ich krame mein Portemonnaie heraus und entdecke darin ei nen Zettel.
    16 Uhr. Cafe Viola.
    Ein Stückchen von Alex' letzter Mail. Ich hab sie zur Sicherheit ausgedruckt und mir den Abschnitt mit dem Treffpunkt abgerissen. Dumpf setze ich mich wieder. Also doch Viola. Das Wechselbad der Gefühle in der letzten Stunde hat mir sichtlich nicht gut getan. Ich beschließe, ab jetzt ganz ruhig und klar und logisch zu überlegen. Also gut, wenn das Cafe stimmt und die Zeit stimmt und Alex nach fast halbstündiger Verspätung immer noch nicht da ist, kann das nur eins bedeuten: Ich bin in der falschen Stadt! Wie konnte das passieren? Bin ich in der S-Bahn eingeschlafen? Träume ich womöglich? Wurde ich von Aliens entführt? Befinde ich mich noch im gleichen Uni versum wie Alex?
    »Macht 8,40!«
    Erschrocken schaue ich die Bedienung an, die sich aus dem Nichts vor meinem Tisch materialisiert hat. Himmel, Alice, komm runter!
    »Nein, ich bleibe. Ich nehme noch einen ...«
    Nur keinen Milchkaffee mehr. Sekt? Longdrink? Keinen Alkohol. Kommt nie gut beim ersten Mal.
    »Irish coffee«, sage ich. Sehr verrucht.
    Die Bedienung raunzt eine wortlose Beschwerde, weil ich sie umsonst habe rechnen lassen. Und sie verleiht damit ihrer Einschätzung Ausdruck, dass ich, wie die übri gen Gäste auch, nichts weiter bin als ein lästiges Hindernis, das ihrem wohlverdienten Feierabend im Wege steht. Ich widerstehe der

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