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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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schriftlich beschwert haben. Die Mutter ist gerade erst gestorben, also wird dir in der nächsten Zeit nichts geschehen. Aber für das, was danach passiert, kann ich nicht garantieren. Sie haben sehr höflich reagiert, als ich ihnen mein Beileid ausgesprochen habe, und sich bedankt. Aber solche alten Familien sind nachtragend. Außerdem können sie sehr erfinderisch sein, wenn es darum geht, sich zu rächen.“
    „Meinen Sie, ich sollte zur Polizei gehen? Es war Notwehr, das wissen Sie.“ Alice weiß, dass sie nicht zur Polizei gehen wird – sie hat ihr halbes Erwachsenenleben versucht, der Polizei aus dem Weg zu gehen –, aber sie will wissen, was Schwester Hina Alvi zu dem Vorschlag sagt.
    Diese schüttelt entnervt den Kopf, als wäre Alice Bhatti ein dummes Kind, das ständig fragt, warum die Leute auf der anderen Seite der Erde nicht in den Weltraum fallen, weil die Erde doch rund ist. „Im VIP-Zimmer hattest du es mit nur einem Mann zu tun. Auf der Polizei wärst du mit einem ganzen Revier konfrontiert. Du würdest eine Kettensäge brauchen.“
    Schwester Hina Alvi zieht ein getipptes Blatt Papier aus einer Mappe. „Mehr als dich ab nächster Woche für vierzehn Tage vom Dienst befreien, kann ich nicht tun. Es steht nicht da, aber dein Gehalt wird weitergezahlt. Ich bemühe mich zu verbreiten, dass du bestraft wurdest. Wir können nur hoffen, dass diese Leute sich dann beruhigen. Betrachte es als Zwangsurlaub. Mach mal Pause. Wenn du zurückkommst, hat sich die Lage vielleicht gebessert.“ Beim letzten Satz senkt sie den Blick. Wahrscheinlich ist sie überzeugt, dass die Lage sich niemals bessern wird.
    Alice Bhatti nimmt das Schreiben und faltet es sorgfältig. „Eigentlich werde ich dafür bestraft, dass ich mich gegen einen bewaffneten Angriff gewehrt habe.“
    Hina Alvi hebt ihre voluminöse Tasche vom Boden auf, lässt sie auf den Tisch fallen und kramt darin herum.
    Alice überlegt, was sie mit zwei Wochen Urlaub anfangen soll. Ihr fällt absolut nichts ein. Soll sie sich ein Hobby suchen? Oder sich die ganze Zeit Joseph Bhattis Tiraden über den Niedergang des Christentums anhören? Die Aussicht macht sie noch wütender. „Ich dachte, wir wären Kolleginnen. Ich dachte, Sie kennen diese Leute. Schließlich haben Sie mich für diese Schicht eingeteilt und tragen also eine gewisse Verantwortung. Möchte man meinen. Sie könnten zumindest so tun, als wären Sie auf meiner Seite.“
    Sie verstummt abrupt, als Schwester Hina Alvi eine handtellergroße Pistole aus ihrer Tasche holt und ihr entgegenstreckt. „Hier, nimm die. Ich hoffe nicht, dass du sie brauchst. Ich habe sie schon seit vier Jahren und nie benutzt. Ich weiß nicht mal, wie sie funktioniert.“

zehn
    Noor sieht, wie Alice und Teddy Hand in Hand das Herz Jesu verlassen, und ihm kommt der Gedanke, dass Liebe nicht nur blind, sondern auch taub und stumm macht und überhaupt ein Fall von fortgeschrittener Alzheimer-Erkrankung ist. Total ausgeklinkt. Wie sie Händchen haltend, lächelnd und tuschelnd durch das Tor spazieren, als würden sie die Welt der Schmerzen für immer hinter sich lassen. Alice tut, als hätte sie ihr Augenlicht verloren, und hält sich mit geschlossenen Lidern an Teddys Finger fest. Offenbar hat sie auch den Verstand verloren. Zu lange hat Noor seine Mutter an der Hand geführt, um es auch nur im Geringsten spaßig zu finden, wie Alice die Blinde spielt. Gesunde Augen sind eine Gabe Gottes, und Scherz damit zu treiben, erscheint ihm makaber und blasphemisch. Und ein erotisches Vergnügen daran zu finden, schlichtweg pervers. Noor wünscht, es gäbe eine Behörde, bei der er diesen Verstoß melden könnte. Schließlich gab es ja auch ein Gesetz gegen Ungläubige, die sich als Muslime ausgaben. Also sollte es auch Leuten mit gesunden Augen gesetzlich verboten sein, sich blind zu stellen.
    Er kann daraus nur schließen, dass Liebe ein aus der Irrenanstalt entsprungener Charya ist.
    Es hatte mit einer harmlosen Frage begonnen. Noor war dabei, Zainabs Füße zu massieren, als Alice Bhatti kam, ihn beiseiteschob und mit ihren routinierten Fingern die Füße und Knöchel seiner Mutter zu kneten begann. „Wo ist dein Freund? Der Polizeispitzel?“ Als Noor sie fragend ansah, zog sie eine Art Spielzeugpistole hervor und zielte auf seinen Kopf. „Antworte oder ich schieße.“ Sie lachte und ließ die Pistole sinken. „Ich brauche seine Hilfe mit diesem Ding. Ich will lernen, wie man auf bewegliche Ziele schießt.“
    „Du

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