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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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brauchst wirklich Hilfe“, spottete Noor. „Allerdings weiß ich nicht, ob mein Freund der richtige Mann dafürist. Er hat keine feste Adresse. Aber ich sage ihm Bescheid, wenn er das nächste Mal auftaucht.“
    Wie kann es zwischen diesen beiden so etwas wie Liebe geben, fragt sich Noor. Wie kann überhaupt irgendetwas zwischen diesen beiden sein? Er weiß, dass Alice in ihren Pausen gern Karamellbonbons isst. Er weiß außerdem, dass Teddy ein Accu-Chek in der Brusttasche trägt, um seinen Blutzucker zu messen, und dass er sich in voller Fahrt auf dem Motorrad Insulin spritzen kann. Sie wiederum bemüht sich, Ordnung in eine Welt aus lauter kranken Menschen zu bringen, setzt Infusionen um zwei Uhr nachts, hält die Hand alter Frauen, tut, als sei sie ihre Tochter, spricht die Kalima mit ihnen, bevor sie ihren letzten Atemzug tun. Er überlässt sich dem Chaos der Möglichkeiten. Wenn er ein Schild mit der Aufschrift „Wer hier pisst, ist ein Hund“ entdeckt, pinkelt er direkt darunter. Manchmal greift er in die Tasche, wenn ein Bettler auf ihn zukommt. Sobald dieser hoffnungsvoll um ihn herumstreicht, zieht er seinen Kamm hervor und kämmt sich. Er entfernt sich einmal in der Woche die Körperhaare. Sie rasiert sich die Achseln nur zu Ostern und zu Weihnachten, weil sie dann in einem ärmellosen Kleid zur Kirche geht. Sie schaut ein halbes Dutzend Mal nach links und rechts, bevor sie die Straße überquert, geht manchmal einen Kilometer weit, um eine Fußgängerbrücke oder einen Zebrastreifen zu finden. Er rast mit Vollgas die Gegenfahrbahn entlang und rechnet damit, dass der Verkehr ihm ausweicht, was dieser für gewöhnlich auch tut. Seine Freizeit ist dem Fernsehsender von National Geographic gewidmet.
    Alice hat noch nie Freizeit gehabt.
    Erst als Noor sieht, wie die beiden Hand in Hand das Herz Jesu verlassen und in eine Auto-Rikscha steigen, wird ihm klar, dass er bei dieser beschissenen Liebesgeschichte wahrscheinlich eine Rolle gespielt hat.
    „Schwester Alice Bhatti sucht dich“, hatte Noor seinem Freund beiläufig mitgeteilt, während er den Verband von dessen mehrfach gebrochenem Daumen löste. Er hatte sich entzündet und roch bedrohlich nach Wundbrand.
    „Ist sie verärgert?“, fragte Teddy und biss sich auf die Zunge. Anscheinend überkam ihn eine schmerzliche Erinnerung.
    „Sie ist ständig verärgert“, sagte Noor. „Sie hat eine Pistole und fragt nach dir.“
    Noor kennt die alte Weisheit von den Gegensätzen, die sich anziehen, aber diese beiden gehören zu einer jeweils völlig anderen Spezies. Es ist, als würde sich ein Gepard in ein Eichhörnchen verlieben oder eine Fledermaus einen Schmetterling anbaggern. Noor behält seine Vergleiche für sich und kritzelt nur hier und da eine Fledermaus in sein Register, während er beobachtet, wie diese unwahrscheinliche Liebe mitten im morbiden Chaos des Herz Jesu heranwächst, das von Ortho Sir, nachdem er die Gerüchte über Alice und Teddy gehört hat, nun als Bordell bezeichnet wird.
    Kurz vor Sonnenuntergang entdeckt Noor das Paar hinter der Notaufnahme. Beide haben den rechten Arm ausgestreckt, Teddys Kinn ruht beinahe auf Alice Bhattis Schulter, seine rechte Hand umschließt ihre Rechte, in der sie die Pistole hält. Die langen, sich überlappenden Schatten der beiden erstrecken sich bis zur rückwärtigen Mauer des Herz Jesu. Noor findet, dass dies der traurigste Nachmittag seines Lebens ist.
    In den letzten Tagen hat es einige Anzeichen gegeben, kleine Gesten, die ihn hätten alarmieren sollen. Teddy, der die Lippen schürzt, wenn ein Patient mit lauter Stimme zu Alice spricht; Teddy, der ihr die Tür eine Sekunde länger aufhält als nötig; Teddy, der in der Mittagspause mit in Zeitungspapier gewickelten gebratenem Fisch auftaucht; Teddy, der vorgibt, Zeitung zu lesen; Teddy, der vorne im Polizeiwagen sitzt statt auf dem ihm bestimmten Rücksitz. Noor hat keine Ahnung, ob Teddy einem Plan folgt oder einfach eines Tages mit der Vorstellung aufgewacht ist, an sich arbeiten und eine Gefährtin finden zu wollen. Er weiß nicht, wo diese Geschichte hinführen wird. Vielleicht weiß er es auch und will es nur nicht glauben.
    „Der Daumen ist entzündet“, sagt Alice Bhatti, ohne auf die vorangegangenen romantischen Zielübungen Bezug zu nehmen. „Wie hast du es geschafft, ihn so oft zu brechen?“
    „Ja, Teddy“, fällt Noor ein. „Du solltest die Finger von gefährlichen Stellen lassen. Was hattest du vor? Hackfleisch für

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