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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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würde gerne jemanden fragen.
    Noor kann Alice diese Fragen nicht stellen. Stattdessen sprechen sie über Rohkost, die, wie ihr Handbuch sagt, die beste Methode im Kampf gegen Krebs ist. „Der Krebs ernährt sich von Ihnen, deshalb müssen Sie sich von Dingen ernähren, die der Krebs nicht mag“, liest Alice aus ihrem Buch vor.
    „Und wenn wir ihr nur ungekochtes Gemüse geben?“, sagt Noor zu Alice, die Gummihandschuhe trägt und Spritzen von einem Stahltablett in recycelte Zellophantütchen packt. An ihrem weißen Schwesternkittel fehlt der oberste Knopf, stattdessen hält eine Sicherheitsnadel den Kragen zusammen. Noor erhascht einen Blick auf ihren hautfarbenen BH, dessen mit Spitze verzierter Rand ausgefranst ist. „Oder Granatapfelsaft. Ich habe irgendwo gelesen, dass Granatäpfel antitoxisch sind. Das wäre doch gut für sie, oder?“
    Alice streift sich die Handschuhe ab. „Das wird sie nicht heilen“, sagt sie, während sie sie sorgsam abrollt und sich umwendet, um sie in einen Mülleimer zu werfen.
    Noor fragt sich, ob ihre Unterhosen auch hautfarben sind. Er wird rot und beginnt, Zainabs Füße zu massieren. „Aber vielleicht breitet er sich dadurch nicht weiter aus“, sagt er. „Ihre Zellen wehren sich und kämpfen.“
    „Gute Idee“, sagt Alice. „Du holst Granatäpfel, und ich mache das hier fertig.“ Sie nimmt sechs Leukeran-Generika aus einer Schachtel und legt sie in eine kleine weiße Steingutschale. Aus einer Schublade holt sie einen zylindrischen schwarzen Stößel und beginnt, das Medikament zu zerstoßen. Noor beobachtet, wie ihre Hand den Steinstößel umschlossen hält, und errötet erneut.
    Die Tage vergehen, und sie halten sich allmählich für ein Team, das ein Heilmittel gegen Krebs entdecken und das Unvermeidliche besiegen wird. Aber sie tun nur als ob, jeder spielt seine besondere Rolle. Im Herzen weiß Noor, dass Zainab sich trotz des luxuriösen Betts und des Überflusses an teuren Schmerzmitteln, die sie von Schwester Alice bekommt, langsam auf den Stichtag zubewegt.
    Wer einen Großteil seines Lebens in Krankenhäusern verbracht hat, weiß, dass die Wirkung von all den Desinfektionsmitteln, Ultraschall und Bestrahlungsgeräten begrenzt ist. Injektionen, die Noor und Zainab sich nie hätten leisten können, werden regelmäßig verabreicht. Aber Zainab scheint immer häufiger und länger in einen komatösen Schlaf zufallen.
    Als sie zwischendrin doch einmal aufwacht, schiebt Noor ihr ein kleines Stück Konfekt in den Mund. Sie zerkaut es langsam, und ein Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus, als hätte sie gerade einen lang vergessenen Geschmack wiedererkannt. Noor sieht das Lächeln und wird ganz aufgeregt. „Alice hat geheiratet“, erzählt er ihr. „Unsere Alice aus der Besserungsanstalt. Sie ist jetzt verheiratet. Die Süßigkeiten sind von ihr.“
    „Warum schreist du so? Ich bin nicht taub“, sagt Zainab. „Ich kenne das alles. Ich war selbst einmal verheiratet. War es eine Liebesheirat?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, sinkt sie wieder in den Schlaf, als hätten die vielen, schönen Erinnerungen sie ermüdet. Vielleicht will sie auch nicht darüber nachdenken, was in einer Ehe aus Liebe geschieht, die mit Konfekt aus Milch, Mehl und Zucker bekannt gegeben wird.
    Die Schachteln mit Süßigkeiten, die Alice verteilt, sollen die Gerüchte zerstreuen, aber die Leute suchen weitere Bestätigung. Sie kommen zu ihr, um zu gratulieren und zu fragen: „Wie lautet denn nun Ihr neuer Name?“ „Wozu brauche ich einen neuen Namen? Gefällt Ihnen der alte nicht? Ich mag ihn sehr.“ Alice sagt allen das Gleiche, aber es wird weiter getuschelt. Seht ihr, sie ist nicht übergetreten. Vielleichtist sie ja nicht einmal richtig mit diesem Butt verheiratet. Wart ihr zur Hochzeit eingeladen? War überhaupt jemand eingeladen? Nicht einmal ihren kleinen Liebling Noor hat sie eingeladen. Eine Schachtel mit billigen Süßigkeiten ist doch kein Beweis. Bestimmt leben sie in Sünde. Die Leute fassen sich ans Ohr und seufzen beim Gedanken an all die sündigen Dinge, die Alice und Butt insgeheim tun und hinter ein paar Schachteln Konfekt verstecken.
    Nicht einmal Alices Hingabe an ihre neue Leidenschaft wird bemerkt. Zainab wird ihren Krebs sicher nicht überleben, aber dieser Krebs bekommt die beste Nahrung und die besten Medikamente, die Alice im Krankenhaus abzweigen kann. Sie geht durch die Gänge, macht ihre Runden, glättet hier ein Laken, wischt dort jemandem den Speichel

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