Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt
wie ein Kind, das zum ersten Mal einen Elefanten sieht. Das ist der leichtere Teil. Aber dafür zu sorgen, dass eine Frau glücklich bleibt – ganz gleich, ob es deine Mutter, deine Tochter oder deine Freitagsnutte ist –, das, mein Freund, ist unmöglich. Du kannst Clown im Zirkus werden und lernen, wie man echte Schwerter schluckt, es wird ihr nicht einmal ein Lächeln abringen. Es gibt eine tiefe, verborgene Quelle der Traurigkeit in jeder Frau, so unvermeidlich wie ein Paar Eierstöcke, und an gewissen Nachmittagen tut ihr gähnender Schlund sich auf und verschlingt jede Farbe auf der Welt.“
Teddy weiß, dass dies heute kein solcher Nachmittag ist. Er wird sanft und geduldig sein, wenn dieser Nachmittag kommt.
„Ich habe etwas für dich.“ Er reicht ihr eine gefaltete Zeitung. Etwas verwirrt starrt Alice darauf. Sie dreht sie um und sieht ein Bild der berühmten, an den Köpfen zusammengewachsenen Zwillinge. Zwei Affengesichter mit sehr großen Augen blicken ihr entgegen. „Nur einer wird überleben. Aber welcher?“, lautet die Bildunterschrift.
„Schlag auf“, sagt Teddy. Alice faltet die Zeitung behutsam auseinander, als hinge das Leben der zusammengewachsenen Zwillinge davon ab. Sie findet einen feuchten, dornigen Setzling mit einem winzigen gelb-grünen jungen Blatt und einem großen, das fast schwarz ist und angefressen. Unter dem Blatt verbirgt sich eine kleine grüne Knospe, wie ein aufrichtig gegebenes Versprechen, das jedoch beim Wechsel der Jahreszeit vergessen wurde. Um den Setzling herum ist die Zeitung feucht, die Wörter sind verwischt und wirken düster. Alice merkt zu ihrer Verwirrung, dass sich ihre Augen, ohne dass es einen Grund dafür gibt, mit Tränen gefüllt haben.
zwanzig
Als Alice schließlich Noor wiedersieht, ist ihr erstes Thema die Ernährung von Krebskranken und die Möglichkeiten, das Unvermeidliche bei Zainab hinauszuzögern.
Sie kommt mit erhitzten Wangen, einem Stapel Konfektschachteln in der einen Hand und einer Plastiktüte in der anderen ins Zimmer, als käme sie gerade aus dem Schlussverkauf. „Ich habe geheiratet“, verkündet sie und stellt die in Geschenkpapier verpackten Schachteln auf den Tisch.
Herzlichen Glückwunsch. Jetzt können wir alle Polizeispitzel werden und leben bis an unser glückliches Ende . Noor sagt das natürlich nicht laut, er schweigt, ist zu überrascht, um überhaupt etwas zu sagen. Alice Bhatti tritt auf ihn zu und umarmt ihn. Noor rührt sich nicht, die Arme steif an die Seiten gedrückt. Er hat die Neuigkeit schon mehrmals gehört, aber in so vielen verschiedenen Variationen, dass er für sich beschlossen hat, es könne sich nur um ein Gerücht handeln.
Als Erster war Dr. Pereira hereingestürzt und hatte laut flüsternd gefragt: „Hast du es schon gehört?“
„An Ihrer Stelle, Sir, würde ich gar nicht darauf achten“, erwiderte Noor, ohne von seinem Hefter aufzuschauen. Er dachte, Dr. Pereira beziehe sich auf das riesige Transparent, das jemand in der Nacht über dem Eingang des Herz Jesu hochgezogen hatte und auf dem der Arzt in einem poetischen Dreizeiler als indischer Hund, jüdischer Agent und Bodenspekulant beschimpft wurde.
„Ich meine das Gerücht über Alice Bhatti. Dass sie konvertiert ist. Wegen deines Bekannten, dieses Mr. Butt.“
Noor verdächtigte Teddy Butt aller möglichen von der Polizei gedeckten Vergehen, aber er hatte nie geargwöhnt, dass Teddy herumlief und Leute missionierte. Wie er dabei wohl vorging? Schlug er ihnen mit einem Stock auf die Fußsohlen? Band er ihnen die Hände auf den Rücken? Tauchte er ihre Köpfe in den Gully? Welcher Religion gehörte Teddy überhaupt an? Als Noor ihn das letzte Mal gesehen hatte, schien seine einzige Mission darin zu bestehen, die Aufmerksamkeit von Alice Bhatti zu erregen.
Ortho Sir hatte einen seiner seltenen Auftritte. Sein Spitzbart sträubte sich vor persönlicher Empörung. „Du bist also jetzt Kuppler?“ Sich den Bart streichend, fixierte er Noor erbost, der sich verwirrt erhob und sich fragte, wessen man ihn beschuldigte. „Nein, Sir, soweit ich weiß, ist Alice nicht übergetreten.“
„Ich wusste es.“ Ortho Sir hieb mit der Faust auf den Tisch. „Diese Leute haben das Krankenhaus in ein Nuttenhausen verwandelt.“ Ortho Sir sagte es, als wäre Nuttenhausen ein Vorort von Toronto, zu dem man ihm den Zutritt verwehrt hatte. „Vögeln können sie, aber mehr auch nicht, und wenn sie dann in Schwierigkeiten sind, brauchen sie die Religion,
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