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Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Titel: Alice im Netz - das Internet vergisst nie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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ihn zu suchen, da war er schon verschwunden. Wahrscheinlich weggeweht.“
    Die Ausrede war lächerlich. Es war die groteskeste Ausrede, die Alice jemals von sich gegeben hatte. Aber ihre Mutter schien sie ihr abkaufen zu wollen.
    â€žOh, wie schade. Aber vielleicht macht Katja dir ja einen neuen, wenn du sie darum bittest“, tröstete sie Alice und verschwand mit einem letzten liebevollen Lächeln in der Küche.
    Alice schloss die Tür hinter sich und ließ sich der Länge nach auf ihr Bett plumpsen.
    â€žAlice Bandow, was bist du doch für eine bescheuerte Kuh“, stellte sie laut fest.

9. Kapitel
    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Betreff: Adieu, Rasende Rita!
    Hi Katja,
    du bist nicht on. Lernst wahrscheinlich immer noch oder liest ein gutes Buch.
    Aber vielleicht ist das auch ganz gut so. Wer weiß schon, wer alles unsere angeblich intimen virtuellen Gespräche belauscht!
    Ich hätte dich auch anrufen können, aber den Gedanken habe ich ebenfalls wieder verworfen. Ich kann mich schreibend einfach besser ausdrücken, wie du weißt. Und vielleicht ist mir diese Begabung jetzt sogar zum Verhängnis geworden?!
    Heute habe ich wieder eine Mail von Jared erhalten.
    Du weißt doch, gestern hatte ich zunächst gedacht, du wärest Jared und wolltest mich ein bisschen vergackeiern.
    Nun gut, du bist es nicht, aber dennoch scheint es jemanden zu geben, der mir, als Jared getarnt, E-Mails und andere Nettigkeiten zusendet.
    Er (oder sie?) hat mich gefilmt. In meinem Zimmer. Das heißt, er muss direkt vor meinem Fenster gestanden haben. Natürlich im Dunkeln. Und das Video hat er ins Netz gestellt.
    Schau dir den Mist mal an:
    http://www.mymoves.com/legend!o=guShhC7vmBU
Natürlich ist das noch kein Drama. Der Typ muss ja nicht gleich so ein gemeingefährlicher Hirni sein, der mir demnächst hinter der Straßenecke auflauert, um mich in sein düsteres Kellergewölbe zu verschleppen, weil er schon seit Jahren unsterblich in mich verliebt ist und dort einen Altar errichtet hat, damit wir endlich heiraten können …
    Ich vermute eher, es ist jemand, der sich über die Rasende Rita geärgert hat und mir deshalb mal eine Lektion erteilen wollte. Ich habe sogar den ein oder anderen leisen Verdacht. Aber wie auch immer und so lächerlich das Ganze auch sein mag, es hat mich zum Nachdenken gebracht. Und zwar über die Entwicklung der Rasenden Rita. Ich habe den ganzen Nachmittag damit verbracht, die Blogeinträge der letzten Monate noch mal zu lesen.
    Stellenweise habe ich mich echt geschämt. Verdammt, warum hast du mir nicht schon längst mal gesagt, dass kaum einer darin gut wegkommt?
    Ich fürchte, ich bin ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen. Katja, du bist meine beste Freundin.
    Dir gegenüber war ich bisher immer ehrlich, und ich sage dir: Während ich gelesen habe, konnte ich die Rasende Rita immer weniger leiden. Sie hat sich, oder besser:
ich
habe mich in eine gehässige Lästertante verwandelt. Eine wortgewandte, immerhin. Ich habe selbst gestaunt, was für Redewendungen und Wörter ich so draufhabe. Aber das Meiste ist einfach nur boshaft. Oh Gott, bin ich etwa eine boshafte Person?
    Und wie ähnlich bin ich meiner gehässigen Klatschreporterin aus der virtuellen Welt im echten Leben geworden?
    Ich fürchte, ich kenne deine Antwort. Du hast mir in der letzten Zeit ja schon den ein oder anderen Wink mit dem Zaunpfahl gegeben.
    Aber, meine allerliebste und beste Freundin, damit ist jetzt Schluss. Die Rasende Rita ist gerade gestorben – oder ausgewandert.
    Zwei Jahre sind sowieso genug.
    Vielleicht denkst du jetzt, dass ich gewaltig überreagiere. Alles hinschmeißen, nur weil sich so ein mysteriöser Jared einen Scherz erlaubt hat, mag schon etwas überzogen wirken. Aber wenn ich ehrlich bin, dann bin ich Jared sogar dankbar. Es wird Zeit, dass ich wieder nur Alice bin und mich um andere Dinge kümmere als Schulklatsch und Tratsch. Was gehen mich die peinlichen weißen Stiefel meiner Mitschülerinnen an? Und wenn ich dennoch darüber ablästern möchte – oder nicht anders kann, weil es schließlich dem menschlichen Naturell entspricht–, dann habe ich ja immer noch dich und wir können uns (ohne dass es die ganze Schule anschließend lesen kann) gemeinsam darüber schlapplachen. Gelle?
    Ich hoffe, du liebst mich trotzdem noch?! Auch wenn ich dann kein

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