Alice im Netz - das Internet vergisst nie!
kann es dir doch von der Nasenspitze ablesen, du stehst voll auf Edgar. Warum sonst legst du dich so mächtig für ihn ins Zeug?â
Katja schaute zum Fenster. Sie machte den Eindruck, als ob sie es am liebsten weit öffnen und hinauslaufen würde.
âEr sieht mich doch sowieso nichtâ, murmelte sie bitter. âEdgar ist in dich verknallt. Ich bin für ihn nichts als Luft.â
Sie löste ihren Blick vom Fenster und schaute Alice an. Ihre Augen sahen aus, als wären sie aus Honig.
âAch Katjaâ, Alice seufzte tief, âich glaube, jetzt bist du diejenige von uns beiden, die Gespenster sieht.â
Katja lachte verlegen. âIst doch auch egal. Lass uns einfach das Thema wechseln.â
âSoll ich mal mit ihm reden?â, schlug Alice vor und hätte sich im nächsten Moment selbst dafür ohrfeigen können.
Was war nur plötzlich mit ihr los? Warum zog sich ihr Magen so schmerzhaft zusammen? Weil Katja auf Edgar stand? Edgar war ihr doch völlig egal. Total gleichgültig.
Oder etwa doch nicht?
Alice verstand selbst nicht, was gerade in ihr vorging. Und jetzt machte sie Katja auch noch so einen hirnrissigen Vorschlag. Was sollte sie Edgar denn sagen? Ãhm, entschuldige bitte, meine Freundin Katja steht auf dich? Doch dummerweise ich vielleicht auch ⦠Was für ein Blödsinn!
Zu ihrer Erleichterung lehnte Katja ab.
âSpinnst du?!â, rief sie. âIch habe dir doch gerade gesagt, dass ich keinen Bock habe, weiter darüber zu reden.â Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, was sie immer dann tat, wenn sie sich furchtbar über etwas aufregte. âIch warne dich. Noch einen Mucks, und ich bin die längste Zeit deine beste Freundin gewesen.â
âSchon gut, schon gutâ, murmelte Alice versöhnlich. Und einen Augenaufschlag später fügte sie hinzu: âTrotzdem hast du unrecht. Edgar ist nicht in mich verknallt. Er kann mich nicht ausstehen.â
Katja hob drohend die Faust. âKlappe!â, befahl sie und zwinkerte Alice dabei zu.
10. Kapitel
Am nächsten Tag war Alice krank. In ihrem Kopf dröhnte es, als ob ein kleines Männchen mit einem Vorschlaghammer darin zugange wäre. Beim Schlucken schmerzte der Hals, ihr ganzer Körper fühlte sich an wie zerschlagen.
Ihre Mutter holte sofort das Fieberthermometer aus dem Arzneimittelschränckchen im Bad und reichte es ihr.
âHoffentlich hast du dir nicht diesen neuen Grippevirus eingehandelt. Dabei soll man ja angeblich auch schlagartig hohes Fieber bekommenâ, erklärte sie besorgt.
âUnsinnâ, krächzte Alice. Sie versuchte den Kopf zu schütteln, was den Schmerz nur noch verstärkte und sie leise aufstöhnen lieÃ.
âWas hast du?â
âKopfschmerzen. Ãtzend.â
âVielleicht doch dieser neue Virus. H1N1. Hohes Fieber und Kopfschmerzen. Das passt, glaube ich. Am besten rufe ich Doktor Finkemeier an und frage, ob er vorbeikommen kannâ, überlegte ihre Mutter laut.
âAch wasâ, wiegelte Alice ab. âIch habe mich nur ein bisschen erkältet. AuÃerdem â¦â Sie stockte, weil das Thermometer, das sie sich kurz zuvor unter die linke Achsel geklemmt hatte, einen leisen Piepston von sich gab. Alice hob den Arm leicht an, fischte das Thermometer hervor und warf einen Blick darauf.
â36,5. Ich habe noch nicht mal erhöhte Temperatur.â
Ihre Mutter nahm ihr das Thermometer aus der Hand, vergewisserte sich, dass Aliceâ Angaben der Wahrheit entsprachen, und schüttelte den Kopf.
âKomisch, deine Augen glänzen aber ganz fiebrig und dein Kopf fühlt sich heià an. Ich hätte gewettet, dass du Fieber hast.â
âHabe ich aber nichtâ, erwiderte Alice erleichtert. âKannst du mir bitte trotzdem was gegen die Kopfschmerzen bringen?â
Ihre Mutter nickte und erhob sich von der Bettkante. âKlar. Ich koche dir auch gleich einen Tee. Soll ich dir was zum Frühstück machen?â
Alice verspürte nicht einmal den Ansatz von Appetit. âNein, aber Tee wäre klasse.â
Ihre Mutter nickte erneut und verlieà das Zimmer.
Alice drehte sich vorsichtig zur Seite, streckte die Hand aus und nahm ihr Handy von der kleinen Kommode neben dem Bett.
Stöhnend versuchte sie sich wieder in ihre vorherige Position zurückzubewegen. Das kleine Männchen in ihrem Kopf hatte sich offenbar Verstärkung
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