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Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Titel: Alice im Netz - das Internet vergisst nie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, erschienen ihr abwegig und naheliegend zugleich.
    Es war kein Zufall, dass Edgar hier neben ihr stand. Das konnte kein Zufall sein.
    â€žI-ich muss nach Hause“, stammelte sie, machte auf dem Absatz kehrt und lief, ohne sich von Edgar zu verabschieden, davon.
    Wenn man kopflos aus einer Wohnung herausstürzte, dann war wohl das Letzte, woran man dachte, gefälligst den Hausschlüssel mitzunehmen. Schon allein deswegen, damit man später, wenn man wieder Herr seiner Sinne und Taten war, von anderen unbemerkt in sein Zimmer zurückschlüpfen konnte, um sich der nassen Wollsocken zu entledigen und sich ein wenig aufzuwärmen.
    Alice blieb nichts anderes übrig, als zu klingeln.
    Ihrer Mutter fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Wo kommst du denn her?“
    Alice atmete schnaufend aus. „Ich … Mir ist was aus dem Fenster gefallen“, log sie und spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Eine blödere Erklärung hätte ihr wirklich nicht einfallen können. Die Wohnung lag schließlich im Erdgeschoss, und in Alice’ Zimmer gab es nur ein einziges Fenster, ein bodentiefes. Davor befand sich eine kleine gepflasterte Terrasse, und aus diesem Grund ließ sich das Fenster wie eine Tür weit öffnen.
    â€žUnd warum hast du dann nicht einfach deine Terrassentür geöffnet und es wieder hereingeholt?“, fragte ihre Mutter mit gerunzelter Stirn.
    â€žIch wollte mich eben noch ein wenig bewegen vor dem Mittagessen“, log Alice wenig überzeugend weiter. „Und da dachte ich, ich gehe vorne raus und laufe einmal ums Haus herum.“
    â€žIn Socken?“
    Alice streckte energisch das Kinn vor. „Jawohl, in Socken. Lässt du mich jetzt bitte rein? Mir ist nämlich kalt“, erklärte sie mit leicht patzigem Unterton und schob sich an ihrer Mutter vorbei in die Wohnung.
    Als sie mit nassen Socken und noch immer bibbernd vor Kälte zu ihrem Zimmer stolzierte, hörte sie ihre Mutter hinter sich tief seufzen. „Heute sind offenbar alle ein bisschen durchgeknallt.“
    Alice verkniff sich eine Bemerkung und beeilte sich, in ihr Zimmer zu kommen.
    Sie war schon auf der Schwelle, als ihre Mutter plötzlich rief: „Was war es denn?“
    Alice drehte sich langsam zu ihr um.
    â€žÃ„hm …“, machte sie. „Was meinst du?“
    â€žWas dir aus dem Fenster gefallen ist. Du hast ja gar nichts in den Händen.“
    Für den Bruchteil einer Sekunde wollte Alice aufgeben. Zu ihrer Mutter laufen, sich von ihr in den Arm nehmen lassen und ihr die ganze Wahrheit erzählen. Anschließend würde sie ihr eine Tasse heißen Kakao machen und sich um den bösen Jared, wer auch immer sich hinter diesem bescheuerten Namen verbergen mochte, kümmern.
    Alice’ Mutter war eine taffe Frau. Wenn sie etwas in Angriff nahm, dann wurde es gut. Das war schon immer so, darauf hatte Alice ihr ganzes Leben lang vertrauen können.
    Mama war sogar mehr Fels in der Brandung, als Papa es für gut und gesund hielt. Schon oft hatte er vorwurfsvoll zu ihr gesagt, sie dürfe nicht ständig ihren Kindern die Probleme abnehmen.
    â€žDu machst sie doch völlig lebensuntauglich“, hatte er ihr einmal sogar vorgehalten. „Sie müssen lernen, dass sie für das, was sie tun, in einem gewissen Rahmen auch selbst die Konsequenzen tragen müssen.“
    Und er hatte verdammt noch mal recht damit. Diesen Ärger hatte sie sich höchstwahrscheinlich selbst eingebrockt. Außerdem hatte ihre Mutter nicht den blassesten Schimmer davon, was im Internet so ablief. Und von der Rasenden Rita wusste sie auch nichts. Sie kannte sich in Alice’ virtueller Welt nicht den kleinsten Deut aus.
    Dazu kam, dass für sie, so taff sie auch sein mochte, Harmonie und ein gutes Auskommen miteinander von allergrößter Wichtigkeit waren. Wenn Alice ihr nun beichten würde, dass sie unter dem Nicknamen Rasende Rita für alles andere als Harmonie am Geschwister-Scholl-Gymnasium gesorgt hatte, würde sie sicherlich wenig Verständnis dafür aufbringen können.
    Nein, die Suppe musste sie schon selbst auslöffeln.
    â€žEs war so ein winzig kleiner Stern aus Glitzerfolie. Katja hat ihn mir heute in der Schule geschenkt. Ich bin zum Fenster und wollte ihn mir noch einmal bei hellem Licht anschauen. Dabei ist er rausgeflogen, und als ich dann ums Haus gelaufen bin, um

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