Alice im Netz - das Internet vergisst nie!
geholt; mindestens ein Dutzend dieser hinterhältigen Wichte versuchte nun mit vereinten Kräften, Aliceâ Kopf zum Zerplatzen zu bringen.
Eigentlich hatte sie vorgehabt, Katja eine Nachricht zu schicken, dass sie heute nicht zur Schule kommen würde. Aber sie war, im Gegensatz zu Katja, extrem langsam im SMS-Schreiben. AuÃerdem empfand sie schon allein die Vorstellung, konzentriert auf der Tastatur ihres Handys herumtippen zu müssen, als eine unüberwindbare Hürde.
Also wählte sie das Menu Kontakte, sucht Katjas Nummer und bestätigte mit der Okay-Taste.
Nach dreimaligem Klingeln meldete sich Katjas verschlafene Stimme.
âHi SüÃe, bist du etwa auch krank?â, fragte Alice erstaunt.
âWas? Nee, nur müdeâ, murmelte Katja. âIch habe die halbe Nacht versucht, den Absender dieser bescheuerten Jared-E-Mail ausfindig zu machen. Aber das erzähle ich dir gleich alles in der Schule.â
âÃhm ⦠Deswegen rufe ich an. Ich komme heute nicht.â
âWarum denn nicht?â, fragte Katja leicht vorwurfsvoll. âDoch nicht etwa wegen dieser bekloppten E-Mails?!â
âQuatsch, ich bin krank. Tierische Kopfschmerzen, und mein Hals fühlt sich an, als ob ich eine ganze Ladung glühender Kohlen verschluckt hätte.â
âWirklich?â Katja schien nicht überzeugt zu sein.
âNatürlich, ich kann ja kaum sprechen.â
âStimmt, du hörst dich wirklich etwas schräg an. Ich dachte, die Verbindung wäre schlecht, daher also dieses Kratzen und Krächzen.â
Aliceâ Mutter betrat mit einem Tablett in den Händen das Zimmer.
Sie schüttelte den Kopf. âMusst du gleich wieder telefonieren? Du solltest dich ausruhen.â
âKatja, können wir später quatschen? Meine Mutter bringt mir gerade was gegen die Kopfschmerzenâ, erklärte Alice ihrer Freundin, während sie den vorwurfsvollen Blicken ihrer Mutter auswich.
âJa, klar. Hast du was Ansteckendes oder kann ich dich nach der Schule besuchen?â, wollte Katja noch wissen.
âNichts Ansteckendes, denke ich. Komm einfach vorbei. Tschüss, SüÃe.â
Alice legte das Handy auf die Kommode zurück. Ihr Blick fiel auf das Tablett. Sie verdrehte die Augen und atmete schnaufend aus.
âWas hast du denn da alles angeschleppt?â
âKamillentee, Zwieback, Bananen, eine Wärmflasche, Kopfschmerztabletten und ein Glas Wasserâ, sagte ihre Mutter, als hätte sie ein kleines Kind vor sich, dem man erklären musste, wie die Dinge auf dem Tablett alle heiÃen.
âIch habe doch keinen Durchfallâ, beschwerte sich Alice.
âMagen-Darm-Grippe geht aber gerade um. Bei Robin in der Klasse haben es auch schon ein paar Kinder.â
âAch Mama, übertreib doch nicht gleich wieder soâ, murmelte Alice genervt.
Ihre Mutter stellte das Tablett auf der Kommode neben dem Bett ab und setzte sich auf die Bettkante.
âIch übertreibe nichtâ, erklärte sie ein wenig beleidigt. âIch sorge mich nur um dich.â
Einen Moment zuvor hatte Alice noch überlegt, ob sie ihrer Mutter von diesen bescheuerten E-Mails erzählen sollte. Jetzt war sie sich ganz sicher, dass das ein Fehler wäre. So wie sie ihre Mutter kannte, würde sie gleich die Polizei verständigen und Anzeige erstatten. Wer weiÃ, vielleicht hätte sie sogar die glorreiche Idee, Alice das Chatten zu verbieten. Zuzutrauen war ihr so ziemlich alles, wenn sie der Meinung war, eines ihrer Kinder vor irgendetwas beschützen zu müssen.
Hinzu kam, dass es ihrer Mutter sowieso nicht passte, dass Alice so viel im Internet herumsurfte. Und wahrscheinlich wären die Jared-E-Mails ein willkommener Anlass für sie, Aliceâ Internetaktionen künftig ständig kontrollieren zu wollen.
Je länger Alice darüber nachdachte, desto sicherer war sie sich: Kein Sterbenswörtchen zu ihrer Mutter!
Alice nahm die Tablette, die ihre Mutter ihr hinhielt. Dann streckte sie die Hand nach der Teetasse aus. Doch bevor sie den Henkel erreichen konnte, hatte ihre Mutter schon reagiert und reichte ihr das Wasserglas.
âDer Tee ist noch viel zu heiÃâ, mahnte sie. âNimm einen Schluck Wasser zum Runterspülen.â
Alice ging der belehrende Ton ihrer Mutter langsam aber sicher auf den Geist.
âMamaâ, motzte sie, âich bin doch kein Kleinkind mehr.â
Ihre Mutter zog
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