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Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Titel: Alice im Netz - das Internet vergisst nie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Luft. Wer weiß, wahrscheinlich verbarg sich hinter Jared sogar ein Mädchen oder auch zwei. Oder sonst jemand, der Alice einfach mal eins verpassen wollte, aber zu feige war, ihr persönlich gegenüberzutreten.
    Oder der Rasenden Rita, kam es Alice in den Sinn.
    Ja, genau, das war es! Wahrscheinlich hatte sich jemand mächtig über die Rasende Rita geärgert, weil sie die Leute ganz gerne mal durch den Kakao zog.
    Spontan fielen ihr Sonja und Katharina ein, über die die Rasende Rita vor knapp drei Wochen im Schulblog ein wenig abgelästert hatte.
    In Alice’ momentanem Lieblingsbuch gab es eine Szene, in der sich die Protagonistin über die peinlichen weißen Stiefel einer Klassenkameradin amüsierte. Und wie der Zufall es wollte, kamen Alice am nächsten Tag in der Schule die beiden Mädchen aus der Parallelklasse in genau solchen Stiefeln entgegengestakst.
    Daraufhin hatte sie überhaupt nicht anders gekonnt, als dem neusten Blogeintrag der Rasenden Rita die Überschrift
Was weiße Stiefel mit Vorurteilen zu tun haben
zu verpassen.
    Natürlich hatte sie keine Namen genannt. Das tat sie nie. Aber ihre Beschreibungen waren immer so treffend, dass sich so ziemlich jeder, der gemeint war, darin wiedererkennen konnte.
    Auch die beiden Mädels waren da keine Ausnahmen gewesen und hatten Alice am darauf folgenden Tag in der Schule deswegen ziemlich angegiftet.
    â€žPass bloß auf, dass dich nicht mal jemand so durch die Scheiße zieht“, hatte Sonja sie mitten in der Pausenhalle angekeift.
    Alice hatte unschuldig mit den Achseln gezuckt. „Hä, ich versteh nur Bahnhof“, hatte sie behauptet.
    â€žAch, hör doch auf mit diesem bescheuerten Getue. Schließlich weiß jeder, dass du diese total lächerliche Rasende Rita bist.“
    â€žEcht?“, hatte Alice scheinheilig erwidert.
    Dann waren die beiden auf ihren mörderischen Pfennigabsätzen abgezogen. Doch zuvor hatten sie Alice noch mit fiesen Blicken bedacht und ihr angedroht, dass sie sich bei passender Gelegenheit revanchieren würden.
    War Jared also ihre Revanche? Hockten die beiden vielleicht irgendwo im Gebüsch und amüsierten sich gerade köstlich über sie? Grund genug dazu hätten sie jedenfalls. Es musste ziemlich lächerlich ausgesehen haben, wie sie, wie von der Tarantel gestochen, auf ihren weinroten Wollsocken aus dem Haus gestürmt war.
    Und wenn Alice ganz ehrlich sein wollte, musste sie sich eingestehen, dass so ein kleiner Denkzettel nicht ganz unverdient gewesen wäre. In letzter Zeit war das Blog der Rasenden Rita nämlich immer zynischer geworden. Und wenn sie es zuließ und noch ehrlicher darüber nachdachte, dann hatte die Rasende Rita in den letzten Wochen, nein, Monaten eigentlich nichts anderes getan, als über alle möglichen und unmöglichen Leute des Geschwister-Scholl-Gymnasiums abzulästern.
    Und umso ausgiebiger sie sich mit diesem Gedanken beschäftigte, desto länger wurde die Liste der möglichen Jareds …
    Alice’ hob ihren Kopf und sah Edgar direkt in die Augen. Dann holte sie tief Luft und sagte: „Oder bist du Jared?“
    Edgar schaute sie verständnislos an. „Was meinst du damit?“
    â€žNa ja, ich war wohl nicht immer fair zu dir“, murmelte Alice nachdenklich.
    Irgendetwas in ihrer Stimme musste ihn berührt haben, denn seine Gesichtszüge wurden auf einmal ganz weich, und seine Stimme klang so ernsthaft wie selten, als er erwiderte: „Ich garantiert auch nicht.“
    Alice nickte. Sie musterte ihn einen Moment lang eindringlich, als hoffte sie, in seinem Gesicht die Wahrheit zu entdecken, bevor sie mit dünner Stimme ihre Frage wiederholte: „Bist du Jared?“
    Edgar schüttelte den Kopf. „Ich verstehe nicht, wovon du redest. Aber noch viel weniger verstehe ich, warum du hier in der Kälte ohne Jacke und Schuhe zitternd herumstehst und mich über irgend so einen Jared ausquetschen willst.“
    Entweder ist er der geborene Schauspieler oder er hat wirklich keine Ahnung, schoss es Alice durch den Kopf.
    Edgar machte einen Schritt auf sie zu. Zögernd streckte er die Hand nach ihr aus, als ob er ihr damit beruhigend über den Oberarm streicheln wollte. Aus seinem Gesichtsausdruck sprach eine Mischung aus Unverständnis, Mitleid und einem Hauch von Vor-mir-steht-eine-Wahnsinnige.
    Alice wich zurück. Sie kam sich selbst idiotisch vor, aber die

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