Alice im Netz - das Internet vergisst nie!
sie hielt sich ganz in seiner Nähe auf.
Alice.
Sie war sein Gegenstück.
Vor über einem Jahr schon hatte er sie im Internet entdeckt und sich sofort in sie verliebt. Aber er hatte sich beherrschen müssen, weil der richtige, der perfekte Moment noch nicht gekommen war.
Vor ein paar Wochen dann war sie endlich sechzehn geworden. SüÃe und verlockende sechzehn Jahre. Darauf hatte er gewartet.
Alice war im Ãbrigen nicht das erste Mädchen, das ihm gefallen hatte. Vor ihr hatte es schon zwei andere gegeben.
Die erste, ein hellblonder Lockenkopf aus der Nachbarschaft, war von einem Tag auf den anderen einfach verschwunden. Damals war er gerade in seine erste eigene Wohnung gezogen, und kurze Zeit später hatte ihn das Arbeitsamt dann zu einer Fortbildung verdonnert â unter der Androhung, dass sie ihm sonst seine Bezüge kürzen oder sogar ganz streichen würden.
Widerwillig hatte er an dem Computerkursus teilgenommen und dabei seine Leidenschaft fürs Internet und vor allem dessen unbegrenzte Möglichkeiten entdeckt. Doch während er von morgens bis abends in dem Kursus hockte, war sein blonder Traum einfach mit ihren Eltern in eine andere Stadt umgezogen. Ohne dass er davon etwas mitbekommen hatte.
Das zweite Mädchen hatte er dann genauso wie Alice im Internet entdeckt. Gott, waren diese jungen Dinger naiv, hatte er halb freudig, halb irritiert festgestellt. Leonie, so war der Name seiner brünetten Auserwählten, hatte so ziemlich jedes Detail über sich und ihr Leben im Internet veröffentlicht. Es war eine Kleinigkeit für ihn gewesen, sie zu finden und nicht mehr aus den Augen zu verlieren. Diesmal sollte es ihm nicht so ergehen wie bei dem blonden Engel aus der Nachbarschaft. Diesmal würde er besser aufpassen.
Doch auf einmal schrieb Leonie in ihrem SchülerVZ-Profil auffallend oft von einem Markus, und kurze Zeit später musste er bestürzt feststellen, dass dieser Markus nun ihr Freund war. Dieser Dreckskerl hatte sie ihm einfach weggenommen! Er wusste es, weil sie im Internet damit herumgeprahlt hatte, dass sie mit ihm geschlafen hatte.
Damit war Leonie für ihn uninteressant geworden. Das perfekte sechzehnjährige Mädchen war Jungfrau, weil sie sich für ihn aufbewahrte. So war es vorgesehen. Vom Schicksal für ihn bestimmt.
Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis er Leonies Verlust verarbeitet hatte und in der Lage war, sich erneut auf die Suche nach seinem perfekten Gegenstück zu begeben.
Und dann hatte er Alice entdeckt. Das schönste Mädchen, das er jemals gesehen hatte. Sie war noch keine sechzehn, aber er hatte genügend Zeit, um auf sie zu warten. Und diesmal musste er noch nicht einmal durch halb Deutschland reisen, so wie bei Leonie, um sie aus der Nähe zu betrachten. Er konnte sie ständig sehen. In ihrem Zimmer, auf der StraÃe, im Einkaufszentrum und, seitdem das Arbeitsamt ihn zu diesem beschissenen Ein-Euro-Job verdonnert hatte, sogar in der Schule.
Dass er ausgerechnet als Hilfskraft des Hausmeisters an Aliceâ Schule gekommen war, empfand er als einen weiteren Wink des Schicksals. Es war wirklich alles perfekt.
So perfekt.
Und was machte dieses kleine, dumme Miststück? Sie schwärmte für einen anderen! Bezeichnete ihn sogar als ihren Freund!
Jetzt musste er handeln. Und zwar sofort. Die Sache mit Leonie durfte sich nicht noch einmal wiederholen. Der Kerl durfte ihm nicht zuvorkommen. Sein Körper war bereit. Er war bereit.
Alice, du bist das perfekte sechzehnjährige Mädchen.
Dich
werde ich zur Frau machen.
Ich
.
Nicht
er
!
Er spürte die Härte in seiner Hose und schloss für einen Moment die Augen.
âAliceâ, stöhnte er.
Ein warmer Schauer überlief ihn. Er schüttelte sich, stöhnte ein weiteres Mal lustvoll auf und öffnete die Augen.
Er stand in ihrer StraÃe. Genau gegenüber ihrem Haus. Er war hierher gelaufen, ohne es zu merken. Sein Unterbewusstsein hatte ihn an diesen Ort geführt. Um sie zu holen. Damit er endlich das mit ihr machen konnte, wofür sie bestimmt war.
Er blickte sich um. Am Ende der StraÃe entdeckte er ein paar Passanten. Aber sie waren zu weit weg, um ihm gefährlich werden zu können. AuÃerdem wurde es langsam dunkel.
Trotzdem war dies nicht der geeignete Ort für sein Vorhaben. Die StraÃe wurde von vielen StraÃenlaternen erleuchtet. In den Fenstern der Häuser und in den Büschen und
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