Alice im Netz - das Internet vergisst nie!
bitterer Nachgeschmack blieb zurück.
Für den glücklichen Part in Aliceâ Leben war eindeutig Edgar verantwortlich. Alice wusste nicht genau, wie und wann es geschehen war, aber sie hatte sich in Edgar verliebt. Sie vermutete, dass es bei ihr so richtig gefunkt hatte, als Edgar mit Robin im Treppenhaus aufgetaucht war und sie verlegen angegrinst hatte.
Mein Engel. Beinahe so wie in dem Buch von Isabel Abedi, hatte sie gedacht.
Edgar hatte Robin unversehrt nach Hause gebracht und ihre Eltern sogar davon überzeugen können, dass er sich um die Sache mit den beiden Jungs kümmern durfte, so, wie er es Robin versprochen hatte. Gleich am nächsten Tag nach der Schule hatte er Robin dann tatsächlich seinen geliebten Hannover-96-Schal überreicht. Zusammen mit dem Geld, das die beiden bereits von ihm erpresst hatten: 5,40 Euro.
Wie ihm das allerdings gelungen war, darüber schwieg er sich aus. Auch wenn Aliceâ Mutter noch so sehr nachhakte, Edgar schüttelte nur den Kopf, versicherte, dass keinerlei Gewalt im Spiel gewesen sei und dass Robin sich in Zukunft keine Sorgen mehr wegen der beiden Jungs machen müsse. Sie würden ihn in Ruhe lassen. Hundertprozentig.
Vielleicht war es aber auch im Café Krügers geschehen, als er seine Hand auf die ihre gelegt und sie dabei so angeschaut hatte, dass Alice ganz schummrig geworden war. Oder noch viel früher, wie Katja es immer behauptet hatte.
Aber eigentlich war es auch völlig egal, wann genau sie ihre Gefühle für Edgar entdeckt hatte. Die Hauptsache war doch, dass es ihm genauso ging und sie endlich zueinander gefunden hatten.
Für vier Uhr hatte sich Alice mit Edgar im Café Krügers verabredet, und ihr Herz schlug wie verrückt gegen ihre Rippen, als sie sich um Viertel vor vier auf den Weg zum Einkaufszentrum machte.
Und dann plötzlich sah sie ihn.
Sie hatte gerade die HauptstraÃe überquert und war in die SchuhstraÃe eingebogen, in der sich zahlreiche kleine Geschäfte befanden, als ihr ein Mann auffiel, der sich ein gutes Stück hinter ihr befand. Es kam Alice so vor, als ob er mit ihr Schritt hielt und jedes Mal stehen blieb, sobald sie vor einem Schaufenster verweilte.
Im ersten Moment beunruhigte sie sein Verhalten nicht sonderlich. Doch als Alice sich einmal blitzschnell zu ihm umdrehte und gerade noch mitbekam, wie der Mann sich wegduckte, spürte sie langsam Panik in sich aufsteigen.
Der verfolgt mich
, durchfuhr es sie. Und gleich darauf:
Blödsinn. Du leidest unter Verfolgungswahn. Die Jared-Geschichte scheint dir doch noch in den Knochen zu stecken
.
Den restlichen Weg blickte sie sich noch mehrmals um, und jedes Mal drehte der Mann sich weg, duckte sich oder verschwand für einen kurzen Moment in einem Ladeneingang.
Alice überlegte, ob sie einen Passanten ansprechen sollte. Oder sich einfach jemanden schnappen, der vertrauenswürdig aussah, und ihn oder sie um Hilfe bitten. Doch bei dem Gedanken kam sie sich selbst lächerlich vor. Was sollte ihr denn schon geschehen? Es war helllichter Tag und unzählige Menschen befanden sich auf der StraÃe. AuÃerdem würde sie gleich das Einkaufszentrum erreicht haben. Nur noch ein paar Schritte. Und dann würde sie Edgar im Café Krügers um den Hals fallen.
Der Gedanke an Edgars weiche Lippen und seine starken Arme lieà Alice versonnen lächeln und den Typen hinter sich für einen kurzen Moment vergessen.
Der Moment hielt jedoch nicht lange an. Plötzlich spürte Alice, wie ihr jemand auf die Schulter tippte. Sie zuckte erschrocken zusammen und fuhr herum.
âWas soll das?â, rief sie und wich instinktiv einen Schritt zurück.
âÃhm ⦠K-kennst du mich nicht mehr?â, stammelte der Mann und rieb sich nervös die Hände an den Oberschenkeln.
Alice starrte ihn fragend an. âWas?â Doch dann dämmerte es ihr langsam. Vor ihr stand Superman. Der junge Mann, der ihr vor ein paar Wochen geholfen hatte, als sie den Bewusstlosen gefunden hatte.
âDoch, natürlichâ, sagte sie und rang sich ein schmales Lächeln ab. âJetzt erkenne ich Sie wieder.â
Er schüttelte den Kopf. âDuâ, erwiderte er.
âWas?â Alice legte die Stirn in Falten.
Der Mann lächelte unsicher. âSag doch nicht Sie zu mir. So alt bin ich noch nicht.â
âAch so.â Aliceâ Anspannung lieà allmählich nach. âOkay, dann eben
Weitere Kostenlose Bücher