Alicia II
gehen.«
»Wer sind Sie?«
»Spielt keine Rolle.«
»Sie werden mich zwingen, durch die Tür zu gehen.«
»In diesem Augenblick sind drei Waffen auf Ihren Kopf gerichtet. Jede davon kann sie oberhalb des Halses nichtexistent machen. Diese Tür hier.«
Er sprach höflich, ganz wie ein Mann, der an einen anderen eine einfache, vernünftige Aufforderung richtet.
Irgendwer, den ich nicht sehen konnte, hielt die Tür auf. Wir kamen in einen langen, engen Korridor, in dem die Tapeten in Fetzen hingen und sich innerhalb der Wände verfaulende Bretter zeigten.
»Bis ganz nach hinten«, sagte mein Führer.
Die letzte Tür hatte eine Glasscheibe, auf der Buchstaben verkündeten: DIREKTOR. Direktor von was, war nicht klar.
Auch diese Tür wurde von jemandem drinnen geöffnet. Wir betraten einen großen, luftigen Raum, den Salon einer früher einmal luxuriösen Wohnung, die jetzt aussah und roch, als werde sie nicht mehr regulär benutzt. Ein Geruch nach Feuchtigkeit durchdrang alles, als wären die Wände und Möbel wie Pflanzen begossen worden. Die Sessel, und von ihnen standen eine Menge im Raum herum, sahen bequem aus.
Trotzdem hatten die beiden Männer, die mich erwarteten, es vorgezogen, sich auf einfache Stühle zu setzen, deren Beine sich unter ihrem Gewicht nach außen zu biegen schienen. Es waren angenehm durchschnittlich aussehende Männer.
»So sehen wir uns wieder, Geraghty«, sagte der Mann links.
Ich betrachtete ihn und versuchte, mich zu erinnern, wo ich ihn möglicherweise gesehen haben könnte.
»Haben wir uns denn schon einmal gesehen?«
»In Rosalies Kirche. Ich war dort, und Sie haben mich zweimal direkt angesehen. Sie könnten mit Recht sagen, kennengelernt hätten wir uns aber nicht.«
»Ich erinnere mich nicht an Sie.«
»Setzen Sie sich.«
Ich wählte einen gutgepolsterten Sessel in ihrer Nähe und bedauerte meinen Entschluß sofort. Die Kissen waren zwar weich, aber der muffige Geruch hatte sich darin besonders festgesetzt. Die aufsteigenden Dämpfe ließen mich in den Zustand der Betrunkenheit zurückfallen. Mein Gehirn drehte sich, und mein Magen hob sich. Wenn diese Leute planten, mich umzubringen, hoffte ich, sie würden es tun, bevor ich mich übergeben mußte.
»Ich hätte gern gewußt«, sagte der Mann links, »ob Sie Ihre Meinung geändert haben. Ob Sie jetzt bereit sind, sich uns anzuschließen.«
»Wobei soll ich mich Ihnen anschließen? Im Kartenspiel bin ich nicht sehr gut, und ich fürchte, daß …«
»Sie brauchen sich nicht zu bemühen, witzig zu sein, Mr. Geraghty. Keiner von uns ist leicht zum Lachen zu bringen, und bestimmt nicht von einer Art Humor, die aus Ihrer ersten Lebensspanne stammen muß.«
»Wahrscheinlich aus einer noch früheren Zeit. Viele meiner humoristischen Versuche haben solide historische Wurzeln.«
Der andere Mann rückte auf seinem geradlehnigen Stuhl herum. Offensichtlich hatte er nichts für mich übrig, hielt aber den Zeitpunkt, mir seine Verachtung zu zeigen, für noch nicht gekommen.
»Rosalie hatte Sie aufgefordert, sich uns anzuschließen. Ihre Antwort schien mir nicht endgültig zu sein.«
»Ich wußte nicht, daß eine Verneinung nicht endgültig zu sein braucht. Es tut mir leid – ich habe nein gesagt, und damit habe ich eine Ablehnung des Vorschlages gemeint.«
»Ich verstehe. Wir waren nicht fähig, Ihre Sympathie wachzurufen.«
»Und mit zu Herzen gehenden Bemerkungen wie dieser werden Sie es auch nicht schaffen.«
»Ich bitte um Entschuldigung, Mr. Geraghty. Manchmal lasse ich mich von meinen Gefühlen hinreißen.«
Er sprach gar nicht wie ein Mann, der sich von seinen Gefühlen beherrschen läßt, und ich hörte auch keinen Fanatismus aus seiner
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