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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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bei­ge­far­be­nen Schlüs­sel, des­sen Griff mit pur­pur­nem Samt be­zo­gen war.
    Drin­nen gin­gen wir durch einen dunklen, muf­fi­gen Vor­raum zu ei­nem Auf­zug, ne­ben dem ein Mann in be­denk­li­cher Hal­tung auf ei­nem ho­hen Sche­mel schlief. Wir weck­ten den Fahr­stuhl­füh­rer, der sich gar nicht zu freu­en schi­en, uns zu se­hen, und über­re­de­ten ihn, uns zum vier­ten Stock hin­auf­zu­brin­gen. Die Tü­ren öff­ne­ten sich auf einen An­blick so über­ra­schen­der Ele­ganz, daß mir die Au­gen, ge­blen­det von dem Ge­gen­satz zu der Welt drau­ßen, schmerz­ten. Und da­bei war die Ein­rich­tung in wei­chen, dunklen Far­ben ge­hal­ten, und die Be­leuch­tung war ge­dämpft. His­to­risch aus­se­hen­de Mö­bel wa­ren ge­schmack­voll auf­ge­stellt. Die we­ni­gen Ti­sche wa­ren mit Tü­chern in sat­tem Kas­ta­ni­en­braun ge­deckt. Die Bil­der an den Wän­den zeig­ten den Stil der Re­naissance, oder viel­leicht – auf dem Schwar­zen Markt gab es ei­ne große Zahl au­then­ti­scher Kunst­wer­ke zu kau­fen – wa­ren es auch ech­te Re­naissance-Ge­mäl­de.
    Ein vor­schrifts­mä­ßig ge­klei­de­ter Maitre d’ho­tel, der Pi­er­re of­fen­sicht­lich wie­der­er­kann­te, kam auf uns zu und be­grüß­te uns herz­lich. Pi­er­re stell­te mich vor. Der Mann mus­ter­te mich, bil­lig­te, was er sah, und be­grüß­te mich so­dann mit eben­so­viel Über­schwang. Er sag­te, un­ser Zim­mer sei be­reit, und führ­te uns durch den Haupt­spei­se­saal des Re­stau­rants. Ich ver­such­te, nicht so von der ei­ge­nen Wich­tig­keit über­zeugt drein­zu­bli­cken wie Pi­er­re und der Maitre d’ho­tel.
    Un­ser pri­va­tes Spei­se­zim­mer war ei­ne klei­ne­re Aus­ga­be des großen. Die bei­den Bil­der an den stoff­be­spann­ten Wän­den stamm­ten aus ei­ner viel spä­te­ren Zeit. Eins stell­te Ba­den­de an ei­nem Strand um 1900 dar. Sie tru­gen ge­streif­te Ba­de­an­zü­ge mit Vo­lants, die den Kör­per fast ganz be­deck­ten. Das Bild ent­sprach der At­mo­sphä­re im L’Etre. Ihm ge­gen­über hing das Por­trät ei­nes Dan­dys in sehr dunklen Far­ben. Ob­wohl der Mann et­was Hoch­mü­ti­ges an sich hat­te, als stel­le er un­ser Recht, im glei­chen Raum mit ihm zu spei­sen, in Fra­ge, war er ein re­prä­sen­ta­ti­ver Ver­tre­ter der Kund­schaft.
    Wir setz­ten uns, und ich stell­te fest, daß der an­ge­neh­me Ge­ruch im Raum von den ro­ten und gel­ben Blu­men auf un­serm Tisch kam. Sie stan­den in ei­ner grie­chisch de­ko­rier­ten Va­se, über de­ren Run­dung spär­lich be­klei­de­te Leu­te ein­an­der nach­jag­ten. Blu­men wa­ren ei­ne kost­spie­li­ge Sel­ten­heit. Auf der gan­zen Welt durf­ten sie nur mit be­son­de­rer Ge­neh­mi­gung in Ge­wächs­häu­sern mit Ele­men­ten­kon­trol­le an­ge­baut wer­den.
    Ich frag­te mich, wie die Di­rek­ti­on des Re­stau­rants es sich er­lau­ben konn­te, uns Blu­men hin­zu­stel­len und uns trotz­dem noch zu füt­tern. Es tat mir leid, daß ich nicht wuß­te, was für Blu­men es wa­ren. Das er­wähn­te ich Pi­er­re ge­gen­über, doch er roch nur kurz an ih­nen und er­klär­te dann, er ha­be nie viel um Blu­men ge­ge­ben. Der Ge­dan­ke an ih­ren Preis führ­te mich zu der Fra­ge, wie­viel Pi­er­re für die Mahl­zeit wer­de be­zah­len müs­sen.
    »Was ist all den Ers­ter­neu­er­ten zu­ge­sto­ßen?« er­kun­dig­te ich mich, wäh­rend Pi­er­re beim Kell­ner ein ex­qui­si­tes Es­sen be­stell­te.
    »Sie hat­ten ein sehr un­ter­schied­li­ches Schick­sal. Bei ei­ni­gen war ir­gend­wann ein­mal ei­ne Er­neue­rung ein Miß­er­folg, ei­ni­ge hat­ten in spä­te­ren Le­bens­span­nen Un­fäl­le und wur­den da­bei zu schwer ver­letzt oder zu spät in die Er­neue­rungs­kam­mer ge­bracht. Und dann gab es noch je­ne, die mit den ih­nen ge­währ­ten zu­sätz­li­chen Jah­ren zu­frie­den wa­ren und einen na­tür­li­chen Tod wähl­ten, wie das Ge­setz es fest­stellt. Doch trotz all die­ser un­ver­meid­li­chen Un­fäl­le hät­ten ein paar von ih­nen un­schwer bis in un­se­re Zeit über­le­ben kön­nen. Tat­säch­lich lie­fen bis vor ein paar Jah­ren im­mer noch ei­ni­ge her­um.«
    »Was ist ge­sche­hen?«
    »Vor et­wa

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