Alicia II
Stimme heraus. Außerdem wirkte er zu alt, um dies Spiel zu betreiben.
»Wo ist Rosalie?« fragte ich.
Er warf einen Blick zu seinem Gefährten hinüber, der langsam ungeduldig wurde.
»Wir wissen es nicht«, antwortete er. »Sie wurde fortgebracht.«
»Das habe ich gesehen.«
»So? Und auch das konnte Ihr Herz nicht rühren?«
»Was soll das alles? Warum haben Sie mich gezwungen, hier hereinzukommen?«
»Zu einer Diskussion. Vielleicht töten wir Sie. Wir könnten es. Wir töten Sie und verstauen Ihren Körper irgendwo, bis er verwest und nutzlos geworden ist. Dann ist es vorbei mit Ihrer Unsterblichkeit.«
»Sie sehen nicht gerade nach einem Killer-Kommando aus.«
»Richtig. Sie haben zwei unserer Teams gesehen, nicht wahr?«
»Aus nächster Nähe. Sie haben bei dem Versuch, mich loszuwerden, keine besonders gute Arbeit geleistet. Wie ich vermute, glauben Sie, daß Sie es besser können?«
»Wir haben unsere Methoden etwas verfeinert. Die Bücher weisen in letzter Zeit eine höhere Erfolgsrate aus.«
»Sie führen Buch über die Attentate?«
»Fortschritt muß gemessen werden.«
»Und Tod ist Fortschritt?«
»In dieser Gesellschaft ja. Aber wir haben nicht die Absicht, Sie zu töten. Nicht jetzt. Sie könnten uns immer noch nützlich sein, könnten ein Erweckungserlebnis haben, das Sie umdreht und zu uns kommen läßt.«
»Inzwischen«, sagte der andere Mann, der damit zum ersten Mal sprach, »möchten wir Sie nur daran erinnern, daß wir da sind. Und daß wir, wenn wir es müde sind, auf Sie zu warten, oder einen politischen Vorteil darin sehen, immer noch zu einem Killer-Kommando werden können, das Sie eliminiert.«
»Ich werde auf der Hut sein. Kann ich jetzt gehen?«
»Ja«, antwortete der erste Mann. »Ich hatte mich darauf gefreut, mit Ihnen zu reden. Vielleicht reden wir irgendwann wieder miteinander.«
»Ich würde gern sagen, nur über meine Leiche, aber dann könnten Sie mir antworten, das sei leicht zu bewerkstelligen, und mir liegt nicht viel an dem Ritual.«
Ich ging zur Tür. Ich warf einen Blick zurück auf das sitzende Paar, das mir ungerührt nachsah. Es war etwas Merkwürdiges an der Art, wie sie saßen, wie sie guckten. Da war zu viel Ruhe und zu wenig revolutionärer Geist. Sie schienen Theater zu spielen, aber wer hatte etwas davon? Es war kaum zu glauben, daß sie nur mit mir hatten reden wollen, vor allem, da nichts dabei herausgekommen war. Vielleicht wollten sie mich nur begutachten, mich auf irgendeine Art testen. Aber warum?
4
Ich hätte die Verabredung zum Dinner gern platzen und Pierre auf mich warten lassen, wie Alicia es so oft mit mir tat. Statt dessen traf ich Pierre in dem Café. Er stand sofort von seinem Tisch auf und führte mich zurück auf die Straße.
»Wohin gehen wir?« fragte ich ihn und versuchte, da er sich bemerkenswert schnell bewegte, an seiner Seite zu bleiben. Es war erstaunlich, welche Strecke er mit jedem Schritt seiner kurzen Beine zurücklegte.
»Ich habe ein Privatzimmer im L’Etre reservieren lassen, dem einzigen wirklich feinen Restaurant, das auf diesem Kontinent übriggeblieben ist. L’Etre ist exquisit, kommt aber an bestimmte Konkurrenten jenseits des Meeres nicht heran.«
Das L’Etre war gut versteckt. Angesichts der Fassade des elenden Gebäudes, in dem sich das Restaurant befand, hätte niemand vermutet, daß sich dahinter ein Beispiel für vornehme Gastlichkeit verbarg. Das Haus stand in einem alten Teil der Stadt, einem kaum noch bewohnten Viertel. Die Gebäude waren im alten Stil erbaut, die Straßen waren gerade und schnitten sich rechtwinklig, und ich erinnerte mich des Eindrucks, den Cleveland vor vielen Jahren auf mich gemacht hatte.
Pierre hatte einen Hausschlüssel, einen
Weitere Kostenlose Bücher