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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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aus­ein­an­der­set­zen, ich ken­ne sie nicht ein­mal. Je­den­falls hat er ei­ne kom­pli­zier­te Ope­ra­ti­on an dei­nem Ge­hirn durch­ge­führt. Er hat et­was in dei­nem Hy­po­tha­la­mus ver­letzt – ver­nich­tet, muß man schon sa­gen.«
    »In mei­nem Hy­po-was?«
    »Hy­po­tha­la­mus. Ein Teil des Ge­hirns, der na­he am obe­ren En­de des Nach­hirns und ne­ben dem Hir­nan­hang liegt. Die Kon­trol­le des Hir­nan­hangs ist sei­ne wich­tigs­te, aber nicht ein­zi­ge Funk­ti­on. Er übt au­ßer­dem die Kon­trol­le über die pri­mi­ti­ver­en mensch­li­chen Trie­be aus. Hun­ger, Durst, Lust, Tem­pe­ra­tur, Ag­gres­si­on und das, wor­über du dir Ge­dan­ken machst: Sex. Je­de Funk­ti­on hat ih­ren Sitz in ei­nem an­de­ren Ge­biet des Hy­po­tha­la­mus. Und un­ser Meis­ter-Chir­urg ist in die Re­gi­on ein­ge­drun­gen, die den Ge­schlechts­trieb af­fi­ziert. Ich weiß noch nicht, wie er es ge­macht hat, viel­leicht fin­den wir es nie her­aus. Doch es sind dort – und in kei­nem an­de­ren Teil dei­nes Hy­po­tha­la­mus – un­ver­kenn­ba­re Spu­ren von Ver­let­zun­gen. Wä­re er von sei­nem Ziel nur ein biß­chen nach links ab­ge­irrt, dann hät­te er zum Bei­spiel dei­nen Nah­rungs­auf­nah­me­trieb be­sei­ti­gen kön­nen, was an­ge­sichts dei­ner ge­frä­ßi­gen Art kein großer Scha­den ge­we­sen wä­re. Okay, was er an­ge­rich­tet hat, ist ei­ne viel­leicht in­ope­ra­ble Ver­let­zung der Se­xual­trieb-Re­gi­on. Wenn ich das rich­tig se­he, dann wird dir auch ei­ne er­folg­rei­che Ope­ra­ti­on dei­nes Kör­pers nicht wei­ter­hel­fen. Viel­leicht wird dein Ge­hirn nicht im­stan­de sein, ihm Bot­schaf­ten zu sen­den, die den se­xu­el­len Pro­zeß ein­lei­ten, auch wenn sonst al­les in die­sem Netz­werk in Ord­nung ist. Zum Bei­spiel ist ei­ne der an­ge­grif­fe­nen Hy­po­tha­la­mus-Funk­tio­nen die Se­kre­ti­on von LTH – dem lu­teo­tro­pen Hor­mon. Das LTH kon­trol­liert den Aus­stoß von Ge­schlechts­hor­mo­nen, die Ovu­la­ti­on im weib­li­chen, die Sper­ma­bil­dung im männ­li­chen Kör­per. Im Au­gen­blick hast du kei­ne LTH-Se­kre­ti­on. Du siehst, dein Ge­schlechts­trieb mag an zahl­lo­sen Stel­len blo­ckiert sein. An­de­rer­seits, wenn man die Mys­te­ri­en des Ge­hirns und die Wun­der der Hor­mo­ne be­trach­tet, hat das Her­ump­fu­schen je­nes Arz­tes an dei­nem Hy­po­tha­la­mus viel­leicht doch nicht so­viel Ein­fluß auf dei­ne se­xu­el­len Fä­hig­kei­ten. Ich weiß es wirk­lich nicht. Ich ha­be das Ge­fühl, daß der Arzt ge­nau wuß­te, was er tat, und daß dir sei­ne Ar­beit Schwie­rig­kei­ten be­rei­ten wird.«
    »Das ver­ste­he ich al­les nicht. Du sagst, die Be­schä­di­gung ma­che mich un­fä­hig, ei­ne Frau zu be­geh­ren. Aber wenn ich mit Ali­cia zu­sam­men war – und üb­ri­gens auch mit an­de­ren Frau­en –, dann ha­be ich sie trotz mei­nes sa­bo­tier­ten Zu­stan­des be­gehrt, ganz be­stimmt.«
    »Du meinst, du ha­best sie be­gehrt. Wie­der ein Mys­te­ri­um des Ge­hirns. Der Mann hat dei­ne Denk­pro­zes­se nicht be­ein­flußt. Stell es dir so vor: Du kannst die Bot­schaft in Ge­dan­ken for­mu­lie­ren, aber der Teil des Ge­hirns, des­sen Auf­ga­be die Wei­ter­lei­tung ist, kann ihn nicht sen­den.«
    »Du sprichst von mei­nem Kör­per wie von ei­nem Te­le­gra­phen­netz. Ein paar gott­ver­damm­te Lei­tun­gen sind aus­ge­fal­len oder so et­was.«
    »Ei­ne al­ber­ne, aber taug­li­che Me­ta­pher. Je­den­falls, wenn dich die ers­ten Ope­ra­tio­nen nicht hei­len und es not­wen­dig wird, das Ge­hirn zu re­pa­rie­ren – und das hal­te ich für ziem­lich wahr­schein­lich –, könn­ten wir es ver­su­chen. Wie al­le Ge­hirn­ope­ra­tio­nen wä­re es ei­ne ge­fähr­li­che Sa­che, be­son­ders da der Hy­po­tha­la­mus tief drin­nen sitzt und nicht leicht er­reich­bar ist. Es gibt da ein be­stimm­tes mi­kro­chir­ur­gi­sches In­stru­ment, das das Ge­hirn nicht nur durch­bohrt, son­dern auch im­stan­de ist, ge­wis­se Din­ge zu tun, so­bald es sei­nen Be­stim­mungs­ort er­reicht hat. Aber auch un­ter den bes­ten Be­din­gun­gen kann ich einen Er­folg nicht ga­ran­tie­ren, und das Schlim­me ist,

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