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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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die Pe­ri­ode der Dun­kel­heit sehr lang sein, selbst wenn ei­ner dei­ner Plä­ne Er­folg hat. Wenn du mit ei­nem fun­kel­na­gel­neu­en Kör­per zum Vor­schein kommst, mag sich Ali­cia in ei­ne al­te He­xe ver­wan­delt ha­ben. Hast du dir das schon über­legt?«
    »Heut­zu­ta­ge wird nie­mand mehr ei­ne al­te He­xe, das weißt du, Ben.«
    »Gut, gut, die schö­ne, aber al­te Ali­cia be­grüßt den schö­nen, aber jun­gen Voss vor den To­ren der Er­neue­rungs­kam­mer. Ro­te Son­nen­un­ter­gän­ge neh­men für euch ein spe­zi­el­les Leuch­ten an und win­ken mit ih­ren Fin­gern zu der Öde drau­ßen hin. Aus dem Bo­den sprie­ßen durch Zau­ber­kraft Bäu­me. Die Er­neue­rungs­kam­mer ex­plo­diert, weil die wah­re Un­s­terb­lich­keit ent­deckt wor­den ist, wahr­schein­lich von euch bei­den. Fort­an wer­den kei­ne Wie­der­ver­wer­tungs­kör­per mehr ge­braucht. Ist das ro­man­tisch ge­nug für dich? Al­so be­sor­ge dir einen neu­en Kör­per und hör auf, mich mit dei­ner miß­li­chen La­ge zu be­hel­li­gen. Die Lie­be wird al­le Schwie­rig­kei­ten über­win­den.«
    Ben dreh­te sei­nen Schreib­tisch­ses­sel zur Sei­te und fand et­was an der Wand, das er an­star­ren konn­te.
    »Ben, ich bin doch nicht un­ver­nünf­tig. Ich will dir dar­in ja gar nicht wi­der­spre­chen. Aber was soll ich tun?«
    Lan­ge Zeit ant­wor­te­te er nicht. Dann dreh­te er sei­nen Stuhl zu­rück und sah mich an.
    »Ich fin­de, du soll­test gar nichts tun. Geh zu dei­ner Ali­cia zu­rück und macht euch das Le­ben so schön, wie ihr könnt. Tauscht Zärt­lich­kei­ten, amü­siert euch, reist, macht aus eu­rem Se­xual­le­ben, was ihr könnt, sei es be­frie­di­gend oder un­be­frie­di­gend, oder ver­zich­tet ganz dar­auf und fin­det an­de­re We­ge, eu­re tiefe­ren Ge­füh­le aus­zu­drücken.«
    Jetzt blick­te ich weg. An der glei­chen Wand, die er eben an­ge­st­arrt hat­te, ent­deck­te ich Schat­ten­mus­ter.
    »Du meinst, wir sol­len in den Gren­zen, die uns ge­zo­gen sind, tun, was wir kön­nen.«
    »Ge­nau. Du willst, was selbst­süch­ti­ge Leu­te im­mer wol­len – ein Wun­der. Ich hof­fe da­ge­gen, die Wun­der kom­men zu selbst­lo­sen Leu­ten. Wie dem auch sei, du und Ali­cia, ihr soll­tet zu­sam­men­blei­ben, so­lan­ge es geht, und eu­er Le­ben, wie ihr es eben fer­tig­bringt, glück­lich, scheuß­lich oder mit­tel­mä­ßig ge­stal­ten. Das Le­ben braucht nicht ewig zu dau­ern, und die Lie­be auch nicht – ist das et­wa kein Kern­spruch? Viel­leicht ge­lingt es euch, ei­ne vol­le Le­bens­span­ne ge­mein­sam zu ver­brin­gen, viel­leicht auch nicht. Wo ist da ein Un­ter­schied? Wenn du am En­de der Stra­ße oder der Bahn oder der Brücke des Le­bens an­ge­langt bist, kannst du sie viel­leicht über­re­den, daß sie sich dir im Bein­haus an­schließt. Und dann wer­det ihr bei­de in ge­stoh­le­nen neu­en Kör­pern wie­der­ge­bo­ren und könnt euch schad­los hal­ten für das, was euch ent­gan­gen ist.«
    »Ali­cia ist ge­gen das Er­neu­ern, das hast du eben selbst ge­sagt. Sie wird nie­mals …«
    »Ich weiß. Zum Teil will ich dich quä­len, zum Teil den­ke ich mir aber auch: Wer weiß, wie ih­re Ein­stel­lung sein wird, wenn sie ein­mal acht­zig ist und mit dem Kopf wa­ckelt? Es ist ein Ri­si­ko, und du bist doch stolz auf dei­ne Fä­hig­keit, Ri­si­ken ein­zu­ge­hen. Je­den­falls ist das mein Rat. Und du siehst gar nicht aus, als seist du glück­lich dar­über.«
    »Ben, ich möch­te so zy­nisch sein wie du! Dann könn­te ich es ak­zep­tie­ren, daß …«
    Ben schmet­ter­te die Faust auf den Schreib­tisch, so daß Pa­pie­re da­von­flat­ter­ten und ich er­schro­cken in mei­nem Ses­sel zu­rück­fuhr.
    »Ver­dammt, Voss, das sieht dir ähn­lich! Du nennst mich zy­nisch. Okay, mach es auf dei­ne Art. Ich ha­be dir mei­nen Rat ge­ge­ben, und du kannst da­mit an­fan­gen, was du willst. Um den am we­nigs­ten schmerz­li­chen Weg zu wäh­len, bist du ja doch zu trüb­sin­nig.«
    »Den am we­nigs­ten schmerz­li­chen Weg?«
    »Am we­nigs­ten schmerz­lich für Ali­cia. Und für dich selbst, wenn du es nur ein­se­hen wür­dest. Okay, wahr­schein­lich wür­de es so­wie­so nicht klap­pen. Wenn ich Ali­cia rich­tig

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