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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Wie­so?«
    »Der Grün­de sind zu vie­le, als daß ich sie ka­ta­lo­gi­sie­ren könn­te. Neh­men wir nur ein­mal die au­gen­blick­li­che Si­tua­ti­on. Okay, du meinst, du brauchst einen neu­en Kör­per oder ei­ne dem ähn­li­che Lö­sung.«
    »Na­tür­lich. Was hat das …«
    »Du bist im­mer auf ein­fa­che Lö­sun­gen aus ge­we­sen. Manch­mal steckt ei­ne ro­man­ti­sche Ein­stel­lung da­hin­ter, die ei­nem bei­na­he zu Her­zen ge­hen könn­te – aber, o Gott! auch welch ein­glei­si­ger Ver­stand! Viel­leicht liegt das an der Art, wie du dich be­den­ken­los von den sonst all­ge­mein gül­ti­gen Be­grif­fen ab­kehrst. Das Le­ben ist nicht so, wie du es gern hät­test, al­so ziehst du dich mit ei­ner net­ten jun­gen Frau in ei­ne un­ter­ir­di­sche En­kla­ve zu­rück und tauchst nur ge­le­gent­lich wie­der auf, um dich zu ver­ge­wis­sern, daß die Welt sich im­mer noch nicht ver­än­dert hat, daß sie dei­nen Be­dürf­nis­sen im­mer noch nicht ent­spricht. Dann be­ginnt dein neu­es Le­ben, und bei der Er­neue­rung geht et­was schief. Okay, es war nicht zu re­pa­rie­ren, es war ei­ne klei­ne­re Ka­ta­stro­phe. Was tust du? Führst du dei­ne Re­ser­ven an Mut ins Tref­fen, die dich be­rühmt ge­macht ha­ben? Nein, du läufst zu den Ster­nen da­von, kämpfst ge­gen un­heim­li­che We­sen, ze­men­tierst dir ein Image, das über­haupt kei­nen Be­zug auf die Rea­li­tät hat. Von neu­em suchst du ei­ne Lö­sung für ein Pro­blem zu fin­den, das im Grun­de nur dei­ne Un­zu­frie­den­heit mit dem dir zu­ge­fal­le­nen Los ist, in­dem du die Ge­ge­ben­hei­ten än­derst. Man könn­te auch sa­gen, du än­derst den Kon­text, um dein Lei­den nicht ak­zep­tie­ren zu müs­sen, du dich­test dein Le­ben zu ei­nem kos­mi­schen Me­lo­dram um …«
    »Ben …«
    »Gut, gut, da­mit bin ich zu weit ge­gan­gen. Ich las­se mich fort­rei­ßen. Okay, du kommst zu­rück, triffst Ali­cia wie­der, stei­gerst dei­ne Lie­be zu dra­ma­ti­schen Pro­por­tio­nen, und dann kommst du zu mir und ver­langst einen neu­en Kör­per, be­zie­hungs­wei­se die Mög­lich­keit, einen neu­en Kör­per zu er­hal­ten. Naiv? Das ist bei­na­he kin­disch, Voss.«
    »Das mag sein, aber was hast du …«
    »Sei ru­hig. Okay, neh­men wir ein­mal an, ich kann dir einen neu­en Kör­per ver­schaf­fen. Was willst du mit ihm ma­chen, ab­ge­se­hen da­von, daß du dann dei­nen Ap­pe­tit auf dei­ne ein­zig Ge­lieb­te stil­len wirst? Wenn sie dich läßt. Den­ke an ih­re Ein­stel­lung zum Er­neue­rungs­pro­zeß, an ih­re Idea­le.«
    »Wie­so weißt du so ver­dammt viel über Ali­cia, wie­so …«
    »Ich ken­ne sie viel­leicht et­was bes­ser, als du ver­mu­test, mein Freund. Wie dem auch sei, denk über sie nach. Denk zur Ab­wechs­lung über Ali­cia nach. Wirst du in dei­nem neu­en Kör­per – den du dir nicht vor­her aus­su­chen kannst, ver­giß das nicht! – so wun­der­bar sein, daß sie dir an den Hals fliegt, dank­bar da­für, in ih­rem Le­ben und ih­rem Bett einen hei­len, un­be­schä­dig­ten, männ­li­chen, erns­ten und ro­man­ti­schen jun­gen Vos­si­lyev will­kom­men hei­ßen zu kön­nen? Be­ant­wor­te mir das.«
    Sei­ne Stim­me klang zor­ni­ger, als ich es an ihm ge­wöhnt war.
    Was er sag­te, ver­misch­te sich in mei­nem Geist mit dem, was Ali­cia im St. Ethel-Camp ge­sagt hat­te, als ha­be Ben jetzt ih­re Be­mer­kun­gen über mei­ne psy­chi­sche und so­zia­le Im­po­tenz für mich klar­ge­stellt, in­dem er mich als naiv be­zeich­ne­te. Es konn­te nicht wahr sein. Ich war zu in­tel­li­gent, mir der Fol­gen zu stark be­wußt, zu sehr Herr mei­ner Ge­füh­le. Plötz­lich fiel mir ein, was sich ein nai­ver Mensch dar­un­ter vor­stel­len wür­de.
    »Viel­leicht hast du recht, Ben«, räum­te ich ein. »Viel­leicht wä­re ein neu­er Kör­per der falsche Weg. Aber ich bin ver­zwei­felt.«
    »Voss, ich möch­te nicht un­freund­lich sein. Mög­li­cher­wei­se bist du in dei­nem glän­zen­den neu­en Kör­per wirk­lich so wun­der­bar, daß du Ali­cia von neu­em er­oberst, ich weiß es nicht. Auch sie scheint ein biß­chen ro­man­tisch ver­an­lagt zu sein. Al­les kann pas­sie­ren – zum Bei­spiel kann, was du nicht ver­ges­sen darfst,

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