Alicia II
einschätze, wird sie sich nicht zu dem zu Hause sitzenden Frauchen entwickeln, das ein zäher Kerl wie du braucht. Auch wird sie mit nichts als Zärtlichkeit nicht ganz zufrieden sein. Aber ihr könnt ein paar Tage, sogar ein paar Monate haben. Nehmt sie euch!«
»Nein. Ich kann nicht. Es wäre nicht fair gegen sie, nicht fair gegen …«
»Nicht fair gegen dich, das meinst du im Grunde damit, mein Freund. Okay, es ist nicht fair. Du willst mehr, sogar sie wird mehr wollen. Deiner Ansicht nach muß etwas unternommen werden. Scheiße. Vielleicht könnte etwas unternommen werden.«
Ben wählte diesen Augenblick, um die Wand von neuem mit Blicken zu bombardieren. Ich hätte ihn lieber wieder in seiner knappen, professionellen Art gesehen. An die Nervosität, die Unschlüssigkeit des erneuerten Ben war ich nicht gewöhnt.
»Verdammt«, stieß ich endlich hervor. »Was? Was kann unternommen werden?«
»Ich habe vielleicht gesagt, vergiß das nicht. Aber es könnte eine Operation möglich sein.«
»Eine Operation? Hast du nicht gesagt …«
»Ja, ich erinnere mich, daß ich dir gesagt habe, eine Operation komme nicht in Frage. Das ist Jahre her. Damals tauchten gerade die ersten Sabotagefälle auf. Heute wissen wir mehr über die Techniken, die bei der Sabotage angewandten chirurgischen Techniken. Reparaturen können …«
»Das hast du gewußt? Die ganze Zeit, seit ich zurückgekommen bin, hast du es gewußt und nicht einmal darüber gesprochen?« – »Reg dich ab. Ich habe darüber nachgedacht, ich habe die Gefahren o ja, es gibt Gefahren! – abgewogen und mich entschlossen, dir nichts davon zu erzählen und auf einen geeigneteren Zeitpunkt zu warten. Jetzt ist er gekommen, wie du zugeben wirst. Eine Operation und es müssen mehrere durchgeführt werden – hat eine Erfolgsaussicht von weniger als fünfzig zu fünfzig, und …«
»Das riskiere ich.«
»Eine deiner Schwächen. Du gehst ein Risiko ein, auch wenn die Wahrscheinlichkeit mit mehr als fünfzig Prozent gegen dich steht. Nun zu deinem Körper. Mehr als vierzehn Jahre sind vergangen, seitdem du diesen Apollo-Körper geerbt hast, vierzehn Jahre, in denen die Sabotage wer weiß was für Folgen gehabt haben kann. Ein Abbau, eine Atrophie, alle möglichen Entwicklungen, von denen du als Laie nichts weißt und die du nicht verstehen würdest. Es gibt zu viele Möglichkeiten, die dein Leiden inoperabel machen können.«
»Das kann ich mir vorstellen. Aber wo liegt darin eine Gefahr?«
»Dabei ist die Gefahr nicht groß. Wir können dich aufschneiden, feststellen, wie groß deine Chancen sind, uns gegen eine Operation entscheiden, dich wieder zunähen und die Narbe heilen, und für dich hätte sich im Grunde nichts geändert. Wenn wir andererseits die ziemlich komplizierte Operation durchführen und keinen Erfolg haben, wirst du sie höchstwahrscheinlich wenigstens überleben. Aber es können weitere Operationen notwendig sein, unendlich gefährlichere Operationen. Siehst du, als ich dich zum ersten Mal mit meinen alles andere als perfekten Diagnose-Geräten untersuchte, entdeckte ich nur die an deinem Körper durchgeführte Sabotage. Es bestand kein Grund, weiter zu suchen. Nach deiner Rückkehr aus dem Weltraum wurdest du jedoch gründlicher untersucht. Mit all dem Geld von der Regierung hatte ich mir inzwischen eine bessere Ausrüstung anschaffen können. Jedenfalls ergab sich aus dem letzten Ausdruck ein weiteres Problem. Von selbst wäre ich nie darauf gekommen. Okay, es ist folgendes: Wer die Sabotage auch durchgeführt hat, war ein größerer Könner, als ich vorher angenommen hatte, war boshafter und gründlicher. Ich kann dir nicht alle Einzelheiten
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